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Jungs zum Anbeißen

Jungs zum Anbeißen

Titel: Jungs zum Anbeißen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Held dasteht. Der Bursche ist praktisch nie aufgetaucht, wenn's ums Kämpfen ging. Er war zu beschäftigt damit, es hinter dem Rücken des Königs mit Königin Guinevere zu treiben. Ich meine, seinetwegen hat der arme Artus seinen Thron verloren und Camelot wurde zerstört. Also, ja«, fügt er sarkastisch hinzu.
    »Er steht bei mir nicht besonders hoch im Kurs, das kann ich dir verraten.«
    Schon wieder eine Kindheitsfantasie, die ins Klo gespült wird.
    »Vergiss Lancelot. Wie bist du in einen Vampir verwandelt worden? War es Merlin? Die Dame vom See? Ooh, ich weiß. Morgan le Fay, die Hexe. Sie hat es getan, stimmt's?«
    Ich hatte letztes Jahr im Geschichtsunterricht, als es um die Artus-Legenden ging, gut aufgepasst. Die Storys waren einfach zu prall, um der Versuchung zu widerstehen.
    »Wie ich schon sagte«, fährt Magnus fort, ohne auf meine Vermutungen einzugehen, »wir Ritter wurden auf einen Kreuzzug in die östlichen Länder geschickt. Unsere Mission war es, die Heiden zu bekehren und, wichtiger noch, den Heiligen Gral zu finden.« Er sieht mich an. »Das ist der Becher, aus dem Jesus Christus beim letzten Abendmahl getrunken hat.«
    »Ich weiß, was das ist. Ich bin nicht blöd«, sage ich. »Ich meine, ich habe Indiana Jones und der letzte Kreuzzug gesehen. Und natürlich Monty Python.«
    Magnus verzieht das Gesicht. »Ähm, klar. Wie dem auch sei, kurz nach unserer Ankunft dort wurde unser Orden von den Mauren in der Stadt Bethlehem gefangen genommen.
    Man hat uns ins Gefängnis geworfen. Geschlagen und ausgehungert, bis wir dem Tod sehr nahe waren. Ich dachte, mein Leben würde in diesem Gefängnis enden. Ein Ende im Alter von achtzehn Jahren.« Magnus hält inne, dann fügt er hinzu: »Aber im Grunde war das der Ort, an dem alles begann.«
    Ich nicke. »Okay, sprich weiter.« Das entwickelt sich langsam zu einer verdammt guten Story. Einen Moment lang vergesse ich beinahe, dass ich in einem tiefen dunklen, unterirdischen Titaniumraum mit nur einem Vampir zur Gesellschaft festsitze.
    »Aber damals hatten die Vampire noch keine Spenderblutbänke wie heute. Um also an das Blut heranzukommen, das sie zum Überleben brauchten, waren sie gezwungen, es aus den Hälsen unwilliger Menschen zu saugen. Nicht gerade politisch korrekt, ich weiß, aber was soll man machen. Es war überhaupt ein barbarisches Zeitalter. Wie auch immer, eines Nachts kam Lucifent in das maurische Gefängnis, um nach Opfern zu suchen. Als er sah, welche Foltern wir Gefangenen erlitten hatten, war er entsetzt. Er konnte nicht glauben, dass es solche Grausamkeit gab.«
    »Und das von einem Mann, der allnächtlich Kehlen aufgerissen hat.«
    Magnus runzelt die Stirn. »Er hat es auf die humanste Weise getan, die möglich war«, beharrt er und wirft mir einen zornfunkelnden Blick zu.
    »Okay, okay. Ich hör ja schon auf, auf deinem Papa rumzuhacken. Herrje«, sage ich ein wenig mürrisch.
    Magnus schüttelt den Kopf, dann spricht er weiter. »Also hat Lucifent in einem Akt roher Leidenschaft alle Wachen ermordet und für seinen mitternächtlichen Imbiss ihr Blut getrunken statt unseres. Sie haben ihn nicht einmal kommen sehen. Und als er fertig war, hat er uns alle freigelassen.«
    »Hm, das war schrecklich nett von ihm«, antworte ich und versuche, mir meine Brownie -Punkte zurückzugewinnen.
    »Aber ich war zu schwach, um fliehen zu können«, erklärt Magnus. »Nach einer fast einjährigen Einkerkerung hatten meine Muskeln sich zurückgebildet und ich konnte nicht aufstehen. Also hat Lucifent mich gefragt, ob ich gern sterben möchte oder ewiges Leben vorzöge.« Magnus zuckt die Achseln. »Du errätst wahrscheinlich, wofür ich mich entschieden habe.«
    »Wow. Irre Story!«, sage ich beeindruckt. Ich versuche, mir vorzustellen, wie es wohl gewesen sein mag, im zwölften Jahrhundert zu leben. Auf Kreuzzüge zu ziehen und gefangen und gefoltert zu werden, ohne eine Genfer Konvention, die den Feind am Schlimmsten hindert. » Also bist du seither ein Vampir?«
    »Ja. Ich habe den Aufstieg des britischen Imperiums mitgemacht, die Gründung der Vereinigten Staaten, die industrielle Revolution, den Bürgerkrieg. Die Wilden Zwanziger und die Weltwirtschaftskrise. Den Ersten Weltkrieg, den Zweiten Weltkrieg. Kennedy bis Chruschtschow. Disco und Techno, sämtliche Mätzchen von J-Lo und P. Diddys Namenswechsel.
    Alles, was du willst, ich hab's erlebt.«
    »Und bist du glücklich? Bist du gern ein Vampir?«
    Magnus schweigt einen Moment. »In

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