Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition)

Titel: Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
Ich habe auch mal Marihuana geraucht, als ich jung war, aber heute weiß ich, dass ich mich damals nur von falschen Freunden habe beeinflussen lassen.«
    »Papa! Ich habe kein Marihuana geraucht!« Was glaubten die denn? Eine Fantasie wie Zwergenmutti persönlich.
    »Ach, was weiß ich, wie diese modernen Drogen heutzutage heißen«, sagte mein Vater. »Was ich damit sagen will, ist, dass du nichts tun sollst, was du eigentlich nicht tun willst, wenn du tief in dich hineinhorchst. Du darfst dir von niemandem in dein Leben reinreden lassen!«
    Jetzt reichte es aber zu Abwechslung mir mal. »Ihr spinnt doch total!«, rief ich. »Die Einzigen, die mir in mein Leben reinreden, seid ihr. Drogen! Ich nehme keine Drogen! Aber was tatsächlich mit mir los ist, das will doch keiner von euch wissen. Das nächste Papa-Wochenende ist jedenfalls gestrichen!« Und damit knallte ich den Hörer auf.
    Mama schüttelte wieder nur den Kopf. Meine Güte noch mal, was hätte sie wohl gemacht, wenn ich wirklich Drogen genommen hätte? Oder magersüchtig wäre oder ein notorischer Ladendieb oder alles auf einmal?
    »Hast du nie was angestellt?«, fragte ich Anna. »Schule geschwänzt oder so was?«
    »Nö«, sagte Anna. »Aber ich habe meinen Schülerausweis gefälscht.«
    »Warum? Damit du in die Disco reinkonntest? Oder noch was Verboteneres damit anstellen konntest?«, fragte ich begierig.
    »Nein! Das habe ich gemacht, damit niemand meinen zweiten Vornamen kennt«, sagte Anna und wurde rot. Sie hieß nämlich Herta mit zweitem Namen, nach unserer Oma. »Ich habe Tipp-Ex darüber gemacht und stattdessen Marie hingeschrieben.«
    »Ach, du liebe Güte«, sagte ich bodenlos enttäuscht. »Und – hast du für diese schreckliche Tat Hausarrest bekommen?«
    »Oh nein«, sagte Anna. »Ich war nicht so dumm, mich dabei erwischen zu lassen.«
    »Du wirst sicher am Ende deines Lebens heiliggesprochen«, sagte ich.

    Es war fürchterlich, nicht mehr am öffentlichen Leben teilhaben zu können, zumal auch noch Karneval in meine Gefängniszeit fiel, und Mama keine Ausnahme machte. Ich durfte nirgendwohin, weder mit Kostüm noch ohne. Auch die Karnevalsparty bei Meinrad in der Garage fand ohne mich statt. Allerdings wohl auch ohne Kuss-Spiele, wie ich später erfuhr, denn Meinrads Eltern kamen alle zwei Minuten gucken, ob auch alles mit rechten Dingen zuging in ihrer Garage. Rosenmontag verbrachte ich mit dem Sortieren von Socken und dem Abstauben des Bücherregals. Anschließend musste ich die Bücher nach Autoren und Sachgebieten ordnen. Ich richtete eine Abteilung für Aufklärungsliteratur ein.
    Außerdem schrieb ich weiter an meinem Song. Eine Strophe, die von meiner grenzenlosen Sehnsucht zeugte.
    Ich will dich immer riechen und mich in dich verkriechen. Ich werde mich nicht schämen, mit Gänsefett zu cremen. Ich werde dich von Osten nach Süd, Nord, West verkosten.
    Die Falschen Fünfziger probten ohne mich, aber dafür mit Alyssa. Kati und Valerie hielten mich übers Telefon auf dem Laufenden. Besuchen durften sie mich nicht. Leni war die ganze Zeit mit Alyssa zusammen, es sah so aus, als habe sie beschlossen, nicht länger unsere beste Freundin zu sein. Dummerweise hatten Kati und Valerie ihr erzählt, dass ich in Konstantin verknallt sei, und Leni hatte es unter Garantie Alyssa weitererzählt. Die grinste nämlich immer so blöd, wenn sie mich ansah. Und in fast jeder Pause sah ich sie mit Konstantin reden, der schnell von seiner Darmgrippe genesen war. Mich übersah er völlig, es war, als wäre ich unsichtbar für ihn. Nur in den Nachhilfestunden redete er mit mir, wenn auch nicht wirklich viel. Proportionale und antiproportionale Zuordnungen im Koordinatensystem – ein anderes Thema hatten wir nicht. Und das Übungsblatt, das ich vergessen hatte. Ich konnte mich überhaupt nicht erinnern, dass er mir so ein Ding gegeben hatte. Aber Konstantin schien mir das nicht zu glauben.
    »Du bist ein hoffnungsloser Fall«, sagte er. »Was Dümmeres ist mir noch nie untergekommen.«
    Jedem anderen hätte ich für diese Bemerkung eine gelangt. Aber bei Konstantin klang es gar nicht so schlimm. Fast ein bisschen besorgt. Und war das nicht schon einmal ein Anfang?
    Die Nachhilfestunden liefen immer nach dem gleichen Schema ab: Konstantin stellte mir Aufgaben, die er dann selber löste. Ich glaube, das merkte er noch nicht mal. Lernen tat ich dabei jedenfalls nichts.
    Es tat weh, dass er mit Alyssa sprach und mich nicht mal bemerkte. Ich dichtete

Weitere Kostenlose Bücher