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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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Vier-Phasen-Modell: Unsere Persönlichkeit, unser Selbst und unsere Kreativität entwickeln sich ebenfalls ein Leben lang weiter! Mit anderen Worten: Auch die Entfaltung der Persönlichkeit ist ein Prozess, der nie zu Ende ist.
    Postkarte aus dem Leben
    Stufen
    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
    Hermann Hesse

KAPITEL 3
    Neuronales Denkstübchen: Wie unser Gehirn alle seine Aufgaben meistert
    »Das menschliche Gehirn lässt sich vergleichen mit einem verzauberten Webstuhl, in dem Millionen von Weberschiffchen hin- und herflitzen, während sie an einem endlosen Musterwechsel weben.«
    Charles Sherrington, Neurophysiologe
    Anleitung zum Gehirnverständnis
    Im vorangegangenen Kapitel habe ich die kognitiven Veränderungen beschrieben, die mit der Alterung des Gehirns einhergehen, aber wir haben die Gehirnveränderungen selbst nur oberflächlich gestreift. Das soll sich in diesem Kapitel ändern. Nur so ist es möglich, das, was im Laufe der Jahre in unserem Gehirn geschieht, wirklich nachzuvollziehen und dann auch vorsorglich zu handeln. Kognitive Eigenschaften wie Denken, Gedächtnis und Persönlichkeit sind ebenso wenig extrakraniale – also außerhalb des Kopfbereiches liegende – Eigenschaften wie Gefühle und Emotionen, Verstand und Vernunft. Sie sind allesamt ein Produkt des Gehirns – des jungen, des mittelalten und des alternden Gehirns. Wenn diese Eigenschaften sich über die Lebensspanne hinweg verändern, hat sich auch in unserem Gehirn etwas getan.
    In den letzten zehn Jahren hat die Hirnforschung mit Hilfe bildgebender Verfahren und vieler tierexperimenteller und molekularbiologischer Methoden eine Schatzkiste an Befunden gehoben. Sie ergeben ebenso wie die kognitiven Resultate ein differenziertes Bild des Alters. Begeben wir uns auf eine Reise in unser Gehirn und schauen wir uns den Aufbau unseres Denkstübchens und sein funktionelles Treiben an. Das Gehirn ist ein gelatineartiges, ca. drei Pfund schweres Gebilde, das von der Seite betrachtet viel Ähnlichkeit mit einem Boxhandschuh hat, wobei der Schläfenlappen als Bestandteil der Großhirnrinde optisch dem Daumen ähnelt. Das Gehirn setzt sich in seiner Gesamtheit aus einem Netzwerk von vielen Milliarden Nervenzellen zusammen, die wiederum untereinander miteinander verknüpft sind.

    Abbildung 5: Übersicht Gehirnanatomie
    Das Gehirn setzt sich aus 100 Milliarden Nervenzellen zusammen, die untereinander 15 Trillionen Verknüpfungspunkte (Synapsen) haben. Die einzelnen Areale haben besondere Bedeutung für bestimmte Funktionen. Im Scheitellappen an der Grenze zum Stirnlappen befindet sich z. B. der für die Körperempfindungen zuständige somatosensorische Cortex. In ihm ist die Körperoberfläche abgebildet – allerdings in der Größe verzerrt. Grundsätzlich gilt: Je dichter ein Gebiet mit Sinneszellen besetzt ist, umso größer ist seine Repräsentation im Gehirn.
    Eine einzige Nervenzelle vermag zwischen 100 und 100.000 Verknüpfungen zu anderen Zellen herzustellen. Bei einer Gesamtheit von 100 Milliarden Nervenzellen bedeutet dies, dass jedes menschliche Gehirn etwa so viele Synapsen beinhaltet, wie der gesamte Amazonas-Regenwald Blätter hat! Die Verbindung zwischen zwei Nervenzellen heißt Synapse; sie ist der Schauplatz der synaptischen Übertragung. Jedes synaptische Endköpfchen enthält Bläschen (Vesikel), die mit Neurotransmittern – das sind chemische Botenstoffe – gefüllt sind. Erreicht ein Nervenimpuls des Axons eine Synapse, bewirkt dies eine Verschmelzung der Bläschen mit der Wand des Endköpfchens. Dies führt zur Freisetzung der Botenstoffe,

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