Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)
Patient dabei traurig-ernsthaft angeschaut wird. Denn die Gehirnstrukturen, die unbewusst Gesten verarbeiten, sind noch sehr lange intakt. Wenn Sie also mit dementen Menschen sprechen, versuchen Sie das Gesagte mit klaren, eindeutigen Gesten zu unterstreichen.
Anregung 2: Gestalten Sie den Wohnraum so, dass ein dementer Patient sich darin gut zurechtfindet, weil er klar und eindeutig strukturiert ist und es wenig Stolperfallen gibt. Ideal ist, wenn es einen bestimmten Platz in der Wohnung gibt, von dem aus man ein Zimmer gut überschauen kann und an dem eine Reihe von vertrauten Gegenständen stehen. Auch großgeschriebene, gut lesbare Kalender helfen den Patienten, sich zu orientieren.
Anregung 3: Verschlucken ist eine große Gefahr für demente Patienten. Ihr Schluckreflex funktioniert nicht mehr zuverlässig und dadurch können Essensreste in die Lunge gelangen, was zu einer Lungenentzündung führen kann. Deshalb sollte man einen dementen Menschen immer ganz in Ruhe essen lassen, ohne dass er dabei viel reden muss; die Speisen sollten so vorbereitet sein, dass er sie gut schlucken kann, bei Flüssigkeiten hilft es, wenn sie etwas angedickt sind. Auch gilt es, auf eine genügend hohe Kalorienzufuhr zu achten, die sich bei älteren Menschen zwischen 1700 und 2000 kcal pro Tag bewegen sollte. Um eine optimale Nährstoffversorgung sicherzustellen, sollte man mit dem Arzt genau besprechen, welche Vitamine in welcher Form ergänzt werden müssen. Fragen Sie explizit nach Vitamin D (wird in der Haut älterer Menschen weniger gut produziert), aber auch Vitamin B6, B12 und Folsäure bieten sich hier an, da hier häufig eine Unterversorgung zu beobachten ist. Immer wieder gewarnt wird vor dem Konsum von Grapefruitsaft oder -früchten, da sie mit einer Reihe von Arzneimitteln, die Demenz-Kranke häufig bekommen, interagieren und deren Wirksamkeit mindern.
Anregung 4: Geben Sie dem Tag eines Demenz-Kranken eine klare Struktur. Viele Patienten werden im Laufe des Tages sehr unruhig, beginnen mit Tätigkeiten, ohne sie zu Ende zu führen, laufen umher. Der Grund dafür ist eine gewisse Orientierungslosigkeit, da es ihnen schwerfällt, sich den Ablauf des Tages vorzustellen. Deshalb ist es hilfreich, wenn der Tag eine feste Abfolge hat und die Angehörigen den Patienten immer wieder daran erinnern, an welchem Punkt des Tages er sich befindet, was für den Tag geplant ist etc. – warum nicht auch mit Hilfe einer großen Tafel, auf der die anstehenden Tagesereignisse notiert werden und auf die immer wieder verwiesen wird. Vor allem die Mahlzeiten können hier wichtige Eckpfeiler der Orientierung sein.
Diese Anregungen sind nur eine oberflächliche Betrachtungsweise, die vor allem zeigt, was man für einen Demenz-Kranken, aber auch für sich selbst tun kann, um sich den Alltag zu erleichtern und die Krankheitswahrnehmung abzumildern. Ganz entscheidend ist dabei, offen mit der Erkrankung umzugehen, so dass auch die Nachbarn und alle Angehörigen Bescheid wissen. Gerade Erstere können eine wichtige Rolle dabei spielen, wenn es z. B. darum geht zu verhindern, dass ein Patient unbeobachtet aus dem Haus oder der Wohnung entwischt. Vor allem sollten Angehörige aber an ihre eigenen Auszeiten denken, die zwar immer kompliziert zu organisieren, aber absolut notwendig sind, um weiterhin die körperliche und psychische Kraft für die Pflege aufbringen zu können. Studien zeigen, dass Demenz-Kranke entspannter und ruhiger sind, wenn die sie pflegenden Menschen ausgeglichen sind – die eigene Erholung kommt also beiden zugute, dem Patienten und dem Angehörigen.
Parkinson-Erkrankung
Viele von uns haben sicherlich noch das Bild des selbst ernannten »Größten« des Boxens Muhammad Ali (Cassius Clay) vor Augen, der 1996 in Atlanta zitternd die olympische Fackel entzündet hat. Ein Monument der Willensstärke, aber auch des Verfalls, denn von dem einst großmäuligen, vor Energie strotzenden Boxer war kaum noch etwas übrig geblieben. Seit Jahren bereits litt Cassius Clay an Parkinson. Auch die wackelige segnende Hand von Johannes Paul II., der am Ende seines Lebens ebenfalls an Parkinson litt, ist vielen von uns vermutlich noch präsent.
Nach der Alzheimer-Demenz ist die Parkinson-Erkrankung (Morbus Parkinson) die zweithäufigste degenerative Erkrankung des Gehirns. Namensgeber ist der Londoner Arzt und Apotheker James Parkinson (1755–1824), der mit seinem »Essay on the Shaking Palsy« (Aufsatz über die Schüttellähmung) im
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