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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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Faktengedächtnis ebenso wie unsere autobiographischen Erinnerungen. Und er ist ein Tag- und Nachtarbeiter. Tagsüber fungiert er als Türsteher, der darüber mitbestimmt, welche Informationen dauerhaft in das Langzeitgedächtnis gelangen, und dabei hilft, neue Erlebnisse mit alten in Beziehung zu setzen. Nachts »übt« der Hippocampus mit der Großhirnrinde, was von den tagsüber erfahrenen Fakten und Erlebnissen abgespeichert werden soll und wo in den Windungen des Cortex der richtige Assoziationsanker für die neuen Erlebnisse sein könnte. Das Gehirn arbeitet also nachts weiter, es sortiert das tagsüber Erlebte in Vorgänge, die abgespeichert werden, und in solche, die dem Vergessen anheimfallen. Für diese Vorgänge ist es entscheidend, dass der Schlaf, der in ganz bestimmten, wechselnden Rhythmen zwischen Tiefschlaf und REM -Schlaf ( REM : R apid Eye Movement , also der Schlaf mit schnellen Augenbewegungen) hin- und herpendelt, möglichst wenig unterbrochen wird, so dass diese Speicher- und Sortiervorgänge reibungslos ablaufen können. Entsprechend sind Schlafstörungen im Alter ernst zu nehmen, vor allem vor dem Hintergrund, dass der Hippocampus im Zuge der Alterungsprozesse des Gehirns besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wird (siehe Kapitel 4).
    Ein anderes wichtiges Areal im limbischen System ist die Amygdala, der Mandelkern. Sie ist wesentlich beteiligt an der Entstehung von Angst und aggressivem Verhalten (besonders bei Männern, bei denen sie auch größer ist als bei Frauen). Generell spielt die Amygdala eine wichtige Rolle beim emotionalen Lernen und bei der emotionalen Erstbewertung neuer Situationen. Sie tritt in Aktion, wenn wir z. B. etwas aus Angst meiden oder durch Belohnung lernen, leitet aber auch unser impulsives, manchmal eben aggressives Verhalten. Empfinden wir Angst, sorgt die Amygdala dafür, dass sich das Gefühl über das gesamte Gehirn »verbreitet«, und zwingt die Großhirnrinde, einfache Regeln zu befolgen, schnell zu reagieren, Assoziationen zu vermeiden und stereotyp zu handeln. Wer also im Alter unsicher wird, weil sich Ängste häufen, wird in der Tat beim Denken in seiner assoziativen und kreativen Kraft eingeschränkt.
    Noch unterhalb der beim Menschen höchst prominenten Großhirnrinde liegt ein Zwischengeschoss mit verschiedenen evolutiv alten Hirnkernen, die alle dem sogenannten Zwischenhirn angehören. Den größten Raum, ähnlich einer Empfangshalle, nimmt dabei der Thalamus ein. Er ist für die sensorischen Informationen zuständig, die fast alle bei ihm ankommen, umgeschaltet und zu den entsprechenden Hirnarealen versandt werden. Er ist wie ein großer Flur, der die entsprechenden Signale in bestimmte Räume, vor allem das Obergeschoss, weiterleitet. Dieser Thalamus ist aber nicht nur eine Informationsdurchgangsstation; wenn’s schnell gehen muss, wie etwa bei Fluchtreaktionen, darf er selbst »mitentscheiden«. Zum Zwischenhirn zählt auch die ehemals unter Philosophen viel diskutierte Zirbeldrüse (Epiphyse). Da sie anders als die anderen Hirnkerne und Strukturen nicht in doppelter Ausführung vorliegt, hielt René Descartes sie für den Vermittler zwischen Seele und Körper. Tatsächlich hat die Zirbeldrüse jedoch mit trivialeren Dingen zu tun: Sie regelt etwa die Tönung der Haut nach Sonneneinwirkung und ist beteiligt am Tag/Nacht-Rhythmus.
    Ebenfalls unterhalb des Obergeschosses der Großhirnrinde liegen die riesigen Wohnräume der Basalganglien, die sowohl an der Planung als auch an der Initiierung von Bewegungen beteiligt sind. Wir benötigen sie beispielsweise, um morgens aus dem Bett zu steigen. Beschädigte Basalganglien sind eine der Ursachen für die Parkinson’sche Krankheit ist, wie in Kapitel 7 ausführlich erläutert werden wird.
    Das »Prunkstück« des menschlichen Gehirns ist das stark ausgebaute Dachstübchen, die Großhirnrinde oder Cortex genannt. Hier nehmen wir vor allem die »Ich«-Perspektive ein, die es uns ermöglicht, uns selbst beim Aufstehen morgens zu beobachten, und deren veränderter Aktivitätsrhythmus uns des Nachts das Bewusstsein verlieren lässt. Mit dem Großhirn treffen wir unsere Entscheidungen, speichern Gedächtnisinhalte ab, bewerten und kontrollieren Gefühle, hören Musik, verstehen und produzieren Sprache, sehen und entwerfen Bilder und verfolgen langfristige Ziele. Kurz: Mit dem Cortex organisieren wir unsere Welt. Es ist gewissermaßen Kontroll- und Exekutivorgan unseres Gehirns in einem. Es erhält von

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