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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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Coe für Vorlieben hat.«
    Amber riss erschrocken die Augen auf, wollte etwas erwidern und drehte sich dann weg. Sie nahm Christina in den Arm und die beiden Frauen hielten einander fest.
    Ich stellte mich vor Brandon auf. Dann zeigte ich ihm die Zange und wies auf die Kette an seinem Hals. »Ich werde den Stein entfernen, der dich taub für mich macht, aber dafür muss ich näher kommen, Brandon, verstehst du das? Ich will dir helfen!«
    Er presste sich in den Stuhl und krallte die Hände um den Sitz, und das, obwohl ich mich nicht von der Stelle gerührt hatte.
    »Sollen wir ihn festhalten?«, fragte Christina unschlüssig. Ich reichte ihr die Kette. »Ich glaube nicht, dass es dann besser wird. Ich versuche es erst mal so.«
    Ich näherte mich langsam. Mein Körper strömte beruhigende Energie aus, doch der Turmalin ließ sie von dem verstörten Vampir abprallen wie Regen von einem Fenster.
    Es war nutzlos. Je mehr Zeit ich aufwandte, desto weiter steigerte er sich in seine Angst. Als Brandons Meister konnte ich ihm nur helfen, wenn ich ihn auch erreichte. Nur dann konnte ich die besondere Kraft nutzen, die dieser Bindung innewohnte. Brandon schrie, sobald meine Finger seine Haut streiften. Ich zog den Turmalin von seiner Brust und setzte die Zange an. Seine Schreie steigerten sich weiter, und er versuchte aufzuspringen, doch dann waren die Frauen da und halfen, ihn festzuhalten. Ich presste die Zangenenden zusammen. Die Kette ließ sich leicht durchtrennen. Sobald sie zu Boden fiel, trat ich zurück und hob die Hände zu einer beruhigenden Geste.
    »Lasst ihn los!«
    Brandon hatte aufgehört sich zu wehren, sobald ich nicht mehr in seiner Nähe war. Jetzt atmete er heftig und blickte mich aus aufgerissenen Augen an. Ich fühlte sein Herz, fühlte es endlich wieder schlagen, als sei es ein Teil von mir. Brandons Lippen formten wieder meinen Namen. Ich spürte seine Erleichterung, aber keine Freude über unser Wieder­sehen.
    »Ist alles okay?«, fragte Christina.
    »Nichts ist okay, aber ich spüre ihn wieder«, antwortete ich. Im gleichen Moment blitzten Brandons Erinnerungen in mir auf. An die letzte Nacht und an das, was geschehen war, wenige Minuten, bevor wir die Villa erreichten. All meine Befürchtungen wurden mit einem Schlag bestätigt. Für einen Augenblick empfand ich seine Angst, ahnte seinen Schmerz und seine Scham. Ich trieb die fremden Empfindungen zurück und riss meine Schutzwälle hoch.
    Brandon starrte mich an. Er erkannte, dass ich gesehen hatte, was sie ihm angetan hatten. Es machte sein Leid in seinen Augen nur noch schlimmer. Er krümmte sich auf dem Stuhl zusammen, bedeckte das Gesicht mit den Händen und regte sich nicht mehr.
    Christina wollte zu ihm gehen, doch ich hob meine Hand.
    »Könnt ihr uns einen Moment alleine lassen?«
    »Klar«, erwiderte Amber, packte Christina am Arm und schob sie an Brandon vorbei zur Tür.
    »Außer Hörweite, bitte!«
    Ich wartete, bis die Frauen die Tür geschlossen hatten und ich ihre Schritte nicht mehr hören konnte, dann ging ich zu Brandon und setzte mich neben ihm auf den Boden.
    Vorsichtig schenkte ich ihm von meiner Energie und strich die Schmerzen aus seinem Körper. Ich konnte ihn nicht vergessen machen, was er erlebt hatte, aber ich hegte die Hoffnung, dass es andere konnten.
    »Wir finden einen Meister, der dir die Erinnerungen nimmt, Brandon.« Er schüttelte den Kopf und antwortete nicht.
    Dann legte ich meine Hand auf seine Schulter. Er zuckte nur kurz. Seine Haut war kalt, und ich konnte die frische Brandnarbe unter dem dünnen Stoff fühlen. Das Gewebe war wulstig und hart. Coe hatte Silberoxid hineingerieben, damit seine Initialen für immer in Brandons Schulter gebrannt waren.
    »Ich werde ihn umbringen, Brandon. Ich wollte dich nur zuerst da raushaben. Der Rat von Phoenix will ihn tot sehen.«
    »In mir wird Coe immer lebendig sein«, flüsterte Brandon mit erstickter Stimme. »In mir wird er niemals sterben.«
    »Du hast ihn schon einmal getötet. Du wirst es wieder tun.«
    »Nein. Er wird erst sterben, wenn ich sterbe, bis dahin lebt er in meinen Alpträumen.«
    Eigentlich hatte er recht. Wie sollte man so etwas vergessen können? Jedes Leid, jeder Verlust, den ich erlitten hatte, war geblieben. Die Zeit hatte dem Schmerz die Schärfe genommen, doch er war immer noch da. Manchmal glaubte ich, es wäre das, was uns wirklich von den Menschen unterschied. Es war nicht der Hunger, nicht die Angst vor der Sonne oder der Umstand, dass

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