Jungsspaß und Maedchenpanik
Ferienhaus herum. Oskar reicherte die Vorbereitungen mit Versen seines Lieblingsdichters Pedder von Redder an, der nicht nur das Leben von Fischer Ole verewigt, sondern auch ausführliche Küchenweisheiten zu Papier gebracht hatte.
Die Sieger-Krieger unterbrachen ihre Vorbereitungen nur ein paarmal, um bei den Mädchen vorbeizuschauen und nach etwas Zucker, Sahne und ähnlichen Allerweltszutaten zu fragen.
In Willis Ferienhaus duftete es jedes Mal verführerischer, während die Gerüche bei der Konkurrenz eher zweifelhaft waren.
»Das muss so sein«, erklärte Hassan. »Das ist Nouvelle Cuisine !«
Er ließ sich auch nicht davon irritieren, dass Darth Vader jede Kostprobe winselnd und mit eingekniffenem Schwanz ablehnte.
»Habt ihr etwas dagegen, wenn das Dinner vor unserem Haus stattfindet?«, fragte Willi bei einer der männlichen Stippvisiten.
Hassan und Pablo wollten gewohnheitsmäßig protestieren, aber Oskar brachte sie mit einer energischen Geste zum Schweigen. Er nickte gönnerhaft. »Wir überlassen euch gern das Heimrecht. Wir wissen schließlich, was sich gehört.«
»Kapiert doch, dadurch sparen wir eine Menge Arbeit«, erklärte er auf dem Rückweg. »Tisch decken, alles fein machen und so weiter. Und das Spülen hinterher ist auch nicht unser Problem!«
Oskar zwinkerte Hassan und Pablo spitzbübisch zu und sie klopften ihm anerkennend auf die Schulter.
Katja unterbrach ihre Lektüre mehrfach, um nach den Jungen zu schauen. Sie rümpfte jedes Mal die Nase, aber sie zog es vor zu schweigen.
Schließlich war es so weit. Die Erwachsenen kehrten mit angemessenem Hunger von ihren unterschiedlichen Tagwerken zurück. Vor dem Ferienhaus von Willi und Heinz war eine liebevoll gedeckte Tafel aufgebaut und die Eltern nahmen gut gelaunt daran Platz.
Weiße Bettlaken dienten als Tischdecken. Sorgsam drapierte bunte Wiesenblumen bildeten eine wunderbare Dekoration und dazwischen lag Oskars Speisekarte, in adretter Handschrift und siebenfacher Ausfertigung.
Pablo, Hassan und Oskar stießen sich freudig an, als sie die neidischen Blicke der Mädchen bemerkten: An eine schriftliche Darstellung ihres Dinners hatten die Vollgas-Olgas nicht gedacht.
Die Erwachsenen griffen nach den Menükarten. Je mehr sie lasen, desto bewundernder wurden ihre Blicke.
Hassan ballte siegesgewiss die Faust und der erste Gang wurde aufgetragen. Man hatte sich darauf geeinigt, die jeweilige Reihenfolge durch Los zu bestimmen. Es fiel auf die glasierte Meeresfrüchtesuppe.
Die Jungen trugen sie charmant auf und die Gäste machten sich begeistert darüber her. Doch die Vorfreude wich ziemlich schnell einer gewissen Nachdenklichkeit.
»Bisschen fade«, sagte Oskars Vater zu seiner Frau. »Und selt
sam glibberig im Biss.« Sie nickte. »Schmeckt wie Gelee aus Meerwasser.« »Was, um alles in der Welt, ist das?!«, rätselte Hera mit ge
furchter Stirn.
»Das sieht doch aus … wie …«, murmelte Katja. »Nein, das kann nicht sein. Das glaube ich einfach nicht.« In einem unbeobachteten Moment kippte sie ihre Suppe ins Blumenbeet.
Hassans und Zoes Eltern trugen farblich aufeinander abgestimmte Jogginganzüge. Die Mutter war zierlich, sorgfältig geschminkt und genauso dunkelhaarig wie ihre Kinder. Ihr Vater war ein kräftiger untersetzter Mann mit tätowierten Unterarmen. Er nahm einen Bissen, kaute prüfend, legte die Stirn in Falten und inspizierte den nächsten Bissen ganz genau. Hassans Vater warf seinem Sohn einen ungläubigen Blick zu. Er nahm seine eifrig löffelnde Frau beiseite, flüsterte ihr etwas ins Ohr und ihr Löffel schien auf der Stelle in der Suppe stecken zu bleiben.
Nur Heinz’ Appetit blieb völlig ungetrübt. »Schmeckt prima«, lobte er mit dröhnender Stimme, nahm zweimal nach und hätte wahrscheinlich noch ein drittes Mal zugelangt, wenn die anderen Tischgäste den Verzehr nicht längst eingestellt hätten.
Die Mädchen stellten die gute Laune wieder her. Ihr gedünsteter Barsch in Zitronensoße – ein durch die Jungen großzügig abgesegneter Fang von Heinz – rückte alle Geschmacksnerven an die richtige Stelle zurück und die anschließenden Blaubeerpfannkuchen erzeugten zufriedenes Mampfen.
Aller Appetit war jedoch wieder dahin, als der Sieger-Krieger-Salat an der Reihe war. Anschließend brannten die Lippen wie bei Feuerschluckern und die Zungen zuckten wie Eidechsen.
Es kam noch schlimmer. Beim Anblick der flambierten Wildtiere wurde einigen Gästen flau. Die angekokelten Nacktschnecken
Weitere Kostenlose Bücher