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Jungs zum Anbeißen

Jungs zum Anbeißen

Titel: Jungs zum Anbeißen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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gehen. Es ist nicht nötig, alle aufzuwecken. Aber mein Plan geht sofort zunichte, als ich versehentlich auf eine lose, knarrende Fliese trete.
    Verdammt. In der Küche geht ein Licht an und ich springe überrascht zurück, das Herz im Hals.
    »Sunny? Bist du das?«
    Ich stoße einen Seufzer der Erleichterung aus. Nur Mom.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, die Jägerin sei vielleicht dahintergekommen, wo ich wohne, und habe sich einen Mitternachtsimbiss gegönnt, wahrend sie darauf wartet, mich zu pulverisieren.
    Andererseits ist es sehr gut möglich, dass eine Sperrstundenerörterung mit Mom noch schmerzharter sein könnte.
    »Mom Ich bin's.« Ich blicke sehnsüchtig zu der Treppe, die in mein dunkles, behagliches Zimmer hinaufführt. Von der Leuchtstoffröhre in der Küche bekomme ich Kopfschmerzen, selbst von hier aus. Aber ich weiß, dass ich nicht die leiseste Hoffnung habe, an diesem Punkt einer Standpauke zu entgehen.
    »Möchtest du eine Portion Tofutti?«, fragt sie. »Ich mache mir etwas zurecht.«
    »Nein, danke«, sage ich und gehe widerstrebend in die Küche. Nur meine Mom würde auf die Idee kommen, Soja-Eis für einen besonderen Leckerbissen zu halten.
    Ich lasse mich auf einen Hocker an der Frühstückstheke fallen und reibe mir mit den Fäusten die Augen. Ich bin so müde. Seit diese ganze Sache angefangen hat, habe ich keine Nacht mehr richtig geschlafen. Gleichzeitig fühle ich mich total aufgedreht und befürchte, dass ich auch in dieser Nacht keinen Schlaf bekommen werde. Zumindest nicht bis zum Sonnenaufgang und dann wird Rayne mich aus dem Bett zerren müssen. Ich frage mich, ob ich mich krank stellen und die Schule schwänzen kann … Ich muss wirklich mal einen Tag lang ordentlich schlafen.
    »Bist du dir sicher, dass du nichts willst? Ich habe zuckerfreien Carosirup dazu«, sagt Mom und hält das Glas hoch. Ich winde mich. Ich mochte dieses nachgemachte Schokoladenzeug, auf das die Hippies so stehen, schon vor meiner Verwandlung in einen Vampir nicht. Und ich werde jetzt bestimmt nicht auf den Geschmack kommen.
    Meine Mom gibt einen letzten Spritzer Caro auf ihre Tofutti und stellt die Flasche und den Eisbehälter in den Kühlschrank beziehungsweise die Kühltruhe. Dann setzt sie sich mir gegenüber an die Frühstückstheke und löffelt sich eine große Portion in den Mund.
    »Hmmm«, sagt sie und leckt sich die Lippen. »Du weißt nicht, was dir entgeht.«
    Ich lache. »Oh doch, das weiß ich. Vergiss nicht, als Kinder hast du uns gezwungen, dieses Zeug zu essen. Richtiges Eis habe ich vor der vierten Klasse überhaupt nicht kennengelernt.«
    »Ja, und das auch nur, weil die böse Tante Edna dich verdorben hat. Ein Bissen, und du bist zu einem hoffnungslosen Junkfood-Junkie geworden«, sagt Mom mit einem Seufzen, bevor sie sich den nächsten Löffel in den Mund schiebt. »Und du wolltest keine gesunden Sachen mehr essen.«
    Ich lächele. Ich weiß, dass es ihr nicht wirklich etwas ausmacht. Sie hat Rayne und mich dazu erzogen, unsere eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Unsere eigenen Gedanken, Träume und Ideen. Und Diäten. Sie hat uns beigebracht, wie sie mit den Dingen umgeht, aber nie darauf bestanden, es genauso zu machen. So cool ist unsere Mom.
    »Also, wie ist deine Prüfung heute gelaufen?«, fragt sie und sieht mich mit Augen an, die oberflächlich betrachtet vollkommen arglos wirken. Aber ich weiß, dass sie eine schwerwiegende Frage stellt.
    »Ähm, gut. Gut«, murmele ich. Ich bin ein echt schlechter Lügner. Im Gegensatz zu Rayne, die bei der Lügenolympiade mitmachen und mühelos die Goldmedaille gewinnen könnte. Ich meine, angeblich haben Zwillinge doch eine identische DNA, aber irgendwie hat Rayne das Guter-Lügner-Gen abbekommen und ich das Gesicht-verrät-alles-Gen.
    »Hm-hm«, sagt meine Mom mit unüberhörbarer Skepsis.
    »Und dein Abend heute? Hattest du einen schönen Abend?«
    »Ja, es war okay«, antworte ich und bete, dass keine Nachfragen kommen. Aber es sieht so aus, als hätten die Verhörgötter nicht die Absicht, mir Gnade zu erweisen.
    »Wo bist du denn gewesen?«
    »Ähm, in einem Kaffeehaus in Nashua.« Ich schätze, ich kann genauso gut so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben, ohne natürlich diese ganze Vampirgeschichte zu erwähnen.
    »Verstehe.« Meine Mom presst für einen Moment die Lippen zusammen. »Und was hast du da gemacht?«
    »Kaffee getrunken . . .?« Hm, na ja.
    »Und mit wem hast du diesen Kaffee getrunken?«
    Ich winde

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