Junimond (German Edition)
überhaupt?
»Vorschlag: Wir gehen jetzt zu Olli rüber und danach, wenn es dunkel ist, bringen wir das Schlagzeug in den Keller und können dann noch proben.«
»Okay, sag Felix Bescheid«, sagte Ares sofort wieder begeistert.
»Nein, besser nicht. Verdammt ...«
»Was?«
»Mir fällt ein - ich muss das Essen noch zu Frau Dohm bringen.«
»Du meinst, zu der alten Frau, die deine Mutter betreut?«
»Ja, pass auf, wir gehen erst zu Olli, dann gehst du in den Keller und ich komm mit den Sachen nach. Dafür muss es eh dunkel sein. Hast du denn deine Sachen schon drüben?«
»Klar, Verstärker, Gitarre und Probenplan.«
»Probenplan?«
Pläne zu machen war nicht gerade typisch für Ares.
»Klar, ich dachte mir, wir sind doch beide über Pfingsten hier und können jeden Tag proben oder texten.«
»Texten? Ich dachte wir machen Punk.«
Diesmal war es Ares, der seufzte. »Da gibt es auch Texte. Punk`s not dead I know, punks not dead I know, punks´s not dead I know ...«
»Okay, schon klar.« Darüber wollte Nick nicht diskutieren. »Hast du eine Idee?«
»Ich dachte wir fangen mit der Melodie an.«
»Melodie?«
»Na, dem Klang halt.«
Ares warf sich auf Nicks Bett und lächelte zufrieden. Nick verstand das nicht. Er spielte seit zehn Jahren Schlagzeug und zweifelte ständig an sich und seinen Fähigkeiten und Ares spielte erst seit einem halben Jahr elektrische Gitarre und hielt sich für auftrittsreif. Vielleicht lag es daran? Er hatte einfach noch keine Ahnung von den Schwierigkeiten. Dem Horizont. Ares konnte in einer Nacht einen Songtext schreiben und sich mit zwei Gitarrengriffen begleiten. Es störte ihn nicht, dass es echte Gitarristen gab, Talente, Genies. Wenn er eine Idee hatte, dann gab er nicht auf, bis er sie realisiert hatte. Und jetzt wollte er unbedingt eine Band gründen und auftreten. Am liebsten morgen.
Ares deutete auf das Schlagzeug. »Wollen wir das Zeug jetzt mal einpacken?«
Das Zeug? Das Zeug war ein Sonor-Schlagzeug für anderthalbtausend Euro. Wo blieb der Respekt?
»Nein, ich habe noch ein Übungsschlagzeug im Keller von früher. Ist etwas kaputt und hat genau den richtigen Sound. Das ist mehr Punk.«
»Ja, meinst du?!« Ares richtete sich halb auf und sah Nick zweifelnd an. Dann leuchteten seine Augen. »Okay, wir können es ansprayen. Dann sieht es noch punkiger aus.«
»Weiß nicht, ich dachte, ich verkaufe es irgendwann mal.«
»Ja, so ist es dann noch wertvoller. Immerhin kommt es dann von uns.«
»Du meinst, der Punkband ohne Namen, ohne einen einzigen Auftritt und ohne eine bisherige Bandprobe?«
»Na ja, wir können unsere Proben filmen und stellen das auf YouTube.«
»Und dann?«
»Berühmt werden.«
Nick grinste. Ares war ein Spinner, aber ein sehr inspirierender. Ohne ihn würde er vermutlich nie auf eine Bühne kommen. Und so gesehen waren sie ideale Partner.
Er warf sich neben Ares auf das Bett und atmete tief aus. Für einen Moment war es still, die Geräusche im Haus waren weit weg. Nur ihre Atemzüge. Nick spürte Ares Körper neben sich und musste wieder an Olivia denken.
Er drehte seinen Kopf zu Ares. Seine grünen Augen, seine langen Wimpern, sein schön geschnittener Mund, die aristokratische Nase, die dunklen Haare. Wie ein griechischer Gott. Ares war ein sehr gut aussehender Junge, was war, wenn er sich plötzlich in Olivia verliebte? Oder sie sich in ihn?
»Hast du gestern eigentlich deine Traumfrau gefunden?«
Ares schüttelte den Kopf.
»Nope. Sag mal, glaubst du, man weiß definitiv, wenn man seine Traumfrau trifft, dass sie die richtige ist? Ich meine, da waren gestern wirklich viele Mädchen in dem Club, aber ...«
»Wenn es die Richtige ist, dann weißt du es«
»Sicher?«
»Ganz sicher.«
7
Sonntag am späten Nachmittag
Nick hatte Ares eine alte Jeans und ein T-Shirt von Lars besorgt und fand, dass er darin sogar besser aussah, als in seinen eigenen Sachen. Aber vermutlich war er nur paranoid. Seit er Olivia mit anderen Augen sah, seit er verliebt war, witterte er überall Konkurrenz. Er konnte sich gar nicht vorstellen, dass Ares sich nicht in Olivia verliebte. Sie war das schönste, perfekteste, wundervollste Mädchen, das er kannte. Immer schon gewesen. Darum hatte er auch seine besten Sachen angezogen, oder besser gesagt, die Sachen, die ihm am besten standen. Seine Lieblingsjeans, sein RedHotChilliPepper-T-Shirt. Er musste eben vorsichtig beim Renovieren sein.
Olivia wohnte nur etwa zehn Häuser weiter, ein kleiner
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