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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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hatte in einer Ecke ein kleines Schiff gezeichnet, Olivia ein großes Haus und er hatte den Himmel darüber gemalt. Bis der blaue Wachsmalstift nur noch ein kleiner Stummel war. Weil ja schönes Wetter sein sollte.
    Er hörte noch heute den Aufschrei der Erzieherin. Und das ernste Gespräch, das sie danach mit ihnen im Ruheraum geführt hatte. Obwohl er sich an nichts Inhaltliches erinnerte, nur ein Unverständnis, das er nicht teilen konnte. Es war doch schöner jetzt.
    Gerade war er sich allerdings nicht sicher, ob es jetzt auch schöner war. Die dunkelrote Farbe hatte etwas Beunruhigendes. Und obwohl er nichts von Tapeten verstand, sah diese teuer aus und war nun ruiniert. War er da wieder in etwas hinein getapst? Damals hatte seine Mutter ihn beschworen, nicht immer auf Olivia und ihre verrückten Ideen zu hören.
    »Ganz schön krass, die Farbe.«
    »Ich find´s toll«, sagte Nick.
    Ares sah ihn überrascht an. Nick hatte damals wesentlich mehr Ärger bekommen als er. Erinnerte er sich etwa nicht?
    Olivia seufzte zufrieden. »Ich finde es auch großartig. Danke für eure Hilfe. Den Rest schaffe ich allein.«
    »Den Rest?«
    Ares fragte sich, was sie noch vorhatte. Ein Schafott ins Zimmer stellen und Marie Antoinette spielen?
    Leicht verlegen zog Olivia einen Stapel Pappschablonen unter ihrem Bett hervor und fächerte sie auf. Nick nahm eine in die Hand. Es war ein Herz, das von einem Pfeil durchbohrt wurde. »Hast du Liebeskummer?«, fragte er an Olivia gewandt und schickte ein künstliches Lachen hinterher, als ob das keine ernsthafte Frage wäre. Und wurde rot.
    Ares und Olivia sahen sich überrascht an.
    »Er joggt wieder«, sagte Ares schnell und sprang vom Bett auf. Irgendwas ging vor. Vielleicht hatte Nick Liebeskummer und hielt es geheim.
    Ares sah zu Olivia, die leise lächelte und zu Nick, der geschäftig durch die Schablonen blätterte.
    »Nein, ich habe keinen Liebeskummer. Ich bin nur verliebt«, sagte Olivia lässig.
    Nick sah auf. Und war diesmal ziemlich blass.
    Auf einmal hatten Ares und Nick es eilig zu gehen. Ares, weil Olivia noch nie über ihre Gefühle mit ihnen geredet hatte und er sich überfordert fühlte und Nick weil ihm offenbar schlecht war. Er sagte, er vertrüge den Farbgeruch nicht.
    Sie standen vor Nicks Haus, während er sich übergab. Ares schirmte ihn gegen das Haus ab und suchte in den Taschen von Lars Jeans nach etwas, mit dem Nick sich den Mund abwischen konnte. Doch da war nur sein iPod, den er immer dabei hatte.
    »Geht schon!« Nick spukte aus und säuberte sich im Garten am Wasserhahn. Ares stand unbeholfen daneben. Für einen Moment kam ihm der Gedanke, dass Nick in Olli verliebt war. Dann würde sein Verhalten Sinn machen. Aber konnte das sein? Nein, unmöglich. Olivia war wie eine Schwester.
    »Wollen wir jetzt in den Übungsraum gehen?«, fragte Ares unsicher.
    »Nee, ich muss doch noch zu Frau Dohm.«
    »Okay.«

11
    Kurz nachdem sie sich getrennt hatten, fiel Ares auf, dass er noch Lars' Sachen anhatte. Aber er wollte nicht zurück. Die Stimmung zwischen ihm und Nick war seltsam gewesen. Und Lars' alte Sachen zu tragen hatte Vorteile. Beim letzten Einstieg durch das Kellerfenster hatte er sich seine Lieblingsjeans zerrissen, doch wenn Lars' Jeans dabei drauf ging, war ihm das egal.
    Auf der Straße war es ruhig. Sonntagabend war es sogar noch ruhiger als in der Woche. Vor seinem Haus stand Helenas Cabrio und in ihrem Zimmer war Licht, aber sie stand nicht am Fenster um ihn zu beobachten. Warum auch?
    Ares betrat das Grundstück ihres Hauses und tat so, als ob er nach hinten ginge, bog dann aber ab und stieg an der Seite über den Zaun. So kam er immer auf das Nachbargrundstück. Von der Straße war er durch eine große Buche abgeschirmt und um die halbverfallene Villa standen wilde Büsche und Sträucher, in deren Schutz er bis zu den hinteren Kellerfenstern schleichen konnte.
    Ares bemühte sich, nicht zu viel Gras platt zu treten, immer einen anderen Weg zu wählen. Natürlich würde jeder halbwegs talentierte Spurenleser erkennen, dass hier jemand langgeschlichen war. Womit er nicht ernsthaft rechnete. Es fühlte sich nur besser an, die Sache heimlich und leise zu machen. Spuren zu verwischen, ein Indianer zu sein, auf der Jagd oder Flucht oder auf einer wichtigen Mission für den Stamm.
    Das Kellerfenster war so angelehnt, wie er es beim letzten Mal zurückgelassen hatte. Das Haus war dunkel wie immer, aber etwas war anders. Ares konnte nicht genau sagen, was

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