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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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es war oder ob er sich das nur einbildete. Eigentlich rechnete er ständig damit, dass Hausbesetzer die Villa entdeckten und in Beschlag nahmen, denn es gab einige besetzte Häuser in Potsdam, allerdings nicht in dieser Gegend.
    Aus dem Keller kam ihm der übliche, modrig-feuchte Geruch entgegen. Er öffnete das Fenster vorsichtig, nahm sein iPod heraus und leuchtete kurz in den Kellerraum. Alles unverändert.
    Er schob sich durch die efeubewachsene Öffnung und ließ sich auf den Kellerboden gleiten. Das Geräusch von reißendem Stoff sagte ihm, dass er am gleichen Nagel hängen geblieben war, wie das letzte Mal und Lars' Jeans nun wohl auch ein Loch hatte. Alles lief nach Plan.
    Er lehnte das Fenster wieder an und zog eine dicke Wolldecke davor. Jetzt konnte er die Taschenlampen-App benutzen, um sich zu orientieren. Er leuchtete mit ihr bis in die Ecke, in der die Kabeltrommel stand. Eine ganze Nacht hatten sie daran gearbeitet von seinem Haus Strom in diesen Keller zu bringen. Ares steckte ein Kabel ein und eine nackte Glühbirne leuchtete über seinem Kopf auf.
    Die Gitarre lag in einem Koffer am Boden. Für Ares war es immer noch seltsam, dass diese Gitarre ihm gehörte, sein Instrument war. Nach einem Jahr Unterricht in klassischer Gitarre und dem halben Jahr Rockgitarre an der städtischen Musikschule fühlte er sich noch nicht wie ein Musiker. Ganz anders als Nick und Felix, die ihre Instrumente kannten und denen sie vor allem gehorchten. Ares öffnete den Koffer und atmete entschlossen aus. Seine Gitarre war wie ein wildes Tier, er musste es zähmen. Dazu brauchte man Mut, Entschlossenheit und Selbstvertrauen. Nick verstand das nicht, sein Schlagzeug war ein Altar, auf dem er Rituale vollführte, die schwierigsten Rhythmen trommelte, Grooves lernte. Aber Ares nahm täglich den Kampf mit der Bestie auf. Und wenn er gut war, dann hörte man das auch. Das hatte bei ihm nichts mit Können oder Perfektion zu tun, das war schon klar. Das musste Energie sein, etwas, das übermenschliche Fähigkeiten in ihm wachrief und die Gitarrensaiten zum Explodieren brachte. Etwas, dass sich auf die Zuhörer übertrug und sie zu mehr bewegen musste, als halbvolle Bierflaschen Richtung Bühne zu werfen. Nun, das war der Plan, aber praktisch nach jeder Übungsstunde hatte er Lust, die Gitarre irgendwohin zu werfen, weil es einfach nicht so lief, wie er sich das vorstellte. Er war einfach ungeduldig. Immer schon gewesen.
    »He, komm, sei heute nett zu mir«, sagte er leise und hob die Gitarre aus dem Koffer, streichelte über den roten Lack und legte sich den Gitarrengurt um.
    »Wir sind doch Freunde.«
    Er schloss sie an den Verstärker an, schaltete ihn ein und suchte im Koffer nach Plektrum und den Noten.
    Boulevard of Broken Dreams .
    Seit drei Wochen kämpfte er mit dem Song. Nick wusste das nicht, er würde ihn überraschen. Nicht, dass sie Songs covern wollten, dafür waren sie zu schlecht, jedenfalls er, aber das ging in die Richtung, die er sich auch vorstellen konnte. Obwohl das nicht mehr Punk war, sondern Rock. Er nahm den iPod, suchte den Song und fingerte sich die Kopfhörer in die Ohren. Volle Lautstärke.
    Er legte die Finger zurecht und schlug den ersten Akkord an.
    Ein leichter Schauer lief ihm über den Rücken, er liebte den Klang der Gitarre, das Vibrieren der Saiten, wie die Musik auf seinen Ohren sich mit den Klängen der Gitarre mischte, es rockte, rockte, rockte.
    I walk a lonely road
    The only one that I have ever known
    Don't know where it goes
    Ares schloss die Augen. Er sah die Bühne, das rote und blaue Licht, die weißen Flashs, die erhobenen Arme des Publikums, das ihm zujubelt.
    But it's home to me and I walk alone
    I walk this empty street
    Er riss den Oberkörper nach hinten, zur Seite, nach vorne, sprang, hüpfte, flog. Weit über diese Gegend, dieses Land, diesen Kontinent hinaus.
    On the boulevard of broken dreams
    Where the city sleeps
    Allein auf seiner Mission. Seiner Bestimmung entgegen. Weil seine Energie sich entlud und die Welt entzündete und es brannte und brannte. Dies war seine Reise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, seine Vision, sein Traum.
    Bis ihn unerwartet etwas Hartes am Hinterkopf traf, und sofort zu Boden gehen ließ.
    Check my vital signs to know ... I'm still ... alive .
    Die Kopfhörer rutschten aus den Ohren, das Licht der Glühbirne blendete ihn kurz und dann wurde alles schwarz.

12
    Sonntagnacht
    Als Ares die Augen aufschlug, wusste er im ersten Moment

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