Jungs zum Anbeißen

Hause sein würden.
    Hoffentlich ist Rayne in der Lage, unsere Zwillingsnummer noch ein Weilchen länger aufrechtzuerhalten.
    Ich löse meinen Sicherheitsgurt und folge Magnus aus dem Flugzeug. Dort steht eine Limousine (natürlich!) für uns bereit und ein Chauffeur in Livree öffnet uns den Wagenschlag.
    Sobald wir sitzen und unterwegs sind, dreht Magnus sich zu mir um. »Also, wie kommst du klar?«, fragt er und zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass er ehrlich besorgt klingt.
    »Gut.«
    »Nein. Ich meine, wirklich«, beharrt er. »Es ist okay. Du kannst es mir erzählen. Ich bin davon überzeugt, dass es eine ganz schreckliche Erfahrung für dich gewesen ist. Es ist schon schwer genug für jene, die eine vernünftige Ausbildung durchlaufen haben. Aber vollkommen unvorbereitet in diese ganze Geschichte hineingestürtzt zu werden . . . Nun, ich kann nur ahnen, wie hart das sein muss.«
    Ich nicke langsam. »Es ist wirklich eigenartig«, gestehe ich.
    »Meine Mom denkt, ich sei auf Drogen. Ich habe lauter komische Gelüste. Und mir ist ständig übel. Es fällt mir schwer, bei Neonlicht zu sehen, und die Sonne brennt auf meiner Haut, dass ich damit rechne, jederzeit Blasen zu bekommen. Und«, füge ich widerstrebend hinzu, »ich habe das Gefühl, als würde ich vor Durst sterben.«
    Da. Ich habe es gesagt. Ich habe zugegeben, dass ich Blut will - oder sagen wir besser, dass ich es brauche. Ich bin jetzt ein offizieller Freak. Aber andererseits ist Magnus das auch.
    Er nickt mitfühlend. »Du bist inzwischen sicher völlig ausgehungert. Ich hatte etwas Wein für dich im Flugzeug, aber ich wollte dich nicht wecken. Ich dachte, du würdest allen Schlaf brauchen, den du bekommen konntest.« Er klopft mir sachte aufs Knie. »Halt noch ein wenig durch.
    Wenn wir im Zirkel sind, werden wir speisen können.«
    Ach herrje. Ich kann's kaum erwarten.

Der Zirkel - englische Variante
    Zehn Minuten später fahren wir vor einem englischen Herrenhaus vor. Einem uralten, beängstigend wirkenden Teil, wie man sie immer im Film sieht, mit schmiedeeisernen Toren und haufenweise unglücklichen Geistern, die umgehen und spuken. Aber Magnus versichert mir, dass die Vampire, die hier leben das Haus von Poltergeistern aller Art freihalten.
    Das Innere des Gebäudes ist weniger protzig als der amerikanische Zirkel. Außerdem befindet es sich nicht unter der Erde, was bedeutet, dass alle Fenster mit Brettern vernagelt sein müssen, um sicherzustellen, dass sich kein Sonnenstrahl hineinstiehlt. Ein alter Vampir (ich meine, technisch gesehen sind sie alle alt, aber dieser hier hat sogar die mit Altersflecken übersäten Hände, um es zu beweisen) begrüßt uns und macht eine tiefe Verbeugung vor Magnus.
    »Seid mir gegrüßt, edler Herr. Ich höre, Ihr werdet Zirkel sechs übernehmen«, sagt er mit tiefer, respektvoller
    Stimme. Sein Akzent erinnert mich an den, den man bei Vampiren in Filmen hört. Bei solchen, die in Transsilvanien spielen oder so.
    Magnus erwidert die Verbeugung. »In der Tat. Aber zuerst muss ich mich um eine wichtige Angelegenheit in Glastonbury kümmern. Also danke ich Euch, dass Ihr uns müden Reisenden einen Ruheplatz gewährt.«
    Es ist so interessant für mich, wie förmlich Vampire sind, wenn sie miteinander plaudern. Es ist wie eine geheime Vampirsprache, die sie alle beherrschen. Andererseits schätze ich, dass alle Leute in der Ära, in der sie zu Menschen heranwuchsen, so geredet haben. Wahrscheinlich ist ihnen diese Ausdrucksweise lieber und sie haben den modernen Slang nur gelernt, um unter Sterblichen den Schein zu wahren.
    »Natürlich. Es ist uns eine Ehre, Euch und Eure Blutsgefährtin zu beherbergen«, sagt der Vampiropa. Der Smoking, den er trägt, schreit förmlich Möchtegerndracula, aber diesmal werde ich meine große Klappe nicht aufreißen. Ich meine, wirklich. Nach allem, was ich weiß, ist der Typ Dracula.
    Draci geleitet uns den Flur hinunter und eine große Wendeltreppe hinauf. Um die Wahrheit zu sagen, das Haus sieht ziemlich ungepflegt aus. Überall Spinnweben. Wenn ich doch für alle Zeit ein Vampir bleiben sollte, werde ich stattdessen im Luxus des Zirkels in Neuengland leben. Das ist viel eher mein Stil.
    Die Türen zu den Schlafzimmern sehen aus wie Tresore in einer Bank, eine jede mit ihrem eigenen Tastenschloss versehen. Draci wählt, scheinbar willkürlich, eine Tür aus und tippt einen Code ein. Die Tür schwingt leise auf und dahinter wird ein abgedunkelter Raum sichtbar.
    Magnus