Jungsspaß und Maedchenpanik
gelassen, damit er während des Spiels nicht stört.«
»Ich Lady Gaga auch«, sagte Willi. »Die ist mit Heinz beim Angeln.«
»Ich habe zweieinhalb Stunden herausschinden können.« Oskar seufzte. »Das macht neunzig Minuten plus – falls nötig – Verlängerung und Elfmeterschießen. Länger geht nicht, tut mir leid. Danach muss ich auf jeden Fall los. Heute ist das Heimatmuseum von Schönerholzgrabow dran. Das haben wir gestern nicht mehr geschafft.«
»In zweieinhalb Stunden schießen wir so viele Tore, wie auf deinem Trikot stehen!« Hassan stürmte mit einem grün-roten marokkanischen Nationaltrikot auf den Platz.
Zoe trabte hinterher. Sie trug ein weiß-schwarzes deutsches Trikot.
»Auf geht’s!«, rief Hassan. »Worauf warten wir? Zeigen wir den Schnitten, wo der Fußballhammer hängt!«
»Okay, Angeber.« Willi schnaubte wie ein gereizter Bulle. »Wir haben Anstoß.«
»Wieso ihr?«, fragte Hassan.
»Weil ihr in Unterzahl seid natürlich und es trotzdem so locker mit uns aufnehmt«, knurrte Willi. »Da könnt ihr uns genauso locker auch den Anstoß überlassen. Ist doch logisch, oder nicht?«
»Ich glaube, das ist eher Dialektik«, sagte Oskar.
»Hä?«, machte Hassan. »Was hat das jetzt mit Dialekt zu tun?«
»Vergiss es einfach.« Oskar winkte ab.
»Also, was ist jetzt?« Willi stemmte die Hände in die Hüften. »Haben wir Anstoß oder nicht?«
Die drei Jungen nickten.
»Außerdem spielen wir bergab«, sagte Willi. »Ihr seid sicher locker genug für die andere Richtung. Noch Fragen?«
Die drei Jungen schüttelten die Köpfe.
»Noch mehr Dialektik«, murmelte Oskar.
»Wir spielen mit Pablos Ball, das ist der beste.« Willi ergriff das Leder und klemmte es unter den Arm. Sie stapfte zum Mittelkreis und warf ihren drei Mitspielerinnen einen grimmigen Blick zu. »Los, Mädels! Ich will euch kämpfen sehen!«
»Geht klar«, sagte Zoe und Lara und Clara kicherten entschlossen. »Nehmt euch in Acht, Jungs! Hier kommen die Voll gas-Olgas !«
»Hua-Hua-Hua!!« Lara und Clara grölten wie hungrige Vampirschwestern und klatschten ihre Mitspielerinnen ab.
»Attacke, Olgas!«, schrie Zoe.
Sie schob Willi den Ball zu. Die lief ein paar energische Schritte und ballerte den ersten Schuss aufs Jungentor. Der Ball strich knapp über die Latte. Oskar stand im Tor und sah ihm regungslos hinterher.
»Weit drüber!«, krähte er und lief dem Ball Richtung Tiergehege hinterher. »Das habe ich schon bei Willis Ausholen errechnet. Aber für eine Standgas-Olga war das nicht schlecht!«
Als er zurückkehrte und den Ball zum Abstoß zurechtlegte, sagte er: »Nebenbei: Wie heißen wir eigentlich?«
»Sieger-Krieger!«, verkündete Hassan stolz und betonte jede Silbe. »So heiße ich schon mein Leben lang. Und ab jetzt könnt ihr beiden dabei sein!«
»Ziemlich selbstbewusst, aber gut.« Oskar nickte ihm anerkennend zu.
»Der nächste Schuss sitzt!«, schnaubte Willi. »Wir machen euch rund!«
Tatsächlich schien auf den ersten Blick einiges für die soeben neu gegründeten Vollgas-Olgas zu sprechen.
Oskars Abstoß war nicht gerade ein Hammer und führte geradewegs zu Willis nächstem Torschuss. Diesmal hätte sie das Tor getroffen, aber Pablo blockte den Ball mit vollem Einsatz ab.
»Ha!«, rief Oskar und rannte aus dem Tor. »Das ist ’ne Verteidigung, was?! Und jetzt Gegenangriff mit fliegendem Torwart!«
Die Mädchen spielten in Überzahl und Willi hatte wirklich einen beachtlichen Wumms im Fuß.
Der fehlte Lara und Clara, aber dafür liefen und liefen sie – und sie hatten im Vergleich zum Vortag dazugelernt. Zoe konnte ganz ordentlich dribbeln und hatte obendrein sogar einen Blick für ihre Mitspielerinnen.
Hassan dagegen hielt das Wort abspielen offenbar für einen unsinnigen Begriff und wollte unbedingt jedes Tor selber schießen.
Obendrein wurde Oskar von Willi mehrfach rustikal beiseitegeräumt und von Zoe einige Male gewitzt ausgetrickst. Außerdem musste er sich dauernd die riesige Tolle aus dem Gesicht streichen.
So endete mancher Sieger-Krieger-Angriff mit einem egoistischen Schuss von Hassan aus aussichtsloser Position oder einem leichten Ballverlust Oskars. Und doch hatten die Vollgas-Olgas keine echte Chance auf den Sieg.
Pablo setzte unbeirrt aufs Zusammenspiel, und wenn es nicht klappte, tankte er sich allein durch. Und Hassans Eigensinn war zwar haarsträubend, führte aber trotzdem immer wieder zum Erfolg. Oskar wiederum konnte es weder mit Willi noch mit Zoe aufnehmen.
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