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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Dummkopf, das hätte er gar nicht machen müssen, denn auf der Scheibe selber stand dick und fett »Angie – heiße Nächte ohne Reue« gedruckt und außerdem die richtige Nummer. Aber vermutlich konnte der Ärmste nicht lesen. Er drückte auf »Vorlauf«.
    Ich machte vorsichtshalber die Augen zu und hörte nur ein fürchterliches Stöhnen. Und dann hörte ich Angie wieder schrecklich unanständige Wörter von sich geben. Die ältere Frau ließ einen Schreckensschrei hören.
    Etwas lahmarschig drückte der Aushilfsverleiher die Ejekt-Taste. »Scheint tatsächlich eine Verwechslung vorzuliegen.«
    »In der Tat«, stimmte ihm Jakob zu und wandte sich erklärend an das ältere Ehepaar, das wie versteinert neben uns stand. »Wir wollten eigentlich Pünktchen und Anton ausleihen.«
    Das Ehepaar war, gelinde gesagt, entsetzt. »Ihr armen Kinder«, rief die Frau. »Ihr armen, armen Kinder.«
    »Also, das ist wirklich die Höhe«, sagte ihr Ehemann.
    »Ähm, kann ja mal vorkommen«, mischte ich mich begütigend ein, denn ich sah schon die nächste Katastro
    phe auf uns zukommen.
    »Das ist ein Fall für die Polizei«, entschied die Frau.
    »Nu machen se sich mal nicht ins Hemd«, sagte der Aushilfsverleiher. »Das ist doch nicht schlimm!«
    »Nicht schlimm?«, rief der Ehemann empört. »Sie verleihen hier Pornos an Kinder und nennen das nicht schlimm? Wo ist das Telefon?«
    »Gibt keins«, behauptete der Depp hinter der Theke, dabei lag es direkt neben ihm.
    »Wie Sie wollen«, sagte der Mann nun richtig wütend, zückte sein Handy und wählte 110.
    Jakob und ich tauschten einen erschrockenen Blick. So hatten wir uns das aber nicht gedacht.
    »Wir müssen jetzt leider nach Hause«, sagte ich.
    Aber da hatte der Cary-Grant-Fan schon die Polizei an der Strippe.
    »Ihr armen Kinder«, meinte seine Frau und strich mir mitleidig über das Haar. »Wie alt seid ihr denn?«
    »Dreizehn«, sagte Jakob.
    Ich schwieg einfach nur. Das hier war wieder so eine typische Sissi-Katastrophe. Es fing ganz harmlos an und geriet dann schneller außer Kontrolle, als man »huch« denken konnte. So etwas passierte nur immer mir. Und nie konnte ich was dafür.
    Das glaubten die freundlichen Polizisten jedenfalls auch, die wenige Minuten später ankamen. Sie schoben die ganze Schuld kurzerhand auf den Aushilfsverleiher und den Ladenbesitzer, den der Aushilfsverleiher mit dem angeblich nicht vorhandenen Telefon hergerufen hatte. Die Polizisten schimpften beide tüchtig aus und drohten mit einer Klage. Das Ehepaar hackte obendrein noch auf den beiden herum.
    »Eine Schlamperei ist das«, sagte die Frau. »Und Katharine Hepburn haben sie auch nicht.«
    Am Ende taten mir der Ladenbesitzer und der Aushilfsverleiher richtig leid. Ich kam beinahe um vor schlechtem Gewissen, und Jakob auch, das sah ich ihm an. Aber was sollten wir machen? Es sah ohnehin schon ziemlich schlecht für uns aus, denn die Polizisten bestanden darauf, uns persönlich nach Hause zu bringen. Bei Jakob war das nicht weiter schlimm, denn bei ihm waren nur seine Schwestern zu Hause. Aber bei mir wartete Mama und die wähnte mich ja bei Kati. Ich hatte plötzlich wieder ihre Worte im Gedächtnis, von wegen, noch eine Sache und ich würde nicht mit auf Klassenfahrt gehen dürfen.
    »Bitte, bitte, lassen Sie mich hier an der Ecke heraus«, bat ich. »Meine Mutter ist herzkrank. Sie wird einen Heidenschreck bekommen, wenn ich von Polizisten nach Hause gebracht werde.«
    »Wir erklären ihr alles in Ruhe«, sagte der eine Polizist. »Du hast ja nun wirklich nichts angestellt.«
    »Bitte«, sagte ich. »Sie ist wirklich sehr schreckhaft. Es könnte ihr Ende sein.«
    Der andere Polizist drehte sich zu mir um. »Wir machen das schon. Hab keine Angst.«
    Wenn die wüssten. Aber da war nichts zu machen. Sie parkten ihren Polizeiwagen in der Einfahrt und stiegen alle beide mit aus.
    Meine Mutter sah tatsächlich ein wenig herzkrank aus, als sie die Tür öffnete und mich zwischen zwei Uniformierten sah. Sie griff sich auch an die linke Brust, wie immer, wenn sie sich über etwas aufregte.
    »Was ist passiert?«, keuchte sie.
    »Gar nichts, wirklich gar nichts«, beteuerte der eine Polizist. »Wir haben Ihre Tochter sicher nach Hause gebracht.«
    »Warum bist du denn nicht bei Kati?«
    »Ähm, weil... Kati ist krank geworden und da bin ich stattdessen zu Jakob gegangen.«
    »Und da haben sich die beiden Kinder in aller Unschuld ein Video ausgeliehen«, sagte der andere Polizist im Erzählton.

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