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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeißer
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alle anderen Mädchen wieder abgetrocknet und angezogen waren. Draußen vor der Sporthalle, die einige Hundert Meter von unserer Schule entfernt lag, wartete Marvin auf mich. Ich sah mich um. Sven und Justin waren scheinbar schon weg.
    Marvin kam auf mich zu. Er knetete seine Hände und wusste nicht, wo er hinschauen sollte. Er blieb vor mir stehen und ich ging an ihm vorbei. Ich hatte keinen Schimmer, was der von mir wollen könnte. Doch da hielt er mich an meiner Jacke fest.
    „Hey!“, blaffte ich ihn an.
    „Entschuldigung“, sagte er schnell und ließ meinen Ärmel los. „Ich muss mit dir reden.“
    Ich ging weiter. „Was gibt es? Wurdest du geschickt, um mich mal wieder ein bisschen zu beleidigen? Sollst du Sven, den schlechtesten Torwart der Welt, rächen?“
    Marvin lief einen halben Meter hinter mir her.
    „Was? Nein. Gar nicht. Ich …“
    Ich blieb stehen und sah ihn abfällig an. „Was willst du dann?“
    Er sah auf den Boden und scharrte mit seinen sauteuren Sneakern im Dreck rum.
    „Ich …“ Er atmete heftig aus und wieder tief ein. „Mann, ist das schwer.“
    „Was ist schwer? Komm mal zu Potte. Ich hab’s eilig.“
    Er verdrehte die Augen.
    „Ich … ich war der Gorilla.“
    Mein Herz machte einen Satz und ich glaube, danach war es nicht mehr an derselben Stelle wie vorher. Mein Magen fühlte sich eisig an. In meinem Kopf rauschte es. Das konnte doch nicht wahr sein!
    „Was?!“, brachte ich bloß hervor.
    Marvin war der Affe? Warum ausgerechnet Marvin?
    Also eigentlich war Marvin schon ganz hübsch. Er war nicht zu groß für mich, war sportlich und hatte tolle dunkelbraune Augen. Wenn ich es mir recht überlege, fand ich Marvin sogar sehr hübsch, aber irgendwie fehlte ihm trotzdem was zum Traumprinzen. Vielleicht lag es daran, dass er statt eines prächtigen Pferdes nur zwei Esel hatte. Und mit denen hing er nicht nur rum, er ging mir mit den beiden auch noch ständig auf die Nerven. Da wäre es mir doch lieber gewesen, ich hätte den Affen nie gefunden. Dann hätte ich wenigstens von meinem neuen perfekten, geheimnisvollen Freund weiterträumen können!
    „Doch. Ich war das. Muss ich erst die Sturmtruppen rufen, du weißt schon, diese weißen Soldaten, damit du mir glaubst?“ Marvin versuchte zu lächeln. Es misslang. Er war viel zu nervös.
    Hektisch sah er sich um.
    „Ich weiß, das ist für uns beide ein bisschen blöd …“, stammelte er, „weil wir uns bis jetzt irgendwie immer nur gestritten haben, aber …“
    „Wir uns? Wann hab ich denn mal einen Streit angefangen?“
    „Gut, stimmt. Aber ich habe auch nie einen angefangen. Das waren immer Sven oder Justin.“
    Da war was dran. Marvin hatte wirklich immer nur dabeigestanden, wenn Sven und Justin mich aufgezogen hatten. Aber er hatte sich auch nie heldenhaft auf meine Seite geschlagen. Und ein Mitläufer in einem Haufen von Idioten zu sein, war nun wirklich alles andere als eine Auszeichnung oder etwas, worauf man stolz sein konnte. Oder kann sich irgendein Mensch auf der Welt so ein Gespräch vorstellen:
    Ich bin so stolz, dass mein Freund ein Mitläufer ohne eigene Meinung ist! – Ach, du hast es gut. Ich wünschte, mein Liebster würde auch nur mit aggressiven Idioten rumhängen!
    Solange man noch alle Latten am Zaun hat, wohl kaum.
    „Ich muss gehen. Ich friere.“
    Ich wollte nur noch nach Hause. Den Schreck verdauen. Die Trümmer meines Traumschlosses wegbaggern. Marvin Aap statt Orlando Bloom. Tolle Überraschung!
    Marvin sah sich immer wieder um und mir kam es so vor, als wollte er unkostümiert nicht mit mir gesehen werden. Oder war das nur meine Wahnvorstellung, weil ich nicht daran gewöhnt war, dass sich ein Junge einem Troll wie mir freiwillig auf weniger als hundert Meter näherte?
    „Hör mal“, sagte er und rieb die Hände an seiner Designer-Jeans, „ich würde mich gerne mit dir treffen. Also … nur wir beide … dann …“
    „Keine Sorge“, fiel ich ihm ins Wort, „ich werde dich bei deinen idiotischen Freunden schon nicht verpetzen.“
    „Was meinst du?“ Marvin sah mich erstaunt an.
    „Ich werde ihnen nicht verraten, dass du mit einem Freak wie mir getanzt hast.“
    „Aber darum geht es doch gar nicht. Es geht … ach Mensch!“ Er druckste noch ein bisschen rum, kam aber nicht auf den Punkt.
    „Spuck’s aus oder ich gehe. Ich friere hier sonst fest.“
    „Ich … ich mag dich“, sagte er leise und überreichte mir einen Zettel, auf den er seine Handynummer geschrieben

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