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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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aufzustehen. Als er außer Reichweite war, hat er wüst rumkrakeelt, aber das hat natürlich keiner mehr ernst genommen. Es ist nämlich der Wille, der den Unterschied ausmacht. Und Karsten wollte es eben.
    Das Erste, was ich mit achtzehn mache, ist, mir eine Veddelhose zuzulegen. Der einzige Typ, der sonst noch Veddelhose tragen darf, ist Oliver Büscher, der kennt angeblich welche von den Hells Angels. Das Problem bei Veddelhosen ist, dass die als absolute Rockerhosen verschrien sind. Ich hatte mal kurz bei meiner Mutter vorgefühlt, weil ich dachte, dass sie weltfremd genug ist, über Veddelhosen nicht Bescheid zu wissen, aber da hatte ich mich leider geschnitten.
    Es herrscht ein totales Gedrängel auf der Brücke, halb Hamburg ist unterwegs, und zwischendurch schwankt alles, dass ich es mit der Angst zu tun bekomme und echt froh bin, als wir wieder runter sind. Alleine wäre ich niemals auf die Idee gekommen, die Brücke zu besteigen.

    Otto ist viel kleiner, als ich gedacht hätte. Es ist seltsam, jemanden, den man nur aus dem Fernsehen kennt, plötzlich inmitten von ganz normalen Menschen zu sehen, so als wäre er einer von ihnen. Zwischen ihm und den anderen besteht aber ein himmelweiter Unterschied. Von wegen, alle Menschen sind gleich! Sind sie eben nicht. Es gibt nichts Ungleicheres als Menschen. Mäuse sind von mir aus gleich oder Würmer oder Spatzen. Aber Menschen nicht. Eigentlich hätte ich erwartet, dass Otto von einer Schar Leibwächter eskortiert würde. Aber er kommt einfach in Begleitung eines Freundes angelatscht, der nach allem anderen aussieht, nur nicht nach Personenschützer. Ich beobachte ihn von der Pausenhalle aus, es liegen gerade mal zehn Meter Luftlinie zwischen uns. Wenn er jetzt zu mir rüberschauen würde, wie geil wäre das! Ein Zug des Erkennens huscht über sein Gesicht, er lässt alles stehen und liegen und begrüßt mich wie einen alten Freund. Da würde meinen Mitschülern alles aus dem Gesicht fallen. Ich habe mir schon tausendmal ausgemalt, wie es wäre, ihm das Leben zu retten: Otto geht eine einsame Straße entlang, plötzlich brechen Gestalten aus den Büschen und überwältigen ihn. Jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten:
     
Ich erschieße die Leute.
Ich schlage sie zusammen, und sie flüchten.
Ich bringe den schwerverletzten Otto ins Krankenhaus und rette ihm so das Leben. Weil er mir auf ewig dankbar ist, macht er mich zu seinem besten Freund.
    Die Pausenglocke läutet und holt mich in die Realität zurück. Ich muss langsam mal ins Klassenzimmer. Bio bei Herrn Soetje, der kein Wort darüber verliert, wer im Stockwerk über uns gerade zu Gast ist. Nur durch eine lächerliche Decke getrennt, steht Otto Waalkes jetzt der R8b Rede und Antwort. Wie der wohl so ist? Viel ernster wahrscheinlich, als man glaubt. Der hat bestimmt keine Lust, den ganzen Tag auch noch privat den Kasper zu spielen. Herr Soetje zieht unverdrossen sein Ding durch: «Welches sind Beispiele für bedingte Reflexe?»
    Ein Insekt fliegt Richtung Auge – ich schließe das Auge. Ich rieche den Duft eines Brathähnchens – das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Es juckt mich am Hals – ich kratze mich.
    Schlaf ein.
    Als es endlich läutet, wollen alle sofort nach draußen stürmen, um einen Blick auf Otto zu erhaschen, doch Herr Soetje hält uns zurück.
    «Nun beruhigt euch mal wieder, Otto rennt ja nicht gleich weg.»
    Ach ja? Woher will denn ausgerechnet der das wissen? Als Herr Soetje aus der Tür heraustritt, rasselt er fast mit Otto zusammen. Otto lächelt freundlich und gibt dem Pauker die Hand. Herr Soetje erwidert das Lächeln und geht seiner Wege, ohne eine Miene zu verziehen. Muss man sich mal vorstellen! Lässt der sich extra nichts anmerken? Oder interessiert es ihn wirklich nicht, wem er da gerade über den Weg gelaufen ist? Ich drängele mich vor, soweit ich kann, aber ich habe keine Chance, Otto näher zu kommen, es sind mindestens zwanzig Leute dazwischen. Otto geht durch das Schultor Richtung EKZ. Dann verliere ich ihn aus den Augen.

Rock your Baby
    Ich habe mich mit meiner Klassenkameradin Sonja angefreundet. Mehr oder weniger zufällig, ich hätte nie gedacht, dass sie mich auch nur nett findet. Es ist ein richtiges kleines Wunder. Sie ist schon ziemlich entwickelt, hat einen Atombusen wie Sonja Holzapfel und ein gebärfreudiges Becken. Wir treffen uns mehrmals in der Woche nachmittags, entweder in ihrer Wohnung oder draußen auf dem Spielplatz. Als sie mich neulich als ihren

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