Jung im Kopf: Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden (German Edition)
völligen Vakuum … Ich konnte nur die unmittelbare Gegenwart bewältigen … Mein Intellekt war verloren gegangen – eine unabdingbare Voraussetzung meiner Persönlichkeit – all die essenziellen Dinge, die ein Individuum zu etwas Einzigartigem machen … Lange Zeit fühlte ich mich wie ein halber Mensch.«
Die Terminologie für diese Erkrankung des Gehirns ist genauso umfangreich wie die durch einen Schlaganfall verursachten Schäden: So wird sie auch als Gehirnschlag, zerebraler Insult, apoplektischer Insult, Apoplexia cerebri oder kurz Apoplex bezeichnet. Dazu gesellen sich angloamerikanische Begriffe wie Stroke oder Cerebrovascular accident ( CVA ); sie werden gewissermaßen als Oberbegriff verwendet, um unterschiedliche neurologische Krankheitsbilder zu beschreiben, deren hauptsächliche Gemeinsamkeit plötzliche Symptome sind, die nach einer auf das Gehirn begrenzten Durchblutungsstörung auftreten.
Schlaganfälle gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland und sind mit 8 % die dritthäufigste Todesursache. Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit zunehmendem Alter. Darüber hinaus zählen die durch einen Schlaganfall verursachten Funktionsverluste zu den häufigsten Ursachen für eine dauerhafte Behinderung. Pro Jahr erleiden ca. 250 von 100.000 Menschen einen Schlaganfall, das sind in Deutschland etwa 200.000 Schlaganfälle pro Jahr, wobei etwa 160.000 der Betroffenen älter sind als 60 Jahre. Etwa zwei Drittel der Patienten sind auch ein Jahr nach dem Infarkt noch pflegebedürftig.
Die Ursachen der Minderdurchblutung bestimmter Gehirnareale von wenigen Minuten bis Stunden können hierbei ganz unterschiedlicher Natur sein. So können Arterien verstopft sein, was eine Ischämie (Minderdurchblutung eines Gehirnareals und damit einhergehende Sauerstoffminderversorgung) verursacht. Oder aber es kommt zu Hirnblutungen, weil eine Arterie geschädigt wurde. Ob die Ursache eine Minderdurchblutung oder eine Blutung ist, lässt sich erst im Krankenhaus durch bildgebende Verfahren wie die Computertomographie ( CT ) oder Kernspin sicher sagen. Gemeinsam ist den verschiedenen Ursachen eines Schlaganfalls, dass es den Nervenzellen plötzlich an Sauerstoff, Glukose (Traubenzucker) und anderen Substraten mangelt. Dabei stirbt das Gebiet, das länger ohne Sauerstoffversorgung ist, ab. Dies bezeichnen wir als Infarkt. Um das geschädigte Areal herum liegt die sogenannte Penumbra, ein Gebiet, das durch die absterbenden Nervenzellen und die dadurch freigesetzten Sauerstoffradikale mit geschädigt wird; es ist häufig viel größer als das Infarktgebiet selbst. Ein wichtiges therapeutisches Ziel besteht darin, die Zellschädigungen im Gebiet der Penumbra so klein wie möglich zu halten, indem der Patient nach einem Infarkt so schnell wie möglich behandelt wird. Jede Minute zählt.
Die Symptome eines Schlaganfalls treten plötzlich auf, und je nach Ausmaß der betroffenen Gebiete können sich ein oder mehrere der folgenden Symptome zeigen:
■Wortfindungsstörungen oder Sprach-, Schrift- oder Verständnisstörungen. Je nachdem wo das Gehirn geschädigt ist, kann es zu verschiedenen Formen von Aphasien kommen. Sie lassen sich grob unterteilen in motorische Aphasien, welche die Sprachproduktion beeinträchtigen, und sensorische Aphasien, bei denen das Sprachverständnis gestört ist. Tritt beides gemeinsam auf, spricht man von einer globalen Aphasie. Wer beispielsweise an einer leichten motorischen Aphasie leidet, hat Wortfindungsprobleme oder verwendet falsche Begriffe. Bei schweren Formen können die Betroffenen oft keine vollständigen, grammatisch korrekten Sätze mehr bilden und stoßen nur noch isolierte Worte im Telegrammstil hervor.
■Sehstörung auf einem oder beiden Augen (evtl. einseitige Pupillenerweiterung), Gesichtsfeldausfall, Doppelbilder oder auch fehlende Wahrnehmung eines Teils der Umwelt (Neglect)
■Schwindel, Gangstörung, Gleichgewichts- oder Koordinationsstörung (Ataxie)
■Taubheitsgefühl bis hin zu Lähmungen im Gesichts-, Arm-, Beinbereich oder gar einer ganzen Körperhälfte
■Verwirrung bzw. Orientierungsstörungen
■Schluckstörungen (Dysphagie)
Damit man als Laie einen möglichen Schlaganfall relativ schnell erkennen kann, haben Ärzte in den USA einfache Kriterien entwickelt: Kann der Betroffene noch normal lächeln, oder ist das Gesicht dabei einseitig verschoben? Kann er oder sie noch beide Arme heben und diese oben halten (bei einer
Weitere Kostenlose Bücher