Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)
»Die blasseste Tinte ist besser als das beste Gedächtnis.« Mit anderen Worten: Manchmal ist es einfacher, sich einen kleinen Zettel zu schreiben, wenn man um seine leichte Ablenkbarkeit weiß, als komplexe Gedächtnistricks zu erlernen. Hilfreich ist auch, klare Regeln für sich aufzustellen, etwa die folgenden:
■wichtige Termine sofort in den Kalender einzutragen
■eine morgendliche Routine zu entwickeln, vor oder nach dem Zähneputzen auch in diesen Kalender zu schauen
■Gegenstände möglichst immer an den gleichen Platz zu legen
■die Dinge, die erledigt werden müssen, mit Achtsamkeit (Aufmerksamkeit) zu verrichten, damit man sich auch daran erinnert, dass man sie getan hat
■mehrere Sinne zu nutzen, etwa beim Ausschalten des Bügeleisens sich laut zu sagen: »Ich schalte jetzt das Bügeleisen aus!« So vermeidet man, dass man nach 10 Minuten unsicher ist, ob man das Bügeleisen nun ausgeschaltet hat oder nicht.
■Routinen zu entwickeln, etwa nachzusehen, ob man Schlüssel, Portemonnaie, Handy etc. eingesteckt hat, bevor man aus dem Haus geht.
Auch Tagebücher und Fotoalben können dabei helfen, die Gedächtnisleistung und das Zeiterleben aufrechtzuerhalten, und es gibt keinen Grund, nicht auf diese Hilfsmittel des Erinnerungsvermögens zurückzugreifen. Bücher von Gedächtniskünstlern nehmen immer Einkaufslisten als Beispiel, aber reichen da z. B. nicht auch Zettel und Stift? Bei Passwörtern und PIN -Nummern dagegen sind Gedächtnislücken füllende Eselsbrücken hochwillkommen, genau wie beim Namensgedächtnis.
Das beste Gehirnjogging ist allerdings immer noch training on the job , denn wir erinnern Fakten und Ereignisse immer am besten aus dem Kontext heraus. Und genau das ist das Problem mit »künstlich« herbeigeführten Gedächtnistests – man wird besser in diesen, aber nicht unbedingt in Fragen des Erinnerungsalltags, worauf es eigentlich ankommt! Deshalb sollte man Gedächtnisübungen ganz gezielt in seinen Alltag einbauen. Und hier können Lernen-lernen-Übungen das Gehirn unterstützen und trainieren. Die folgenden Punkte können Ihnen dabei eine Hilfe sein:
■Gehen Sie Ihren Tagesablauf durch und finden Sie heraus, zu welcher Uhrzeit Sie am leistungsfähigsten sind (statistisch gesehen ist dies bei den meisten Menschen morgens und am frühen Nachmittag).
■Machen Sie Lernübungen und entwickeln Sie ein Gespür dafür, mit Hilfe welcher Strategie Sie persönlich am besten Zahlen behalten können. Dafür bietet sich die folgende Übung an: Jede Zahl wird mit einem Symbol veranschaulicht: die 0 als Spiegelei, die 1 als Baum, die 2 als Schwan, die 3 als Dreizack, die 4 als Stuhl, die 5 als Hand, die 6 als Würfel, die 7 als die sieben Zwerge, die 8 als Schneemann, die 9 als Katze (die neun Leben hat), die 10 als Bibel. Oder man erfindet zu Jahreszahlen, die man sich einprägen möchte, je eine Geschichte, die wesentlich besser zu erinnern ist und auch mehr Spaß macht, als die Zahlen stur auswendig zu lernen. Entscheidend dabei ist, dass das zu Merkende mit etwas Bekanntem kombiniert und damit die so wichtige assoziative Kraft des Gedächtnisses genutzt wird. Diese Methoden lassen sich dann für wichtige Telefonnummern und Geheimzahlen ( PIN ) von Kreditkarten u. Ä. anwenden.
■Wollen Sie sich Informationen merken, so empfiehlt sich die Loci-Methode (lat. locus = Ort): Jeder Gegenstand, Lehrsatz, jedes Argument werden mit einem bestimmten Platz im Haus oder im eigenen Zimmer oder am eigenen Körper in Verbindung gebracht. So kann man etwa jedes Bundesland mit einem anderen Körperteil assoziieren und dabei gleich das Nord/Süd- und Ost/West-Gefälle mit lernen. Ähnlich kann man verfahren, wenn man eine freie Rede halten muss.
■Bestimmte Fakten und Geschichtszahlen lassen sich sehr gut mit Hilfe von Reimen lernen: »753 Rom kroch aus dem Ei«; »nach l, n, r, das merke ja, steht nie tz und nie ck«. Dabei kann man selbst erfinderisch sein oder aber sich von Internetseiten (z. B. www.denkreich.com) inspirieren lassen.
Gewöhnen Sie sich an, kognitive Schleifen zu nutzen, die einen zwingen, das zu Merkende auch zu kodieren und bewusst wahrzunehmen (Achtsamkeit!). Hier einige Beispiele: Um Personen besser wiedererkennen zu können, hilft es, sich die physiognomischen Merkmale genau anzusehen und im Geiste bewusst zu benennen. Bei Erlebnissen können dies kontextuelle Details sein, was fand also wie in welchem Zusammenhang statt; oder bei Wörtern, die man erinnern will,
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