Jungsspaß und Maedchenpanik
Strohhut. »Schöne Grüße und vielen Dank an die Frau Mutter!« Er hakte sich bei seiner Frau ein und hielt noch einmal inne: »Und was wir nicht zu erwähnen versäumen wollten: Wir finden es großartig, dass ihr euch jetzt fürs Kochen interessiert, obwohl ihr Jungen seid!«
»Die meisten großen Köche sind Männer, Papa«, erwiderte Oskar. »Freut euch also auf heute Abend. Wir werden euch manche köstliche Überraschung bereiten!«
»Wir sind schon sehr gespannt darauf!«
Oskars Eltern lächelten und schritten gemessen davon.
»Ja!« Oskar ballte triumphierend beide Fäuste. »Das musste ich möglichst schnell über die Bühne bringen, sonst hätten meine Eltern deiner Mutter vielleicht doch noch einen Vortrag darüber gehalten, was man im Umgang mit mir alles beachten muss.«
»Katja schläft noch. Sie hat mal wieder viel zu lange gelesen und dabei vergessen, dass du heute Morgen zu uns kommst. Ich wollte das unbedingt vertuschen, damit sie nicht gleich so schlampig rüberkommt.« Pablo gähnte. »Ich bin aber auch noch nicht ganz frisch. Na komm, wir frühstücken erst mal in Ruhe!«
»Habe ich bereits vor Stunden gemacht.« Oskar winkte ab. »Und ich bin mit den Gedanken schon seit vorgestern immer beim Wettbewerb, aber es ist wie verhext: Mir gehen sonst nie die Ideen aus, aber zum Kochen will mir einfach nichts Vernünftiges einfallen!«
»Mach dir keine Sorgen.« Pablo winkte lässig ab. »Die Lösung lautet Nouveau Cuisine oder Nouvelle Rabumms oder so ähnlich.«
»Meinst du Nouvelle Cuisine ?«, erkundigte sich Oskar.
»Genau! Ich weiß nicht genau, was das heißt, aber es muss ein echter Knaller sein. Hassan hat’s von seiner Mutter und die ist Köchin.«
»Stimmt!«, rief Oskar. »Er hat mir das sogar schon erzählt! Wieso bin ich beim Nachdenken nicht draufgekommen?! Bei Hassans Mutter liegt natürlich die Lösung für unser Dinnerproblem! Sie stammt aus Paris, und dort gibt’s, wie jeder weiß, die beste Küche der Welt!«
»Aus Paris?«, wunderte sich Pablo. »Das ist doch die Hauptstadt von Frankreich. Aber Hassan hört sich gar nicht französisch an.«
»Das ist ein arabischer Name«, sagte Oskar. »Hassans und Zoes Mutter ist zwar aus Paris, aber sie stammt aus Marokko in Nordafrika.«
»Was denn jetzt?« Pablo wunderte sich noch mehr. »Französisch, arabisch oder nordafrikanisch?«
»Von allem ein bisschen«, grinste Oskar. »Und deutsch natürlich, denn Hassans und Zoes Vater kommt aus Oer-Erkenschwick, das ist mitten im Ruhrgebiet! Deutscher geht’s nicht. Und jetzt nichts wie hin zu ihnen!« Die beiden Jungs stürmten los und Darth Vader sprang ausgelassen um sie herum.
Hassan lag noch im Bett. Zoe dagegen war längst im Mädchen-Hauptquartier. Die vier Freundinnen hatten Willis Ferienhaus dafür ausgewählt. Dort konnten sie den ganzen Tag ungestört in der Küche wirbeln, denn Heinz saß schon seit Stunden am äußersten Ende der Landungsbrücke von Ahrensmünde und hielt stoisch seine Angelruten ins Wasser.
»Sind deine Eltern schon im nächsten Museum?«, fragte Hassan Oskar. »Und gibt es bei euch Nutella?«
Die Antwort lautete zweimal: Ja, und Hassan nickte zufrieden.
»Dann frühstücken wir dort und ich erkläre euch alles. Es muss sichergestellt sein, dass wir unter uns sind.«
Wenig später saßen Oskar und Pablo in der Küche von Oskars Ferienhaus und hörten Hassan gespannt zu. Sogar Darth Vader, der lang ausgestreckt unter dem Tisch lag, lupfte interessiert die Ohren.
»Es ist ganz einfach. Meine Mutter hat mir das gestern noch mal genau erklärt, sogar mit den französischen Worten und allem Drum und Dran.«
Hassan lief vor seinen Freunden auf und ab und dozierte, während er eine dick mit Nugatcreme bestrichene Stulle verzehrte und zwischendurch mehrfach einen Schluck Milch direkt aus der Packung nahm. »Richtig gute Küche kann man immer an drei Dingen erkennen. Erstens: Sie enthält Französisch – Entree, Dessert, flambieren, tranchieren, Trottoir, pochieren, reüssieren, Amour fou und so weiter. Zweitens: Es muss sich unbedingt um Gerichte aus voll ekligem Zeug handeln, das man sonst niemals essen würde. Zum Beispiel Froschschenkel, lebende Austern, vergammelter Käse, rohe Fischeier oder das hier.« Hassan zeigte auf die Plastiktüte mit den Quallen, die auf der Arbeitsplatte lag.
Oskars Augen wurden groß und Pablo seufzte: »Das habe ich befürchtet.«
»Drittens haben Fünf-Sterne-Gerichte immer komische Beschreibungen. Sie werden niemals
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