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Jung genug zu sterben

Jung genug zu sterben

Titel: Jung genug zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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Hauptstadt ging von links nach rechts und zurück. Dann dasselbe noch einmal.
    Zählt das als vier Schwenks? Dann wäre das die 4 und würde passen. Oje, ich interpretiere mir hier einen Wolf! Ob das stimmt?!
    Tirana
. Das passt nicht. Er betrachtete eine Weile das Wort und überlegte, was ihm zu Albanien einfiele. Und dann, was wohl Pia einfiele. Der Buchstabenfetischistin. Es war keine schöne Schrift. Genau genommen stand da
TIRAN A
. Alles kursiv gesetzt, nur das letzte A nicht.
    Man kann Pia berichten, dass die USA bei einem Tsunamiuntergegangen sind, sie würde es mit einem interessierten »So?« quittieren. – Pia, der Papst hat sich als Lesbe geoutet!   –»So?«–   Aber gehe zu ihr und flüstere: »Hast du gesehen, dass der linke Serifenbogen des großen T gezogen aussieht?« Und ein Derwisch ist nichts gegen sie.
    Der Fehler kann Lena passiert sein. Aber ist er Zufall? Sie weiß, dass Pia und ich auf Buchstaben achten.
    Es dauerte fast drei Minuten, bis er darauf kam, dass Lena Tirano gemeint haben mochte. Und er hätte sich ohrfeigen mögen. Wenn man zu dicht vor einem Bild steht   …
    Die Liste las sich nun vollständiger:
– Erde = Lena > stimmt
– Mond = Mond und Iglu > stimmt
– Merkur = Bahn, Berninabahn
– Venus = Tirano
– Sonne = mein Foto im Sonnenlicht = ich
– Mars = Kriegsgott = Italia
– Jupiter = Zeichnung vom großen Kreis mit keinen Kreisen. > könnte stimmen. Europa!
– Saturn = die Erde?
– Fixsterne = Der Kreis der neun Fixsterne. Die 9 zugleich
als Ordnungszahl: 9.   Stelle! > stimmt
    Er hatte noch eine andere Idee: Das System der Ordnungszahlen müsste durchgängig sein. Es wäre eine doppelte Absicherung. Tatsächlich fand er zum Mond, also zu Platz 2, zwei Weißblenden in der Aufnahme. Bei Platz 5 waren es fünf, bei Platz 6 sechs.
    Okay, jetzt noch mal: kühler Kopf, durchatmen.
    Tatsächlich aber hockte er über seiner Liste und atmete kurz und fahrig.
    So weit kann ich nicht vom Ziel entfernt sein.
    Lena hat sich also wirklich an das kleine Holzmodell erinnert. Sie nutzt es, um mit mir verschlüsselt zu kommunizieren. Gut, die Kleine! Alle Achtung!
    Wenn Schroeter richtig liegt und es um ihren Aufenthaltsort geht, müsste ich das Modell von außen her lesen können. Sagen wir: Ganz außen sind die Fixsterne. Die nächstkleinere Einheit – auf 8 – ist die Erde. Die nächste – auf Platz 7 – Europa. Na also. Auf Platz 6: Italia! – Sie ist in Italien   …
    Auf Platz 5: Ich. – Hm   … Das passt nicht. Okay, das lasse ich außen vor.
    Die nächstkleinere Einheit ist – auf Platz 4 – Tirano. Klar, das ist eine Stadt in Italien. Wunderbar. Auf 3 ist die Berninabahn. Passt auch. Auf Platz 2   … Tja, da versandete er kläglich, der gute Jenissej! Sie wird ja nicht im Iglu hausen.
    Platz 1 ist sie selbst.
    Er sprang noch einmal zu Platz 5.
    Platz 5 ist die Sonne. Vielleicht hat sie wirklich mich gemeint. Und in diesem Fall keinen Ort innerhalb dieses Matroschka-Planeten-Prinzips.
    Lena steht als Mittelpunkt fest: 1.
    Außen die Fixsterne: 9.
    Und ich als Sonne, der eigentliche Fixstern auf dem vom Almagest vorgegebenen Platz: 5.   Ich, als ihr Fixstern und ihre Sonne. Hübsch   … Aber so hat sie es sicher nicht gemeint.
    Gut. Klar ist, dass Lena über die Filme ihren Aufenthaltsort mitteilt. Die Frage ist: Wo gibt es im sonnigen italienischen Tirano Iglus?
    Das muss ich Pia zeigen. Vielleicht hat sie eine Idee. Auf jeden Fall wird sie Augen machen.

60
    »Du warst oben auf dem Turm?«, fragte Nathan. Seine Nase war rot, er hatte Rotz und Wasser geheult.
    Einige Mädchen standen herum und umarmten sich.
    Der Film hatte zum falschen Augenblick geendet. Jemand hatte nach Christine gefragt. Und Tina wusste nur zu berichten, dass Melina hinausgegangen war, weil ihr Handy klingelte. Sie waren geströmt und suchten – und fanden den ehemaligen Kirchgarten mit dem schiefen Turm von St.   Mauritius mit Melina und mit den verrenkten Körpern im Park am Fuße des Turms.
    »Warum kommt nicht endlich die Feuerwehr?«, rief Kit flehend.
    Melina nahm sie in den Arm. »He, Kit, setz dich, okay? Es wird schon. Es wird schon.«
    Erzähle ihnen irgendwas. Alles wird gut.
    Sie hatte sich Christine angesehen. Ihr Kopf war unnatürlich vom Oberkörper abgeknickt. Die Augen geöffnet.
    Toter kann man gar nicht sein.
    Nur die Kinder wollen es nicht wahrhaben.
    Melina hatte ihre Jacke über Christines Kopf gelegt. Um Fogh kümmerte sich niemand.
    Jasmin hockte sich vor

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