Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)
Schule durchgenommen haben.«
»Na ja . . .«, sagte Jakob.
»Ich werde es wohl niemals erfahren«, sagte ich betont traurig. »Es sei denn, du würdest es mir zeigen.« So, jetzt hatte ich es gesagt. Jetzt lag es bei Jakob.
»Alles?«, fragte Jakob.
»Äh...«Hm. Tja, warum eigentlich nicht? Wo wir schon mal dabei waren: Es war sicher gut, es hinter sich zu bringen. »Ja, wenn du das kannst?«
»Ich wüsste schon, wie man es dir zeigen könnte«, sagte Jakob zögernd. »Wenn du es unbedingt willst.«
»Okay, dann zeig es mir«, sagte ich und sah auf die Uhr. »Ich muss erst um sechs zu Hause sein.«
»Doch nicht jetzt «, entsetzte sich Jakob. »So was haben wir doch nicht hier zu Hause.«
Was meinte er denn mit »so was«?
»Könntest du es denn bis morgen besorgen?«, fragte ich.
»Nee«, sagte Jakob. »Frühestens am Freitag.«
Mist. Übermorgen war doch schon wieder Nachhilfeunterricht. Aber da konnte man nichts machen, ich musste Konstantin eben noch einmal bluffen.
»Na gut«, sagte ich. »Ich komme zu dir, ja? Oder sind deine Eltern dann schon wieder da?«
»Nee«, sagte Jakob. »Wir haben sturmfreie Bude.«
Sehr gut. Dann würde ich wenigstens in der übernächsten Nachhilfestunde als erfahrene Frau aufkreuzen und nicht länger nur so tun müssen. Mama würde ich einfach sagen, dass ich bei Kati schliefe.
Den Rest des Nachmittags war ich bester Laune und konnte Jakob doch noch zu einem Telefonspiel überreden. Jakobs Eltern hatten eine Rufnummernunterdrückung, und das war herrlich, um Leute zu ärgern.
Jakob machte sich besonders gut als Herr Meyer von der Versicherung. Er konnte nämlich seine Stimme so verstellen, dass er ganz erwachsen klang. Heute riefen wir bei Herrn Müller-Rubens an. Zuerst war seine Frau am Telefon.
»Ich hätte da noch ein paar Fragen zum Schadensfall in der Lilo-Bar, in den Ihr Mann verwickelt ist«, sagte Jakob und stellte auf »Mithören«.
»Lilo-Bar? Karl-Heinz, komm mal schnell ans Telefon!«
»In meinem Bericht steht, dass Ihr Gatte über dem Seidenhöschen der Stripteasetänzerin ausgerutscht und dabei die Oben-Ohne-Kellnerin angerempelt und umgestoßen hat«, sagte Jakob.
»Karl-Heinz!!!!!«
»Das Tablett mit Gläsern fiel zu Boden, die Kellnerin blieb unverletzt«, fuhr Jakob unbeirrt fort.
Ich lag zu diesem Zeitpunkt schon vor Lachen halb ohnmächtig auf dem Boden und hielt mir den Mund zu.
»Die Lilo-Bar stellt uns einen Schaden von siebenhundertdreiundachtzig Euro und vierzehn Cent in Rechnung, und jetzt würde ich gerne Ihren Mann fragen, ob er sich noch erinnern kann, was sich denn so Wertvolles auf dem Tablett befand. Hallo? Ist da noch jemand?«
»Hallo, ja, hier Müller-Rubens.«
»Karl-Heinz Müller-Rubens?«
»Ja, wer ist denn da?«
»Meyer von der Bar-Varia«, sagte Jakob, und da lachte ich so sehr, dass ich mir ein Sofakissen in den Mund stopfen musste, und nun konnte auch er sich nicht mehr halten und musste leider auflegen, bevor wir Müller-Rubens Kommentar hören konnten.
»Das war richtig schön gemein«, sagte ich zufrieden, als ich mich wieder gefangen hatte, und putzte mir die Lachtränen von der Wange. Jakob zeigte mir dann noch einen kleinen Gesteinsbrocken, der angeblich von einem Meteoriten stammte, der Anfang des letzten Jahrhunderts in Sibirien eingeschlagen war.
»Wenn der ein paar Minuten früher eingeschlagen wäre, hätte er Chicago getroffen«, sagte er. »Es ist mein Glücksstein. Seit ich ihn habe, passieren nur noch gute Dinge. Wenn du willst, leihe ich ihn dir mal.«
»Für die nächste Mathearbeit«, meinte ich, aber damit erinnerte ich Jakob nur an seine vernachlässigten Pflichten.
»Mensch, jetzt haben wir noch überhaupt nicht gelernt«, rief er aus. »Das holen wir am Freitag aber unbedingt nach.«
»Nein«, widersprach ich. »Morgen zeigst du mir doch, wie es funktioniert, schon vergessen?«
»Nein«, sagte Jakob. »Aber so lange dauert das ja nicht.«
Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass wir möglicherweise aneinander vorbeigeredet hatten.
Am nächsten Tag brach das Unheil über mich herein wie der Meteorit über Sibirien. Unser Ford hatte nämlich seinen Geist aufgegeben, und meine Mutter musste sich einen halben Tag Urlaub nehmen, um ihn in die Werkstatt zu bringen. Während sie auf einen Anruf von der Werkstatt wartete, bügelte sie zu Hause, und so war sie dummerweise da, als der Postbote kam. Sie nahm den Brief von der Schule höchstpersönlich entgegen.
Als ich nach Hause kam,
Weitere Kostenlose Bücher