Junimond (German Edition)
wollte er es lieber nicht hören.
»Ja, echt. Weißt du, wir Abiturienten wollen eine Feier machen. Im Lindenpark. Du weißt schon, diese alte Villa da am Studiogelände wo immer die Bands auftreten.«
»Na, und?«
»Lars und ich, wir sind im Vorbereitungskomitee. Ich könnte euch vorschlagen.« Sie lächelte ihr charmantestes Lächeln. »Als Vorband.«
Ares stoppte den Stuhl. »Vorband zu wem?«
»Keine Ahnung, die haben wir noch nicht. Ich meine, wenn ihr mal einen Namen hättet, könnte ich es vorschlagen.«
»Vorschlagen?«
Helena seufzte gespielt genervt. »Okay, ich kann es auch durchsetzen.«
Helena konnte ihnen einen Auftritt besorgen? Wow. Das war wirklich ein Angebot.
»Echt?«
»Ja, na klar. Ihr braucht nur einen Namen.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
30
Gegen halb zwölf,
fand Ares, er könne jetzt nach drüben gehen. Er musste nur vorher bei seinem Vater die Erlaubnis für diese Art Ferienlager einholen. Wie er das genau formulieren sollte, wusste er noch nicht. Ganz sicher würde er nicht sagen: ich schlafe ab heute für unbestimmte Zeit in dieser Bruchbude nebenan, Mädchen sind auch dabei und Nick, aber vielleicht kommt der nicht und ich bin dann ganz allein mit den Mädchen. Was er nicht hoffte. Bei dieser ganzen Sache war er auf Nicks Unterstützung angewiesen. Seinen klaren Blick. Hatte er DAS Mädchen getroffen? Immerhin stimmte alles: In einer unmöglichen Situation an einem idiotischen Ort. Soweit richtig. Aber: Mochte sie ihn? Wenn Ares ein Mädchen mochte, wurde er schnell unsicher. Dann musste er Nick fragen. Gestern war keine Gelegenheit dafür gewesen. Ares dachte an das nächtliche Joggingabenteuer mit Stella. Er hatte sie nach Hause gebracht und beinahe geküsst. Und er hatte den Eindruck gehabt, jedenfalls hatte er das geglaubt, dass sie auch ihn küssen wollte. Es gab da diesen Moment, in dem sie beide schweigend vor ihrem Gartentor gestanden hatten und Stella gesagt hatte. »Das war toll. Danke.«
Und er hatte gesagt: »Fand ich auch.« Und dann waren sie stehengeblieben und hatten sich angesehen. Bei diesem Blick täuschte sich Ares nicht. Der hatte etwas bedeutet. Und seine Knie waren wie Butter gewesen, nicht nur vom Laufen, sondern hauptsächlich, weil er Angst hatte, das Falsche zu tun. Nicht zu küssen, oder zu küssen. Beides konnte richtig sein oder vollkommen daneben.
Sein Vater arbeitete und er klopfte höflich beim Arbeitszimmer an.
»Herein!«, sagte er mit seiner Bürostimme, doch als Ares die Tür öffnete, lag er entspannt in seinem Schreibtischsessel, die Beine auf dem Tisch und las in einem Drehbuch.
Er sah erfreut auf. »He, gut das du kommst. Eine Frage: Würdest du dir einen Film mit einem blinden Clown ansehen, der sich in die taube Hochseilartistin verliebt?«
»Wie?«
Sein Vater warf das Drehbuch zur Seite. »Ich verstehe die Autoren nicht. Eine ganz einfache Geschichte, gut geschrieben, Ende. Aber stattdessen bekomme ich diese ... ich weiß nicht.« Er setzte sich auf und fixierte Ares.
»Was hast du letztens im Kino gesehen?«
»Thor«, sagte Ares. Er hatte die Verfilmung der Marvel-Comicvorlage mit Nick in 3D gesehen. Hauptsächlich Action. Ares fand sie nicht so gut wie die Batman-Verfilmung von Christopher Nolan oder Ironman, aber sie hatten einen guten Kinonachmittag gehabt.
»Ach, die Amerikaner!«, sagte sein Vater wehmütig. »Irgendwann muss ich anfangen, da drüben Filme zu machen.«
»Was hast du gerade für ein Projekt?«, fragte Ares, da es immer gut war, seinen Vater nach seiner Arbeit zu fragen, um ihn gnädig für alles Weitere zu stimmen.
»Eine Geschichte von einem Theaterregisseur, der Die Räuber inszeniert, gleichzeitig Ärger mit seinem Theaterintendanten hat und sich immer mehr mit Schiller identifiziert.«
»Ein Psychodrama?«
»Keine Ahnung. Ich dachte es wäre eine Literaturverfilmung.« Sein Vater umfasste die Armlehnen des alten Ledersessels und stieß sich entschlossen hoch. »Hej, was denkst du? Wollen wir was essen? Ist Helena da?«
»Tja«, sagte Ares überrascht, »ich wollte eigentlich gerade rüber zu Nick.«
Sein Vater kam zur Tür und drückte ihn kurz an sich. Das war immer etwas seltsam, aber das machte er öfter. Ares kam es so vor, als ob er sich versichern wollte, dass Ares wirklich da war und keine Illusion oder eine Figur aus einem Drehbuch oder Film. Manchmal sah sein Vater auf den See und statt die Aussicht zu genießen, sagte er Dinge wie: Schau dir die Wellen an. Ist das eine
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