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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeißer
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Minuten dauern, bis das erste Mädchen aufs Klo musste und mich entdecken würde.
    Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, durch das Klofenster einzusteigen. Das Fenster war recht hoch und für eine sperrige Rüstung wie meine zu eng. Lore wiederum war als Teufel verkleidet problemlos durch das Klofenster gezischt.
    Meine Beine baumelten draußen und mein Oberkörper drinnen. Nun wusste ich, wie sich ein Pfeil fühlte, den man mit Schmackes in eine Wand geschossen hatte. Ich kam nicht vor und nicht zurück und betete, dass mich bloß niemand so sah. Was sollten die Leute denn dann denken? Wahrscheinlich: Die bescheuerte Hannah versucht, sich als Darth Vader auf die Party zu schleichen. Geht’s noch peinlicher?
    Lore hatte mittlerweile einen Fuß gegen die Wand gestemmt und riss am Kostüm. Es half nichts.
    „Du hast dich total verkeilt. Ich glaube, das liegt am Plastikbrustpanzer.“
    „Ach was! Sag bloß!“, schrie ich genervt, während mein Kopf knapp über der Kloschüssel hing.
    „Und an dem Lichtschwert. Das hängt da auch irgendwie quer“, stellte Lore fest, die die Art meiner Verkeilung genauer untersuchte. Sie stemmte die Hände in die Hüften und schnaufte durch. „Und nun? Was machen wir jetzt?“
    „Keine Ahnung“, erwiderte ich gequält. „Aber eines steht fest: Das ist der peinlichste Moment meines Lebens.“
    Was nicht so ganz der Wahrheit entsprach. Die peinlichsten Momente meines Lebens verbrachte ich mit meiner Familie. Beim Verreisen, Essen oder Einkaufengehen.
    „Also was machen wir jetzt?“, fragte ich Lore. „Irgendwelche Ideen?“
    Sie grübelte. „Wie wäre es, wenn wir dich nass spritzen und dann komplett mit Seife einschmieren?“
    „Wie bitte?“ Ich konnte es nicht glauben.
    „Nicht komplett. Nur deinen Hintern.“
    „Auf gar keinen Fall!“, protestierte ich und begann zu zappeln wie irre. „Untersteh dich!“
    Auf einmal hörten wir jemanden hereinkommen und ein Gorilla mit Umhängetasche riss die Tür zur Klokabine auf. Der Größe nach hatte sich definitiv ein Junge als Bananenfreund verkleidet.
    „Hey, Mädchentoilette!“, schrie Lore, der verschwitzte Teufel, den Typ im Affenkostüm an.
    Der Gorilla blieb stehen, kratzte sich am Kopf und starrte den Teufel verdattert an. Dann zeigte er auf die Pissoirs im Vorraum. Wir Trottel waren in die Jungentoilette geklettert. Na super.
    „Okay“, sagte Lore, der jetzt auch auffiel, dass wir uns im Fenster geirrt hatten. „Dann pack mal mit an und hilf mir, Darth Vader zu befreien, bevor ihm die Füße einschlafen. Kriegst auch eine Banane dafür!“ Auf den Mund gefallen war Lore nicht. Die wusste, wie man mit Jungs umging. Zumindest mit Jungs, mit denen sie nicht zusammen war.
    „Was ist? Packst du jetzt freiwillig mit an oder müssen wir Tarzan holen?“
    Der Gorilla legte seine Tasche beiseite.
    „Was soll ich machen?“, fragte er.
    „Pack ihren rechten Arm. Ich nehm den linken. Und dann ziehen wir bei drei.“
    „Okay.“ Der Gorilla und der Teufel packten meine Arme.
    Der Teufel gab natürlich die Kommandos.
    „Bei drei. Eins, zwei, dreiii!“
    Beide rissen gleichzeitig so heftig an meinen Armen, dass ich befürchtete, nie wieder ein Lichtschwert schwingen zu können. Auf einmal bewegte ich mich. Ich bewegte mich!
    „Es funktioniert! Weiter!“, feuerte der Teufel den Gorilla an.
    Der Fensterrahmen knirschte bedrohlich, aber Stück für Stück rutschte ich nach vorne.
    „Los! Das schaffen wir! Einmal noch!“, rief Lore.
    Beide legten sich keuchend ins Zeug. Ich wette, dass meine Arme mittlerweile so lang waren, dass ich im Sitzen Bananen pflücken könnte. Was für Schimpansen und Gorillas richtig attraktiv sein müsste.
    Dann ging es ganz schnell. Der verkeilte Brustpanzer knackte und ich schoss durch das Fenster wie eine Kanonenkugel. Meine Retter plumpsten nach hinten und ich flog über die Kloschlüssel hinweg und landete krachend auf dem Bauch des Affen. Der stöhnte laut. Lore war als Erste wieder auf den Beinen.
    „Na also. Geht doch“, sagte sie, während sie ihre Klamotten richtete.
    Anstatt aufzustehen und mich beim Gorilla für die Hilfe zu bedanken, blieb ich einen viel zu langen Moment liegen. Es war irgendwie so gemütlich. So warm, weich und haarig. Und wie oft bekommt man im Leben schon die Möglichkeit geboten, als Darth Vader auf einem Gorillabauch zu liegen?
    „Sorry, aber gehst du mal von mir runter, bitte?“, riss mich der Affe aus den Gedanken und katapultierte mich

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