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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeißer
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hinter Lore her, die sich kreuz und quer durch die Meute quetschte. Von Thomas keine Spur. Gerade als wir über die Tanzfläche liefen, wechselte die Musik und mir schwante Übles. Erst schrien alle auf. Dann begannen die ersten Jungs, auf der Stelle zu springen. Aber mit dem Refrain tickten alle aus. Sie schubsten sich und ich Zwerg wurde zum Spielball, verlor die Kontrolle über meinen Körper. Ich flog von rechts nach links und wieder zurück. Und es machte mir Spaß. Großen Spaß. Aber als ich gerade hochspringen wollte, trat jemand auf meinen verdammten Umhang und ich stürzte. Mein Helm verrutschte. Ich wusste nicht mehr, wo ich war. Ich rappelte mich wieder hoch und versuchte, meinen Helm gerade zu rücken. Aber bevor mir das gelang, wurde ich wieder umgeschmissen. Mein Kopf knallte auf den Boden. Ich lag auf dem Rücken wie ein dicker Käfer, der sich alleine nicht umdrehen kann. Ich fürchtete, zertrampelt zu werden. Der Helm rutschte wieder zurück. Ich konnte wieder sehen. Und sah nichts. Nichts als herumfliegende Körper, die „No-no-no-no!“ aus heiseren Kehlen brüllten. Auf einmal packte mich jemand, hob mich hoch und zog mich hinter sich her, runter von der Tanzfläche, raus aus der tosenden Meute, in ruhigere Gewässer. Ich setzte mich auf eine Bank ganz am Rand und keuchte. Mein Kopf schmerzte und ich ärgerte mich. Warum musste ich nur so klein sein? Warum konnte ich da nicht einfach mitzappeln?
    „Alles okay mit dir?“
    Ich drehte mich zur Seite und sah meinen Retter. Es war der Gorilla.
    „Brauchst du was? Wasser oder so?“, fragte er.
    „Nee, geht schon!“, rief ich laut. „Es ist alles okay. Ich brauch nur eine Pause.“
    „Wirklich? Du bist ganz schön auf den Kopf geknallt. Nicht dass du eine Gehirnerschütterung hast.“ Der Gorilla klang besorgt.
    „Geht schon. Und um eine Gehirnerschütterung zu kriegen, muss man ja erst mal ein Gehirn haben. Und laut meiner Mutter hab ich da …“, ich zeigte auf meinen Kopf, „nur Unsinn und kein Gehirn drin.“
    „Dann ist ja gut.“ Ich war mir sicher, dass der Gorilla lächelte. Es klang einfach so. „So ein Umhang ist echt unpraktisch zum Ausrasten“, bemerkte er, nahm meinen Umhang kurz in die Hand und ließ ihn wieder fallen.
    „Ja, leider. Aber ansonsten ist so ein Darth-Vader-Kostüm spitze. Es betont die Figur, verschönert das Gesicht und dank des stinkenden Plastiks kann man sich das Deo sparen.“
    Der Affe lachte, klopfte mir aufs Bein und stand auf.
    „Ich sehe, du bist schon wieder fit. Ich muss dann mal.“ Er deutete auf eine Gruppe von Jungs.
    „Danke noch mal“, murmelte ich und blieb noch eine ganze Weile sitzen, ohne den Gorilla aus den Augen zu lassen. Ab und an sah auch er zu mir rüber. Dann verschwand er aus meinem Blickfeld. Ein paar Minuten später saß Lore neben mir.
    „Hey, geht es dir besser?“, fragte sie.
    „Warum fragst du?“
    „Der Gorilla hat mir erzählt, dass du gestürzt bist, und meinte, dass ich mal nach dir schauen soll!“
    Dass sich der Gorilla um mich sorgte, fand ich schön.
    „Mir geht es gut. Alles spitze.“ Ich reckte meinen Daumen hoch.
    „Wirklich? Er hat gesagt, dass du auf den Kopf gedonnert bist.“
    „Ja, aber ich hab doch einen Helm auf!“ Ich zeigte auf das Plastikding.
    „Ich wusste schon, warum ich dieses Kostüm für dich ausgesucht hab. Du Bruchpilot!“
    Wir mussten beide lachen. Dann sah mich Lore streng an.
    „Jetzt mal im Ernst. Ist alles okay mit dir oder soll ich dich nach Hause bringen?“
    „Nein, nein!“, schrie ich. Zwar brummte mein Kopf immer noch ein wenig, aber nach Hause wollte ich auf gar keinen Fall. Ich wollte hierbleiben. Den Trubel genießen, Musik hören und gelegentlich einen Blick auf meinen haarigen Retter werfen.
    „Ist es in Ordnung, wenn ich noch ’ne Runde drehe, oder soll ich bei dir bleiben?“, brüllte mir Lore direkt ins Ohr. Ich nickte nur und wedelte mit den Armen, dass sie ruhig gehen und mich alleine lassen konnte.
    Die Luft wurde immer stickiger und mir wurde immer heißer und heißer unter meiner Plastikmontur. Der Schweiß lief mir die Stirn runter. Ich brauchte dringend was zu trinken. Mit einem Strohhalm. Also machte ich mich auf zum Tresen, lehnte mich darüber und schrie den Barkeeper an: „Eine Cola mit Strohhalm, bitte!“
    Der Barkeeper sah mich an und zuckte mit den Schultern.
    „Eine Cola!“, brüllte ich.
    Der Typ hinterm Tresen zeigte immer wieder auf seine Ohren und dann auf meinen Helm, den ich wohl

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