Julius Lawhead 2 - Flammenmond
rutschte tiefer. Ich starrte sie an, immer nur sie, während sie mir Lust bereitete und ich hilflos nach Atem rang.
Schließlich ließ sie im letzten Moment von mir ab und ließ mich wie einen Gestrandeten zurück. Amber küsste meine Augenlider, meinen Mund, rieb ihre Wange an meiner Brust.
Sie kann mich haben, dachte ich, für alle Ewigkeit.
Oh, wenn sie mir doch nur erlaubte, ihr die fehlenden Siegel zu schenken, wenn sie doch nur!
»Was ist?«, fragte Amber weich.
»Nichts«, brummte ich und sah in ihre schönen, grünen Augen.
»Doch, es ist etwas. Ich merke, wie du dich vor mir verschließt.«
»Nichts als Träumereien eines törichten Vampirs.«
»Julius«, mahnte sie und strich mir mit den Fingern über die Brauen.
Ich hob den Kopf.
»Darum geht es«, sagte ich, öffnete die Siegel und schickte warme Energie und Wohlgefühl hindurch. Der Turmalin fraß sie sofort auf, aber Amber seufzte dennoch und presste eine Hand über ihr Herz. Ihre Brust hob und senkte sich mit tiefen Atemzügen.
»Es fehlen zwei.«
Amber wurde schlagartig ernst. Genau diese Reaktion hatte ich erwartet.
»Du wolltest es wissen. Ich möchte dich niemals verlieren, ich will mit dir verbunden sein, Amber. Alles, was mir gehört, gehört dir. Meine Kraft, mein Leben. Verurteile mich nicht für meine Träume. Ich dränge dich nicht.«
»Doch, Julius, genau das tust du«, antwortete sie und rückte von mir ab. »Wir kennen uns nicht einmal ein halbes Jahr!«
»Aber ich weiß, dass es richtig ist. Ich weiß es!«
»Julius, hier geht es um mein ganzes restliches Leben.«
»Um meines doch auch.«
»Aber du hast dein Leben schon gelebt, ich noch nicht!«
Ich schwieg und starrte sie an. Sie hatte mir nicht weh tun wollen, aber sie tat es, und es war mir egal, was sie sich bei ihren Worten gedacht hatte. Ich setzte mich auf und schlug die Beine über die Bettkante. Amber versuchte mich festzuhalten, doch ich riss mich los.
»Lass mir Zeit, Julius.«
Ich langte nach meiner Hose und behielt sie in der Hand.
»Komm zurück ins Bett. Bitte!« Amber streckte ihre Hand nach mir aus, aber ich schüttelte den Kopf. Sie ließ sie sinken. »Wo willst du hin? Was machst du jetzt?«
»Ich lasse dir Zeit!«
Ich schlüpfte in meine Kleidung und stand auf. Amber starrte mich die ganze Zeit über an. Die Luft vibrierte förmlich vor negativer Energie.
Ich griff nach meinen Schlüsseln, die auf einem kleinen Tisch gelegen hatten, und trat zu Tür. »Schlaf gut!«
Sobald ich auf dem Flur war, hörte ich sie schreien. Nur ein Mal, dann ging irgendetwas zu Bruch. Ich beschleunigte meinen Schritt, lief an dem Fahrstuhl vorbei und die Treppe hinunter. Am liebsten hätte ich auch geschrien und etwas zerstört, ein Ding, ein Leben, egal was!
Ich hetzte an dem Nachtportier vorbei und stellte mir vor, wie ich mit seinem Blut das Schlüsselbrett bekleistern würde. Er sah auf, als er meine Schritte hörte, und in diesem winzigen Augenblick erkannte er das Monster in mir. Ich bleckte die Zähne, dann war ich auch schon draußen und atmete die kalte Nachtluft ein.
Vor der Tür lief ich auf und ab, bis der Brand in meiner Brust erkaltete und die Phantasien von Gewalt und Terror verschwanden.
Ich war wieder in der Lage, meine Umgebung ruhig wahrzunehmen. Der Morgen war noch eine Stunde entfernt und um diese Uhrzeit war unser Gespann das einzige Fahrzeug, das direkt vor dem Eingang der Lodge parkte. In der Luft hing der schwere Duft von nasser Erde und Regen.
Im Wohnwagen brannte Licht. Steven und Christina hatten mich längst bemerkt. Ein wütender Vampir hatte keine Chance, sich vor seinesgleichen zu verstecken. Mein Zorn musste für sie fast schmerzhaft fühlbar gewesen sein. Ich hatte mich wieder nicht unter Kontrolle gehabt. Lief hier auf und ab und trug meine Gefühlswelt wie riesige Reklametafeln durch die Landschaft, wie es einem Meister nicht passieren sollte.
Curtis hätte mir ein paar passende Worte gesagt.
Ich konzentrierte mich auf meine Schilde und verschloss mich, bis nichts mehr durchsickerte. Sobald meine Aura glatt war wie eine Wand aus Glas, ging ich zum Wohnwagen und trat ein.
Die jungen Vampire taten, als seien sie überrascht, mich zu sehen. Sie lagen gemeinsam auf dem Sofa unter einer Wolldecke. Chris hielt eine Packung Taschentücher in der Hand, und auf dem Boden verstreut lagen jene, die ihre Aufgabe erfüllt hatten. Die beiden wirkten verloren, wie zwei Welpen im Regen, die das letzte bisschen Wärme, das sie besaßen,
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