Jungs zum Anbeißen
gewisser Weise«, sagt er schließlich. »Das ewige Leben ist ein großes Geschenk.
Ich habe so viele Abenteuer erlebt. So viele Erfahrungen gemacht. Gleichzeitig ist es ein wenig . . . einsam.«
»Einsam?«
»All meine sterblichen Freunde sind seit tausend Jahren tot«, sagt er leise und blickt zu Boden. »Und bis man mit seinem Blutsgefährten verbunden wird, was erst passiert, wenn die Jahrtausendgrenze erreicht hat und das eigene Blut ordentlich gealtert ist, darf man eigentlich keine ernsten Beziehungen anfangen.«
Wow. Dieser Typ hat seit tausend Jahren kein Date mehr gehabt? Kein Wunder, dass er so mürrisch ist!
»Und jetzt hatte ich endlich die Erlaubnis bekommen, mir eine Blutsgefährtin wählen zu dürfen. Eine Partnerin, die ich lieben, für die ich sorgen und mit der ich den Rest der Ewigkeit verbringen darf. Und dann vermassele ich die Sache im großen Stil und beiße das falsche Mädchen.« Er schlägt mit der Faust auf den Boden. »Jetzt bin ich wahrscheinlich dazu verdammt, den Rest meines Lebens allein auf Erden zu wandeln.«
Ich betrachte ihn mitfühlend. Armer Kerl. Dabei wollte er doch nur eine nette Freundin, die ihn zu schätzen wusste.
Stattdessen hatte er plötzlich meine weinerliche, undankbare Wenigkeit am Hals. Buchstäblich, wie ich grinsend feststelle.
»Ich will dich nicht kränken und alles«, fügt er hinzu und blickt mit traurigen Augen zu mir auf. »Du bist ein liebes Mädchen. Aber offensichtlich hast du kein Interesse, meine Gefährtin zu sein. Und um dir die Wahrheit zu sagen, ich hätte lieber gar keine Blutsgefährtin als eine, die mich verabscheut und für eine Art Monstrum hält.«
Ein Stich des Schuldgefühls durchzuckt meine Eingeweide.
Während dieser Zeit bin ich nichts anderes gewesen als egoistisch. I ch habe nur an mich selbst gedacht und daran, wie lästig diese ganze Vampirverwechslung für mich gewesen ist.
Ich habe nie überlegt, wie ätzend es vermutlich auch für ihn gewesen muss. Da bekam er nun endlich die Blutsgefährtin, auf die er ein Jahrtausend gewartet hat. Eine willige Partnerin, mit der er die Ewigkeit teilen konnte. (Selbst wenn es sich nur um meine dumme Zwillingsschwester gehandelt hat.) Und jetzt ist alles vermasselt.
»Liebst du Rayne?«, erkundige ich mich neugierig und frage mich, wieweit die Bindung zwischen Möchtegernblutsgefährten gehen darf.
Magnus schüttelt den Kopf. »Ich kenne sie kaum. Vor der eigentlichen Transformation ist kein allzu großer Kontakt gestattet. Es ist ungefähr so wie die arrangierten Ehen in alten Tagen. Der Rat ermittelt deinen Blutsgefährten anhand einiger sehr komplexer Kompatibilitätsalgorithmen.
Schließlich sitzt man anschließend für die Ewigkeit miteinander fest, daher nehmen sie die Angelegenheit ziemlich ernst.«
»Und sie dachten, du und Rayne, ihr würdet gut zusammenpassen?«
»Offenkundig. Und ich vermute, dass sie wahrscheinlich recht hatten. Ich bin ihr während der Ausbildung ein paarmal begegnet und sie scheint mit ein brillantes Mädchen zu sein. Und du darfst mich ruhig ein oberflächliches männliches Wesen nennen ...«, fügt er mit einem Grinsen hinzu, »... aber sie ist obendrein sehr schön.«
Ich spüre, wie ich bis in die Zehen hinab erröte. Wenn er Rayne für schön hält, bedeutet das zwangsläufig, dass er mich schön findet, wo wir doch eineiig sind und alles.
Nicht dass es mich interessieren würde, was er denkt.
Wirklich nicht. Schließlich gibt es keinen Grund, jetzt überhaupt ein Interesse für diesen Knaben zu entwickeln.
Ich muss mich darauf konzentrieren, einen Weg zu finden, um mich wieder in einen Menschen zu verwandeln. Es geht hier nicht darum, Ausreden zu finden, um mit einem tausend Jahre alten Vampir zu flirten. Selbst wenn der fragliche Vampir ein Orlando-Bloom-Double ist, das früher König Artus gedient hat.
Außerdem, lass uns hier ganz offen sein. Magnus ist eine Mordsnervensäge. Aufreizend. Selbstsüchtig. Die Art Typ, die nur an sich denkt und sich nicht im Mindesten darum schert, was andere brauchen.
»Du siehst so aus, als würdest du frieren. Hier, nimm meinen Mantel«, sagt Magnus, zieht seine Lederjacke aus und reicht sie mir. Ich schlüpfe widerstrebend hinein.
Okay, so selbstsüchtig vielleicht nun auch wieder nicht.
Aber eindeutig ein Blödmann. Gemein und arrogant.
»Mach dir keine Sorgen, Sunny«, sagt er, legt einen Arm um meine Schultern und zieht mich an sich. Ich schmiege mich widerstrebend in seine viel zu behagliche
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