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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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wenn der Body-Mass-Index ( BMI ) schon vor dem 50. Lebensjahr über 30 lag. Der BMI errechnet sich aus dem Körpergewicht (in kg) dividiert durch das Quadrat der Körpergröße (m 2 ). Wer also 1,80 m groß ist und 100 kg wiegt, hat einen BMI von über 30. Dass sowohl Rauchen als auch Übergewicht nicht gesund sind, weiß man zur Genüge – warum aber sollte es das Alzheimer-Risiko erhöhen? Weil sowohl Rauchen als auch Fettpolster zu ständigen kleinen Entzündungen im Körper führen, die die Immunreaktion auf Proteinausfällungen im Gehirn (Plaques) verstärken. Vor allem Bauchfett scheint Entzündungsreaktionen im Körper zu fördern und die schädlichen Effekte von Plaques im Gehirn noch zu potenzieren.
    Diese Befunde zeigen auch, dass die ersten Symptome erst zwischen zehn und dreißig Jahren nach dem Auslösen der Alzheimer-Erkrankung sichtbar werden. Anders gesagt: Der Krankheitsverlauf kann bis zu 30 Jahren »unsichtbar« sein. Insofern ist es sinnvoll, sich bereits frühzeitig und weit vor Renteneintritt mit dem Altern und damit einhergehenden Krankheiten zu beschäftigen und danach zu leben.
    Kahlschlag verhindern
    Gibt es wirklich einen Lebenswandel, der uns vor Alzheimer schützt? Schließlich erkranken auch nichtrauchende, schlanke Bildungsbürger an Demenz. Deshalb muss die ernüchternde Einsicht lauten: Es sind keine Faktoren bekannt, die uns davor schützen. Aber – und das sollte man nicht unterschätzen – es gibt durchaus Dinge im Leben, die man tun kann, um den symptomatischen Beginn der Krankheit zehn oder gar 15 Jahre nach hinten zu schieben, so dass man sie statt mit 80 erst mit 90 Jahren bekommt.
    Wie Studien an eineiigen, und damit genetisch identischen, Zwillingen gezeigt haben, kann das Auftreten der Alzheimer-Erkrankung je nach Lebenswandel um ein bis sieben Jahre abweichen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass es viele Menschen gibt, die den Beginn einer Alzheimer-Erkrankung in sich tragen, ohne es überhaupt oder nur in sehr geringem Ausmaß symptomatisch zu merken. So wie Schwester Bernadette aus der »Minnesota Nun Study«, die bis zum Alter von 85 Jahren in allen kognitiven Tests sehr gut abschnitt, ehe sie an einer Herzattacke verstarb. Sie hatte sich bereit erklärt, ihr Gehirn nach ihrem Tod für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung zu stellen. Man ging davon aus, dass es ob des vorbildlichen Lebenswandels (gesundes Leben mit wenig Stress und hohen kognitiven Anforderungen bis ins hohe Alter) noch deutlich jünger aussehen müsste, als es das Lebensalter der Nonne erwarten ließ. Umso überraschter waren die Wissenschaftler, als sie feststellten, dass es voller Plaques war und Stufe 6 der Alzheimer-Skala und damit der höchsten Demenzstufe entsprach. Da die Schwester aber im Laufe ihres Lebens große kognitive Reserven angesammelt hatte, konnte sich ihr Gehirn vor dem negativen Effekt des Nervenzelltodes schützen und bis zum Schluss herausragende Leistungen erbringen.
    Ein nicht weniger spektakulärer Fall ist der eines 73-jährigen Londoner Professors, der Schachspieler genannt: Als er statt sieben nur noch vier Schachzüge im Voraus denken konnte, war er zutiefst beunruhigt und suchte eine Gedächtnisambulanz auf. Dort wurden Dutzende von kognitiven Tests durchgeführt, ohne dass die Ärzte irgendwelche Auffälligkeiten entdecken konnten. Im Gegenteil, der Professor lernte im Alter von 73 Jahren sogar noch, mit dem Computer umzugehen. Aber auch nach seinem Tod wurden Plaques-Ablagerungen und neurofibrilläre Bündel in seinem Gehirn gefunden, die auf eine fortgeschrittene Alzheimer-Erkrankung hindeuteten. Für seinen Alltag war dies jedoch ohne Konsequenzen geblieben, nur ihm selbst war aufgefallen, dass sich seine Rechenkapazität beim Schachspiel als begrenzt erwies!
    In beiden Fälle sagt die Anzahl an Plaques und neurofibrillären Bündeln nichts über die geistige Verfassung der Menschen aus; die kognitiven Reserven, die sie durch ihren Lebenswandel gebildet hatten, sorgten dafür, dass die Symptome der Demenz-Erkrankung nicht offensichtlich wurden. Bei Menschen mit höherer Bildung zeigen sich die Alzheimer-Symptome generell später, auch wenn die Krankheit bei ihnen genauso fortschreitet wie bei anderen auch.
    Ein weiteres Beispiel bestätigt diesen Befund: Wer zweisprachig aufwächst, bekommt laut einer kanadischen Studie erst fünf Jahre später Alzheimer als Menschen mit nur einer Muttersprache, auch wenn die Lebensbedingungen sonst vergleichbar sind. Da die

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