Julius Lawhead 2 - Flammenmond
seinen Meister an. Coe lächelte sein undurchdringliches Lächeln. »Er gehört Ihnen, Lawhead, machen Sie mit ihm, was Sie wollen.«
Conway ließ die Kette fallen. Brandon umklammerte sie weiterhin.
»Ich fürchte, er ist ein wenig scheu«, lachte der Meister.
»Komm, Brandon, wir bringen dich nach Hause«, sagte ich ruhig, aber sobald ich einen Schritt auf ihn zumachen wollte, wurde seine Panik größer. Er hatte Angst vor mir. Erkannte er mich denn nicht?
Coes Magie knallte wie ein Peitschenschlag durch den Raum. Wir alle zuckten zusammen, Brandon schrie gepeinigt auf und stolperte auf mich zu.
Ich wollte gerade protestieren, als Brandon mir mit zitternden Händen die Kette entgegenhielt. Er umklammerte sie so sehr, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
Vorsichtig griff ich danach. Die Eisenringe waren dick und schwer, viel schwerer, als ich sie mir vorgestellt hatte. Ich schätzte die Kette in der gesamten Länge auf fast vierzig Pfund.
»Jetzt haben Sie, was Sie wollten, Mr Lawhead. Ich denke, es wird Zeit, dass Sie gehen.« Coe reichte mir meine Urkunden. Jemand hatte sie in die lederne Mappe zurückgelegt, auf der Curtis’ Wappen prangte.
Steven stand noch immer neben Judith. Die Wirkung des Bluttausches ließ langsam nach, und er schien zu begreifen, was geschehen war. Tapfer reichte er Amber und Christina zum Abschied die Hand.
Als er sich zu mir wandte, rang er um Fassung. »Ich weiß, warum du das tust, und ich bin dir nicht böse«, flüsterte er, dann gaben auch wir uns die Hand.
Steven machte einen Schritt auf Brandon zu. Der wich so rasch zurück, dass mir die Kette beinahe aus den Händen geglitten wäre.
Coe lachte sein ekelhaftes Lachen. »Ich habe ja gesagt, er ist schneller weg, als man glaubt. Halten Sie ihn gut fest, Mr Lawhead. Kommen Sie, wir bringen Sie noch zur Tür.«
Amber und Christina folgten dem Meistervampir und seiner Frau, während ich versuchte, Brandon zum Gehen zu überreden.
»Komm«, sagte ich leise. »Komm, bitte.«
Brandon stand, als sei er am Boden festgewachsen. Seine Augen waren groß und schwarz und starrten einfach durch mich hindurch. Es war zum Verzweifeln, und ich hätte am liebsten geschrien. Also überwand ich mich und zog an der Kette. Anscheinend war sie die einzige Verbindung, die er noch zur Außenwelt hatte, denn er folgte mir endlich.
Brandon ging langsam und blieb immer wieder stehen, als könne er nicht begreifen, dass ich ihn tatsächlich nach draußen führte. Jedes Mal verharrte ich mit ihm und ließ ihn schauen.
Als wir endlich im Hof anlangten, waren Steven und Conway bereits damit beschäftigt, den Sarg auszuladen.
Ich gab Coe und Judith zum Abschied die Hand; fast hätte ich sie ermahnt, gut auf Steven zu achten, aber die Worte blieben mir im Hals stecken.
Stattdessen malte ich mir aus, wie ich den Meister gemeinsam mit der Jägerin aus Phoenix stellen und hinrichten würde.
KAPITEL 24
Als Coes Clan im Haus verschwunden war, blieben wir einen Augenblick im Hof stehen. Es war geschafft. Christina näherte sich ihrem Geliebten mit zögernden Schritten. Ich hoffte auf eine Reaktion. Vergebens. Aber immerhin versuchte er nicht, vor ihr davonzulaufen.
»Ich bin es, Brandon, erkennst du mich denn nicht?«
Erst als sie ihn berührte, bekam sie eine Reaktion. Er wich zurück, bis die Kette spannte, dann verfiel er wieder in seine Starre. Christina blickte ihn entsetzt an.
»Vielleicht wird es besser, wenn wir ihn erst einmal von hier weggebracht haben«, meinte Amber.
»Sicher, bestimmt hast du recht.« Ich kramte meine Wagenschlüssel hervor und gab sie ihr. Amber öffnete die Hintertür des Dodge.
»Brandon, steig bitte ein«, sagte ich ruhig, doch es geschah wieder nichts. Also kletterte ich zuerst hinein und zog ihn, sosehr ich es verabscheute, hinter mir her.
Der Vampir folgte der Kette, setzte sich und erstarrte wieder. Coe musste irgendetwas mit ihm angestellt haben. Manchmal konnte ein massiver Energieangriff zu derartigem Verhalten führen, das dann Stunden oder Tage anhielt. Das musste es sein, überlegte ich. Coe hatte keine weiteren Verletzungen riskieren wollen, um den Wert des Vampirs nicht noch weiter zu schmälern, und hatte sich deshalb auf diese Form der Tortur verlegt.
Christina schlug die Tür zu, und Brandon zuckte nicht zusammen.
»Wohin soll ich fahren?«, fragte Amber.
»Erst mal von hier weg. Ein Stück die Straße hinunter war eine große Haltebucht. Bring uns dorthin.«
Jetzt, in der Enge des Wagens,
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