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Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)

Titel: Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
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ersten Symptome der Parkinson-Erkrankung diagnostiziert werden, sind allerdings schon 50 % der Dopamin produzierenden Zellen im Mittelhirn abgestorben!

    Abbildung 36: Neurologische Ursachen der Parkinson-Erkrankung anhand des Vergleiches eines gesunden und eines Parkinson-erkrankten Gehirns
    Das in der Substantia nigra produzierte Dopamin wird über lange Projektionsbahnen unter anderem in den Basalganglien ausgeschüttet. Die Basalganglien, mächtige Strukturen, die unterhalb der Großhirnrinde gelegen sind, sind wichtig, um gelernte Bewegungen automatisiert durchzuführen. Rutschen wir auf einer glatten Fläche aus, so sind es die Basalganglien, die die notwendige Ausgleichsbewegung blitzschnell und unbewusst initiieren. Im Zusammenspiel mit der Großhirnrinde und dem Kleinhirn bewirken die Basalganglien, dass wir Bewegungen flüssig und zielgerichtet ausführen können. Fehlt durch das Absterben von Neuronen Dopamin im Mittelhirn, kann all dies nur noch unter größten Schwierigkeiten und sehr verlangsamt ausgeführt werden. Aber nicht nur die Basalganglien sind für ein reibungsloses Funktionieren auf das Dopamin aus dem Mittelhirn angewiesen, auch der Thalamus im Zwischenhirn braucht eine gehörige Dosis Dopamin (Abb. 36). Bleibt diese aus, beginnen die Neuronen in einem ungewollten Gleichklang zu feuern, und diese synchronisierte Aktivität bewirkt das Zittern der Hände, Arme und Finger.
    Warum die Dopamin produzierenden Neuronen absterben, ist nicht bekannt. Allerdings erkranken auffällig viele Boxer und Menschen nach Kontamination mit Schwermetallen an Morbus Parkinson. Bei etwa 10 % der Patienten kann ein Gendefekt lokalisiert werden – sie erkranken auch besonders frühzeitig, nämlich bereits um das 30. Lebensjahr herum. Der Gendefekt hängt damit zusammen, dass Proteine nicht richtig abgebaut werden können und die Neuronen sich dann mit Eiweißstoffen überladen, da die Protein-Abfallentsorgung nicht regelkonform funktioniert. Warum dies allerdings ausgerechnet die Dopamin produzierenden Zellen trifft, ist wiederum unbekannt.
    Therapie
    Es gibt durchaus Theorien, warum bei der Parkinson-Erkrankung im Gehirn ausgerechnet die Nervenzellen verloren gehen, die in der Substantia nigra Dopamin produzieren. Was die Krankheit auslöst, darüber gibt es aber keine sicheren Erkenntnisse. Und genauso wenig hat man bislang eine Möglichkeit gefunden, die »angeschlagenen« dopaminergen Neuronen am Leben zu halten. Aber es gibt durchaus erfolgversprechende Ansätze, die Parkinson-Krankheit in ihren Symptomen aufzuhalten. Sie reichen von Stammzellentherapien über Medikamente bis hin zur Tiefenhirnstimulation.
    Die Entdeckung des Dopaminmangels bei der Parkinson-Erkrankung schien zunächst zu einer schnellen medikamentösen Behandlung zu führen, denn durch die Gabe des Medikamentes Levodopa (das den Wirkstoff L-Dopa enthält, eine Vorstufe des Dopamins) verbessern sich die mit der Parkinson-Erkrankung einhergehenden Symptome erheblich. Eine direkte Verabreichung von Dopamin ist nicht möglich, da nur die Vorstufe L-Dopa die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann – bei dieser Barriere handelt es sich um eine streng kontrollierte Grenze zwischen dem Gehirn und dem Blutkreislauf. Zwar tritt durch die L-Dopa-Gabe schnell eine Besserung bei den Patienten ein, aber im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf kommt es zu einem Wirkungsverlust und sogenannten On-/Off-Phasen. Dabei wechseln sich Phasen erhöhter Mobilität abrupt mit solchen starker Immobilität und sogar einer Verstärkung der Parkinson-Symptome ab. Deshalb versucht man bei der Medikamentierung, die noch vorhandene Dopaminausschüttung in ihrer Wirkung zu verstärken oder den fehlenden Einfluss des Dopamins auf die Basalganglien indirekt auszugleichen. Welches Medikament für welchen Patienten empfehlenswert ist, hängt von zahlreichen Faktoren wie Alter, Symptome, Nebenwirkungen (Verträglichkeit) ab.
    Zu den Medikamenten, die auf das Ungleichgewicht an neuronalen Botenstoffen wirken, die durch den Dopaminmangel hervorgerufen werden, gehören z. B. der verhältnismäßige Überschuss an Glutamat und Acetylcholin in den Basalganglien, deren Ausschüttung normalerweise von Dopamin kontrolliert wird. Amantadine sind hierbei nun Wirkstoffe, die die Wirkung von Glutamat hemmen; COMT -Hemmer (Inhibitoren der Catechol-O-Methyltransferase eines Dopamin abbauenden Enzyms) und MAO -B-Hemmer (Inhibitoren des Enzyms Monoaminooxidase-B) wirken ebenfalls den Dopamin

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