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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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Jahre 1817 als Erster eine Arbeit über diese Krankheit veröffentlicht hat. Doch er lag glorreich falsch: Weder handelt es sich um eine Lähmung, noch wird die Parkinson-Erkrankung immer von einem Schütteln begleitet. Auch seine Therapievorschläge waren nicht von Erfolg gekrönt (Aderlass und Schröpfen), und trotzdem wurde die Krankheit später nach ihm benannt. Es war der berühmte französische Neurologe Jean-Martin Charcot (1825 bis 1893), der als Erster von »Morbus Parkinson« sprach.
    Allein in Deutschland leiden ca. 100.000 bis 250.000 Menschen an ihr. Pro Jahr werden 10.000 bis 15.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen, die Gründe hierfür sind nicht bekannt. Nur ca. 10 % der Parkinson-Patienten sind jünger als 40 Jahre. In der Regel fällt die Erkrankung zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr zum ersten Mal auf. Ihre Häufigkeit steigt mit dem Alter: Bei den 60- bis 70-Jährigen ist etwa einer von 100 Menschen an Parkinson erkrankt, bei den 70- bis 80-Jährigen beträgt der Anteil bereits 2 %. Wenn keine präventive Therapie gegen die Parkinson-Erkrankung gefunden wird, bedeutet dies: 8 % der Kinder, die am Beginn des 21. Jahrhunderts geboren wurden und eine Lebenserwartung von weit über 90 Jahren haben, werden später an Parkinson leiden.
    Die Symptome
    Parkinson geht einher mit einer fortschreitenden Beeinträchtigung des gesamten Bewegungsapparates. Allerdings ist der Beginn oft unauffällig und bleibt im Verborgenen, denn die dann noch unspezifischen Symptome sind einseitige Verspannungen an Armen und Schultern, begleitet von Müdigkeit, Deprimiertheit und Schweißausbrüchen. Von diesem Zeitpunkt an (der sich häufig nur im Nachhinein rekonstruieren lässt) dauert es etwa zehn Jahre, bis die Krankheit diagnostiziert werden kann. Häufig fallen früher mühelos ausgeführte feinmotorische Fähigkeiten schwerer, etwa einen Faden in eine Nadel einzufädeln oder mit kleinem Uhrenwerkzeug zu hantieren. Außerdem verändert sich das Schriftbild: Die Buchstaben Betroffener werden immer kleiner und unleserlicher.
    Parkinsonspezifisch sind drei Grundsymptome: Tremor, Akinese und Rigor (Abb. 35). Der Tremor, für die meisten Menschen der Inbegriff für die Parkinson-Erkrankung, ist ein Zittern der Gliedmaßen, auffällig an Händen und Fingern zu erkennen, das besonders in Ruhephasen deutlich wird. Die Akinese bezeichnet eine hochgradige Bewegungsarmut. Der Erkrankte zeigt eine allgemeine Verlangsamung aller Bewegungsabläufe und benötigt für die Fortbewegung sowohl eine Anlauf- als auch Stoppzeit. Akinese und Tremor führen dazu, dass selbst alltägliche Routinetätigkeiten wie Zähneputzen, Schnürsenkelbinden, Knöpfeschließen zu einer unüberwindlichen Hürde werden. Der Rigor ist eine Muskelsteifheit, die durch einen erhöhten Muskeltonus (Anspannung der Muskulatur) geprägt ist. Die andauernde und unwillkürliche Muskelspannung führt zu einer Steifheit aller Gliedmaßen sowie des Rumpfes. Die daraus resultierende Körperhaltung ist ein nach vorne gebeugter Oberkörper bzw. eine nach vorne gebeugte Kopf- und Nackenpartie.

    Abbildung 35: Schematische Auflistung der Parkinson-Symptome
    Daneben treten oft zahlreiche weitere Symptome auf, wie z. B. Nacken- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen, vermindertes Mitpendeln der Arme beim Laufen, Stolpern, kleine Schritte, Störung der Darmmuskulatur, eine leiser und schleppender werdende Sprache. Ob der Symptomatik ist es nicht verwunderlich, dass jeder zweite Parkinson-Patient unter Depressionen leidet. Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass nicht nur die Bewegungen mühsamer, sondern auch die Gedanken verlangsamt werden; bei jedem Dritten lassen sich im späteren Verlauf der Erkrankung Demenzerscheinungen nachweisen.
    Ursachen
    Ein Durchbruch im Verständnis von Morbus Parkinson gelang Anfang der 60er Jahre: Gleich mehrere Arbeitsgruppen erkannten im Mangel des Neurotransmitters Dopamin eine Ursache der Erkrankung, unter ihnen der schwedische Nobelpreisträger Arvid Carlsson, der das Dopamin entdeckt hatte ebenso wie die Vorstufe L-Dopa, die sich inzwischen zu einem wichtigen Medikament gegen die Parkinson-Erkrankung entwickelt hat. Der Dopaminmangel entsteht durch das Absterben von Neuronen in der Substantia nigra, die, im Mittelhirn gelegen, einer der Hauptorte der Dopaminsynthese sind, was den Gehirnkern – bedingt durch ein Abbauprodukt des Dopamins Melanin – schwarz erscheinen lässt. Wenn die

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