Jungsspaß und Maedchenpanik
einfach Pommes mit Ketchup genannt, sondern es kommen immer auf, an, über, unter, zwi schen und noch mehr solche Worte vor, die normalerweise nichts mit Essen zu tun haben.«
»Das sind Präpositionen«, sagte Oskar, und es klang so, als sei eine Präposition ein abstoßendes, aber edles Gericht.
»Richtig, die schmecken bestimmt auch schön eklig.« Hassan nickte ihm zu. »Ich gebe euch noch ein paar Beispiele mehr:
Nashornpimmel an Krötenlaich oder Kuhhornmehl unter Ochsen dung. Alles klar bei dir, Oskar?«
Oskar nickte. Er war ein wenig blass geworden.
»Gut. Und damit auch jeder diese Bezeichnungen mitkriegt, die zeigen, dass es sich bei dem ganzen verrückten Zeug nicht um Albträume, sondern um edles Essen handelt, gibt es dazu immer eine Speisekarte. Oskar, du kannst garantiert gut schreiben, oder?«
»Geht so«, sagte Oskar.
»Streng dich an. Du bist unser Speisekartenmann! Und jetzt müssen wir noch ein paar Besorgungen machen. Auf geht’s!«
»Fahren wir mit deinen Eltern?«, fragte Pablo.
Hassan schüttelte den Kopf. »Die sind mittlerweile bestimmt schon los zum Strand.« Er grinste. »Wir gehen zu Fuß.«
Pablo und Oskar sahen Hassan erschrocken an. »Aber der nächste Laden ist fast zehn Kilometer entfernt!«
»Wir brauchen keinen Laden.« Hassan grinste noch breiter. »Der echte Meisterkoch findet seine Zutaten in der Natur.«
»Echte Naturkost also, tagesfrisch.« Oskar hatte sich gefangen und nickte Hassan anerkennend zu. »Waoh. Langsam gefällt mir die Sache.«
»Wird auch Zeit«, entgegnete Hassan. »Ökofutter auf edel getrimmt. Das ist der absolut neuste Trend. Meine Mama hat’s gesagt. Und ihr glaubt gar nicht, wie viel Geld man obendrein dabei spart.«
Die nächsten Stunden verbrachten die drei Jungen draußen. Zunächst sammelten sie jede Menge Brennnesseln und benutzten Zeitungsseiten, um sich beim Abrupfen nicht die Finger zu verätzen.
»Das wird der Salat«, erklärte Hassan.
»Brennt der im Mund nicht?«, fragte Pablo.
»Chili brennt mehr«, lautete die Antwort. »Ist aber nicht halb so gesund. Außerdem tut selbst mein Vater manchmal Brennnesseln in den Salat.«
»Aber müssen sie dafür nicht jung sein?«
»Jung? Was heißt hier jung? Die Dinger fangen doch alle erst im Frühling an zu wachsen. Autsch, tut das weh!«
Hassan hatte nicht achtgegeben, direkt in eine Staude gefasst und schüttelte seine Hand, auf der rasch rote Pusteln wuchsen.
Nach der Brennnesselernte waren dicke braune Nacktschnecken dran, und nachdem sie über eine schöne Menge an schleimigen Kriechtieren verfügten, suchten die drei Naturköche Wildfrüchte.
Pablo sorgte sich darum, dass sie aus Versehen etwas Ungenießbares oder gar Giftiges pflücken könnten, aber Oskar zerstreute seine Zweifel. Er versicherte stolz, dass er genau wüsste, was an Baum und Strauch genießbar sei und was nicht. Von Pilzen allerdings würde er dringend abraten. Er erzählte ein paar schreckliche Pilzvergiftungsgeschichten, die in der Auslöschung ganzer Feriendörfer gipfelten.
»Beruhige dich«, sagte Hassan. »Pilze kommen in unseren Gerichten nicht vor. Vielleicht müssen wir auch mal davon probieren und wir sind ja nicht lebensmüde.«
Bei der Suche nach wilden Früchten aber gerieten die Jungen bald in einen richtigen Sammeleifer und sie schafften eine reichhaltige Ernte. Sie fanden Sanddorn- und Brombeeren, verschiedene Sorten von Hagebutten, Schlehen und jede Menge kleiner grüner Äpfel.
»Das ist zwar alles noch nicht so wirklich reif«, sagte Oskar schließlich zufrieden. »Aber dafür stecken da mehr Vitamine drin, als die Polizei erlaubt.«
»Genau richtig!«, schwärmte Hassan. »Bei einem Fünf-Sterne-Gericht dürfen die gar nicht reif sein. Das ist genau wie bei einem guten Steak. Das brät man auch nicht durch.«
Pablo und Oskar waren beeindruckt.
»Du hast echt schon eine Menge von deiner Mutter gelernt«, sagte Pablo und Oskar hauchte mit spitzem Mund: »Nüvel Küsin, Madams ä Misjöhs!«
»Und jetzt zurück!«, rief Hassan. »Wir müssen noch jede Menge flambieren, tranchieren und reüssieren!«
Auf dem Rückweg bückte Hassan sich hier und da und zupfte mit Kennerblick Gräser und Blumen aus.
»Du kennst dich ja super aus«, sagte Oskar bewundernd. »Was ist denn das da, die Blume mit den kleinen blauen Blüten?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Hassan. »Ich geh nur nach dem Aussehen.«
Die Zutaten waren nun komplett und bald werkelten die Jungen eifrig in der Küche von Oskars
Weitere Kostenlose Bücher