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Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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eine neue Strophe für meinen Rap, eine, die mir zwar aus dem Herzen sprach, aber nicht gerade preisverdächtig gut war. Zumal er eine Silbe zu viel hatte.
    Ich will mit dir allein!
Hau Alyssa doch die Fresse ein.
    Einmal folgte ich Konstantin in der Pause wie ein Schatten bis zum Schwarzen Brett, wo er einen großen Zettel anheftete. Darauf stand, dass ab sofort immer mittwochs nachmittags für die Klassen 7 bis 10 eine Trampolin-AG in der Turnhalle stattfände, Leitung Konstantin Drücker.
    Wahnsinn! Der Junge konnte nicht nur Mathe, sondern auch noch Trampolin springen! Ich musste natürlich um jeden Preis in diese AG.
    Aber Mama blieb hart. »Das sehen wir, wenn der Hausarrest vorbei ist und wenn deine Mathenote wieder im grünen Bereich ist.«
    »Aber Mama, die AG beginnt jetzt sofort. Und da geht keiner freiwillig hin, das ist eigentlich die reinste Strafe.«
    »Nein«, sagte Mama. »Das hättest du dir alles früher überlegen müssen. Jetzt kannst du auch mal die Konsequenzen deines Verhaltens spüren.«
    »Du zerstörst mein Leben!«, rief ich und fing an zu heulen, nicht, um Mamas Herz zu erweichen, sondern weil ich ehrlich verzweifelt war. Alyssa würde natürlich in die AG gehen und Leni sicher auch. Kati und Valerie erzählten mir, dass Alyssa sich extra einen neuen Gymnastikanzug gekauft hatte.
    Jakobs Hausarrest gestaltete sich nicht ganz so furchtbar wie meiner. Er musste nur jeden Abend mit seinem Vater zusammen in dessen Hobbykeller Flugzeugmodelle aus Sperrholz basteln. Trotz dieser besonderen Folter vergaß er mich nicht, sondern rief täglich an, um zu fragen, wie es mir ginge. Und weil meine Mama doch noch ein Herz hatte, erlaubte sie mir sogar, mit ihm zu sprechen.
    Ich nahm das Telefon mit in mein Zimmer. »Wie geht es dir?«, fragte Jakob.
    »Na, wie schon!«, sagte ich. »Ich bekomme langsam Thrombosen oder so was.«
    »Du meinst Neurosen.«
    »Nein, Thrombosen. Die bekommt man, wenn man sich nicht bewegen darf. Und ich dürfte hier nicht mal raus, wenn es brennt.«
    »Ich bekomme Neurosen«, sagte Jakob. »Noch ein beschissenes Modellflugzeug und ich schreie die ganze Siedlung zusammen. Gott sei Dank muss ich nur noch zwei Tage absitzen.«
    »Tut mir leid, dass ich dir das alles eingebrockt habe«, sagte ich. »Dabei wollte ich gar nicht, dass du einen Film ausleihst. Ich wollte, dass du es mir . . . anders zeigst. Und jetzt kann ich vielleicht nicht mal mit auf Klassenfahrt.«
    »Mir tut es auch leid«, sagte Jakob.

SIEBEN
    In diesem Jahr fielen mehrere Festtage der Familie auf ein und dasselbe Wochenende: Omas einundsechzigster Geburtstag, Opas siebter Todestag, Uroma Ruths vierundneunzigster Geburtstag und Onkel Heinrichs dritter Herzinfarkt. Außerdem hatte Anna ihre schwierige Klausur bestanden, Oma das Tennisclubturnier im Se-nioren-Einzel gewonnen und Jörg-Thomas offiziell seinen Doktortitel erhalten. Oma beschloss daher aus vielfältigen Gründen, eine rauschende Party zu geben.
    Wenn Oma eine rauschende Party gibt, sieht das in etwa so aus: Wir, Mama, Anna und ich und alle anderen weiblichen Anverwandten, backen tagelang Kuchen und schnipseln Salate und schleppen diese am Tag X zu Omas Haus. Hier wartet sie schon mit einem leicht irren Blick unter den frisch gefärbten Wimpern und treibt uns zu weiteren Taten an. Alle Tische im Haus werden auf die maximale Länge getrimmt und zu einer Tafel quer durch Wohn-und Esszimmer aufgebaut, die Oma mit allen weißen Tischdecken behängt, die sie auftreiben kann.
    Dann sind die Stühle an der Reihe. Unsere Küchenstühle, Hocker, Klavierschemel, Gartenmöbel reichen gerade mal für ein Zehntel unserer Verwandten. So ist es immer und so war es auch diesmal. Trotzdem tat Oma so, als könne sie es gar nicht fassen.
    »Lieber Himmel! Wir haben viel zu wenig Stühle. Oh Gott, oh Gott.« Und dann, als wäre der Einfall völlig neu und spontan, drehte sie sich zu uns um und sagte: »Kinder, ihr müsst in der Nachbarschaft herumfragen. Wenn die hören, dass es für mich ist, geben sie gerne ihre Stühle her.«
    Es war immer das Gleiche. Wir, also Anna und ich, durften uns bei den Nachbarn zum Narren machen. »Entschuldigen Sie, wir sind die Enkeltöchter von Frau Mattis aus 25 a. Sie bittet Sie, ihr für eine Familienfeier ein paar Stühle zu leihen, wenn es möglich ist.« Peinlich!
    Zuerst war ich ganz froh, mal zur Abwechslung wieder draußen zu sein. Ich hopste sogar übermütig auf einem Bein von Haus zu Haus.
    »Scheint dir ja Spaß zu

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