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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wartete sie schon in der Tür auf mich, mit dem Brief in der Hand, und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sie aus dem Mund schäumte.
    »Das . . . das ist unglaublich!«, rief sie mir entgegen. »Hast du das wirklich alles angestellt?«
    »Nein«, beteuerte ich vorsichtshalber erst einmal. Wer weiß, was die alles dazugelogen hatten. »Kein Wort davon ist wahr.«
    »Dann ist das also alles erfunden, ja? Du hast die Schule nicht geschwänzt? Die Zeche nicht geprellt? Keinen Mitschüler so heftig geschubst, dass er durch die Wand gebrochen ist?« Mama bekam kaum noch Luft. »Dann erklär mir mal, warum ich so einen Brief bekomme«, japste sie.
    »Also, das war so – «, begann ich.
    Aber Mama unterbrach mich. »Ach, ich will es überhaupt nicht wissen. Ich rufe jetzt in deiner verdammten Schule an und rede mit dem Direktor, warum ich erst so spät davon erfahre, dass meine Tochter die meisten Klassenbucheinträge der Jahrgangsstufe zu verzeichnen hat.«
    »Ja, aber doch nur, weil ich blond bin und die Klemperer mich nicht leiden kann!«, rief ich. »Hör mir doch erst mal zu . . .«
    Aber Mama wählte schon. Mir blieb nichts anderes übrig, als dem Gespräch aus sicherer Distanz zu folgen. Zuerst war sie sehr zerknirscht, sie hörte dem Direktor zu, nickte immer, was der natürlich nicht sehen konnte, und sprach auch mit dem Gürteltier, das offenbar nichts Besseres zu tun hatte, als nachmittags im Büro des Direktors herumzulungern.
    »Ja, ja, das ist sehr schlimm«, murmelte Mama. »Aber ich glaube ja nicht, dass sie es aus Böswilligkeit tut.« Wieder eine Pause. Dann wurde ihr Tonfall etwas schärfer. »Nein, ich denke, eine Erziehungsberatung ist nicht vonnöten.«
    Immerhin. Ich nickte beifällig. Jetzt schien wieder der Direktor am Apparat zu sein, denn es ging um den Schadenersatz für die zerstörte Wand.
    »Wie genau ist das Ganze denn passiert?«, erkundigte sich meine Mutter und sagte dann eine ganze Weile nichts als »hm, hm«. Dann aber, schlagartig, veränderten sich ihre Miene. »Wie viel?« Erneut schnappte sie nach Luft. Der Direktor schien einen Wortschwall von sich zu geben, aber Mama unterbrach ihn. Plötzlich klang ihre Stimme sehr ruhig und bestimmt. »Nein – jetzt hören Sie mir zu. Sie können mir nicht weismachen, dass eine Schule, in der ein 13-jähriges Mädchen ihren Klassenkamerad durch die Wand schubsen kann, normgerecht gebaut ist. Mein Schwager arbeitet beim Bauaufsichtsamt, vielleicht sollte ich ihn die Sache prüfen lassen?« Sie schwieg einen kurzen Moment. »Wie bitte? Sie verzichten...?Na wunderbar, dann wäre das ja geklärt. Und was die anderen Missetaten meiner Tochter betrifft, denke ich, dass ich damit allein zurechtkomme. Sie ist keineswegs schwer erziehbar oder gar dumm. Sie braucht lediglich für eine Weile engere Grenzen.«
    Ich hatte zunehmend überrascht zugehört. Na also, Blut war eben doch dicker als Wasser. Wenn’s drauf ankam, dann hielt meine Mama zu mir.
    »Denen hast du es aber gegeben«, sagte ich stolz. Meine Mama! Wer hätte das gedacht.
    Mama sah mich ungefähr so an, wie man eine Kakerlake im Abendessen ansehen würde. »Marsch in dein Zimmer«, sagte sie. »Sonst vergesse ich mich. Und merk dir eins: Noch eine einzige klitzekleine Sache und du fährst nicht mit auf Klassenfahrt, dass das klar ist!«
    Ich trollte mich sogleich eine Etage höher. In dieser Stimmung war es zwecklos, mit Mama zu verhandeln, das wusste ich. Trotzdem durfte ihre miese Laune nicht lange anhalten, weil ich doch am Freitag bei Kati beziehungsweise Jakob übernachten wollte, und das durfte sie mir auf keinen Fall verbieten. Ich musste also ganz, ganz kleine Brötchen backen.
    Als Mama am Abend von der Arbeit nach Hause kam, hatte sie sich ein bisschen beruhigt und hörte mir sogar zu, als ich ihr meine Version der Geschichte oder vielmehr der Geschichten erzählte. Als ich zu der Sache mit der Klempererkuh kam, nickte sie sogar verständnisvoll.
    Anna bestätigte Klemperers Hass auf Blondinen. »Weißt du nicht mehr, dass sie mir damals eine Drei in Chemie gegeben hat?«, fragte sie Mama. »Und im Abitur hatte ich dann vierzehn Punkte!«
    »Ach, die ist das«, sagte meine Mutter und machte eine Bewegung, als wolle sie mir über den Kopf streicheln. Natürlich tat sie das nicht. Sie war ja immer noch böse auf mich.
    »Ich verspreche dir, dass ich ab jetzt keinen Unsinn mehr anstelle«, sagte ich. »Aber bitte, bitte, lass mich am Freitag bei Kati übernachten. Das haben

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