Jung, sexy und beliebt
über seine Familie. Was bedeutet es schon, ob der Vater den Nobelpreis gewonnen hat oder ob er irgendwelchen Tussen aus New Jersey Fett aus dem Hintern saugt? Was hätte das mit Ihnen zu tun?«
Sie starrte ihn an. »Genau«, nickte sie. »Das ist wahr.«
Er sah sie direkt an. »Sie sind anders«, schloss er.
Brett begegnete seinem Blick, und ihr Inneres fühlte sich an, als würde es auf der Stelle explodieren. »Entschuldigen Sie mich einen Moment?« Sie räusperte sich. »Ich muss mal kurz telefonieren.«
»Aber sicher.« Eric stellte die Lehne wieder senkrecht, und als sie aufstand, berührte er ganz leicht ihre linke Hüfte. Sie zögerte einen Moment und seine Hand verharrte noch immer. Dann schlug irgendwo in der Ferne eine Uhr und er zog sie fort.
Sie trat auf das feuchte Gras hinunter, zündete sich eine Zigarette an und stieg mit wackeligen Beinen die hölzernen Stufen einer Gartenlaube hoch, die von spät blühenden Büschen umgeben war. Sie atmete den süßen Duft ein und riss sich zusammen, um jetzt nicht die Nerven zu verlieren.
Sie wählte und nach einem einzigen Klingeln meldete sich Jeremiahs Mailbox. »Hoi, bin nich da. Lass’ne Nachricht ab, Alter!« Piep.
»Hier ist Brett«, platzte sie heiser heraus und ärgerte sich schon wieder über seine flapsige Ansage. »Ich glaube, wir sollten uns lieber nicht mehr sehen. Also bleib nach dem Sportfest bitte nicht zur Black-Saturday-Party da. Ich kann jetzt nicht mehr sagen, aber ich will es so. Es – äh – tut mir wirklich leid. Ciao.«
Brett trat wieder auf den Rasen. Eric hatte das Gästehaus verlassen und schwenkte geistesabwesend Cognac in einem Glas. Er hatte die Jeans bis zu den Knien hochgekrempelt. Der endlose Himmel war dunkelviolett getönt, draußen auf dem Wasser blinkten kleine Lichter. Brett konnte die Wellen an die Küste schlagen hören und das sanfte Dröhnen eines entfernten Nebelhorns.
»Alles in Ordnung?«, fragte er, griff nach ihrer Zigarette und nahm einen Zug.
Sie nickte. Dann deutete er wortlos zu dem grün blinkenden Licht mitten in der Bucht.
»Das ist mein Boot. Ich hab freitags keinen Unterricht, deshalb hab ich mir überlegt, dass ich damit morgen nach Waverly segle.«
»Das kleine grüne Licht gefällt mir«, sagte Brett nachdenklich. »Erinnert mich an den ›Großen Gatsby‹ – Sie wissen schon, wenn Gatsby immer zu Daisys Anleger hinüberschaut, ob das Licht an ist?«
»Klar«, sagte er. »Vielleicht sollte ich das Licht auch manchmal anlassen, wenn ich bei der Schule anlege.«
Brett versuchte, nicht zu lächeln. »Wer könnte denn dort danach Ausschau halten?«, fragte sie. Doch in seinem Gesicht konnte sie lesen, dass es für ein gewisses Mädchen aus Rumson in New Jersey blinken würde.
22 Der Kunstraum ist der beste Ort in Waverly, um Geheimnisse auszutauschen
Die Schüler, die Porträt-Zeichnen gewählt hatten, trafen sich nur zweimal die Woche, dienstags und freitags, und Jenny hatte sich schon sehr auf die erste Unterrichtsstunde des neuen Schuljahrs gefreut. Waverly hatte einen hervorragenden Kunstlehrplan. Es gab auch eine Galerie, deren Panoramafenster auf den Hudson blickten und in der die Arbeiten der Schüler in öffentlichen Ausstellungen gezeigt wurden. Für die Werke wurden oft erstaunliche Summen gezahlt. Normalerweise musste man Arbeiten einreichen, um ins Porträt-Zeichnen aufgenommen zu werden, aber da Jenny überhaupt nur aufgrund ihrer überzeugenden Kunstmappe in Waverly aufgenommen worden war, war sie gleich im ersten Halbjahr zu dem Kurs zugelassen worden. Kunst war ihr Lieblingsfach, und sie konnte es kaum erwarten, die Farben zu riechen und sich in den Schaffensrausch zu stürzen.
Dass sie Easy dort sehen würde, war auch ziemlich spannend. Vor allem jetzt, wo sie mit ihm flirten durfte!
Der Unterricht fand in Haus Jameson statt, einem etwas heruntergekommenen Landhäuschen mit blauen Holzwänden, einem Schornstein aus Naturstein und einer Wäscheleine davor, an der gebatikte amerikanische Flaggen hingen, die aus dem Textiles-Werken-Kurs vom letzten Jahr stammten. Die rohen Holzböden innen knarrten und alle möglichen Zeichnungen und halbfertigen Farbstudien waren an die weiß getünchten Wände geheftet. Die vier riesigen Räume rochen nach Terpentin, Spray-Fixativ, feuchtem Modellierton und dem altmodischen Brennofen, der noch mit Holz befeuert wurde. Jenny sog die Luft tief ein.
»Willkommen, willkommen«, rief Mrs Silver, die Kunstlehrerin. Sie war pummelig und
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