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Jung genug zu sterben

Jung genug zu sterben

Titel: Jung genug zu sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Liemann
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Kollege   … Sieht man Sie auch mal? Warum waren Sie denn vorhin nicht dabei?«
    »Zürich!«, rief Lascheter, ohne sich umzudrehen.
    »Das Podium ohne Sie   … Dass Sie die Chance auslassen, wundert mich   … «
    Lascheter hielt inne und kam langsam zurückgelaufen: »Das Po-   … Was für ein Podium? Doch nicht das mit Ihnen und Rachesch?«
    »Freilich!« Kraniotakes grinste und freute sich mit seinen schweren Pilotenkoffern auf Lascheters Reaktion.
    »Und mit Zucker?«
    »Genau das.«
    »Das sollte am Freitag stattfinden.«
    »Ja. Das ist stimmig, Mylord. Aber leider hat’s den Lordschlüsselbewahrer Zucker geritten, die Sache vorzuziehen. Weil ansonsten die Frau Bahr   … «–   er schloss diesen Satz mit Genuss ab   –»verhindert – gewesen – wäääre.«
    »Aber ich nicht!« Lascheter tobte.
    Kraniotakes nahm die Körperhaltung eines betroffenen Menschen an, aber seine schwarzen Augen folgten belustigt jeder Bewegung des hin- und herlaufenden Professors Lascheter.
    »Das macht er doch mit Absicht! Er wusste genau, dass diese Diskussion meine Idee war. Warum hat er mich nicht informiert? Ich hätte die Sektion in Zürich verschoben. Mann   …!«
    »Er ist auch nicht mehr der Jüngste!« Kraniotakes freute sich.
    »Irgendjemand hätte Noëlle anrufen können! – War Fogh wenigstens dabei?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen. Auf dem Podium jedenfalls nicht. – Nehmen Sie es nicht schwer. Es war ohnehin, na, sagen wir: nicht ganz Ihr Metier. Der Schwerpunkt lag auf der Pädagogik. Und das Ganze bestand aus einem aufgekratzten Publikum, das sich hauptsächlich für die Zukunft dieses Kinderheims interessierte.«
    »Das ist kein Kinderheim!«, zischte Lascheter. »Genau deshalb wollte ich diese Veranstaltung. Aufklärung, weshalb wir dieses PALAU brauchen. Die Leute mitnehmen auf unserem Weg. Ihnen sagen, warum wir die Jugendlichen brauchen und die Unterstützung der Eltern. Ich wollte darlegen, wie künftig alles zusammenpasst. Wo das Ziel ist. – Warum haben Sie mich nicht angerufen, Kraniotakes?«
    »Ich? – Ich bin selbstverständlich davon ausgegangen,dass der Star des Abends von der Festspielleitung als Erster informiert wurde.«
    Lascheter klatschte mit der flachen Hand gegen eine der Säulen. »Sie sind doch froh! Ich war nicht da, und Sie hatten die Bühne für sich.«
    »Immer zu! Besser, Sie verprügeln die Säulen hier als mich, Herr Kollege. Nicht nur, dass ich meinen eigenen Stiefel durchgezogen habe, ich habe Sie auch in einem fort beleidigt und Ihren Namen wie den Ihrer Kinder und Kindeskinder in den Dreck gezogen.« Er lachte. »Kommen Sie, machen Sie sich nicht lächerlich! Ich habe nur ein bisschen Freund Rachesch auseinandergenommen, und Zucker hat Stilblüten zur Dopamintherapie beigetragen. Ihre Themen haben wir gar nicht gestreift. Es ging nachher wirklich nur noch um die Übernahmegerüchte.«
    »Der Alte hat das Dopamin angesprochen? Ich habe ihm ausdrücklich gesagt, er soll das unterlassen. Das Thema Dopamin führt die Aufmerksamkeit in die falsche Richtung, es schadet unserer Sache.«
    »Ihrer vielleicht. Meine Sache ist das nicht. Das Dopamin gehört ja niemandem. Warum soll nicht jeder darüber reden? In jeder Illustrierten finden Sie was über das Glückshormon.«
    »Es passt nicht in unsere Argumentationskette. Aber gut, Kraniotakes   – Sie interessiert ja sowieso nicht, was wir hier eigentlich machen. Sie ziehen ihre eigenen Hypothesen durch und verkaufen sie als bewiesene Thesen. Wenn es sein muss, fallen Sie noch jedem in den Rücken.«
    Kraniotakes setzte die Pilotenkoffer ab.
    Dann stemmte er die Fäuste in die Seiten.
    Lascheter setzte nach. »Haben Sie
einmal
einen Kollegen hier unterstützt? Sie sehen lieber zu, was jemand macht,und wühlen dann darin rum wie die wilde Sau. Ich nehme an, bei Rachesch haben Sie das auch wieder probiert! So etwas nenne ich unethisches Verhalten, auf solche Diskutanten verzichte ich.«
    »Unethisch?« Kraniotakes lachte. »Unethisch! Das sagt ein Eugen Lascheter, der Optogenetik an Menschen ausprobiert!? Sie sitzen im Glashaus, Laschi!«
    »Glauben Sie nicht jede Latrinenparole. Ich sage es ja, Sie warten nur darauf, dass Sie ein Stichwort bekommen, dann fangen Sie an, sich wie eine Sau aufzuführen.«
    Kraniotakes grinste. »Latrinenparolen? Die humane Optogenetik? Lascheter, ich weiß, was Sie in Zaïre gemacht haben, zwischen 1988 und 1990.   Und in Burundi. Ich habe mir die Forschungsberichte aus dieser Zeit

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