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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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sein würde. Olivia konnte damit leben, sie war sogar etwas stolz darauf, dies alles erlebt und überlebt zu haben. Und gestern Nacht hatte sie eine lange Mail an Lars geschrieben. Ohne ihm Vorwürfe zu machen, doch sie fand, er sollte wissen, was geschehen war.
    Sie ging nach unten und kochte sich einen Chai-Tee. Sie hatte sich an den würzigen Geschmack gewöhnt und an die Sprüche auf den Teebeutelanhängern. Nur starke Charaktere können sich hingeben . Die passten eigentlich immer und bauten einen irgendwie auf. Sie durchsuchte den Kühlschrank nach Joghurt und überlegte, ob sie Nick schon anrufen konnte, um sich anzukündigen und ihm dann die Musik zu bringen, doch mitten in ihrem improvisierten Frühstück klingelte es an der Tür.
    Olivia sprang auf und kontrollierte das Bild der Überwachungskamera.
    Lars sah albern aus. Er hatte ein blaues Auge und einen unsortierten Blumenstrauß in der Hand. Olivias erster Gedanke war, dass es Nick rausbekommen und daraufhin Lars verprügelt hatte. Und irgendwie gefiel ihr der Gedanke.
    »Ich mache das schon«, rief sie Asina zu, die aus dem Garten kam und gleich wieder umkehrte.
    Sie drückte auf den Türöffner und wartete, bis Lars durch den Hof kam und öffnete ihm dann.
    »Hallo.«
    »Hallo Olli, ich ...« Er streckte ihr verlegen den Blumenstrauß entgegen. Sie nahm ihn, ohne ihn besonders zu beachten und bat ihn mit einer lässigen Geste hinein. Sie erinnerte sich, wie sich das alles schon einmal abgespielt hatte, nur ohne Blumenstrauß, wie aufgeregt sie damals gewesen war, vor der Begegnung und dem ersten Sex. Beide hatten gewusst, dass es nur darum ging, obwohl Olivia es sich erst später eingestanden hatte. Immerhin war es Lars, den sie verführt hatte, den großen Bruder von Nick.
    »Du hast ein blaues Auge!«
    »Ja, hat Nick es dir nicht erzählt? Wir haben uns gestern mit ein paar Bullen geprügelt.«
    Olivia riss die Augen auf und kniff sie dann schnell wieder zusammen. Das war doch nur wieder ein dummer Männertrick, um von einer Entschuldigung möglichst schnell zur nächsten Angeberei zu kommen.
    »Aha. Bist du hier, um mir das zu erzählen?«
    »Nein, ich ... können wir in Ruhe reden?« Er sah sich suchend nach Asina oder vielleicht auch Stella oder Ares um. Sie machte eine Geste in Richtung Küche und ließ Lars vorgehen. Er setzte sich auf die Bank und Olivia legte die Blumen in die Spüle. Es war seltsam, sie hatte Lars nackt gesehen, seine Haut gerochen, sein Stöhnen gehört, aber jetzt kam ihr das alles weit weg und vollkommen abstrakt vor. Es hätte fast ein schlechter Film sein können.
    »Ich hab deine Mail bekommen ...«
    »Ach ja?«, sagte Olivia scharf und spürte, dass da doch noch etwas Groll war.
    »Ich wusste nicht ... also ...«
    »Wieso? Du hattest doch kein Kondom dabei.«
    »Ja, aber du ... du hast sogar gesagt, du nimmst die Pille.«
    Das stimmte, Lars hatte Bedenken bekommen und sie hatte gelogen. Aber sie hätte nie gedacht, dass man so schnell schwanger werden konnte. Dass es überhaupt ging, wenn man noch so jung und unerfahren war.
    Lars fühlte sich deutlich unwohl. »Hör mal, es tut mir leid, ich, wir hätten das einfach nicht durchziehen dürfen. Helena meinte ...«
    »Helena? Wieso weiß sie davon?«
    Lars räusperte sich verlegen. »Weil wir zusammen sind. Sie hat gesagt, wenn ich das nicht mit dir kläre, dann redet sie nie mehr mit mir.«
    »Du wärst also gar nicht von allein gekommen?«
    »Doch, deine Mail kam danach. Mann, jetzt mach mich doch nicht zu so einem Arsch! Du wolltest es doch auch.«
    Olivia setzte sich. »Okay, und was machen wir jetzt?«
    »Keine Ahnung. Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut und dass ... ich das nicht gewollt habe.«
    Olivia schwieg. Es gab eigentlich nicht viel mehr zu sagen.
    Lars seufzte resigniert. »Wenn Nick davon erfährt, dann tötet er mich.«
    »Wieso das denn?«
    »Weil er dich immer beschützt hat.«
    »Stimmt«, sagte Olivia und Tränen schossen ihr in die Augen.

80
    Samstagnachmittag
    »Und das sind die Musikstücke meines Vater. Ich habe alles auf der Festplatte gespeichert und dann noch etwas Klaviermusik von mir. Weiß nicht, ob das passt ...«
    Nick kehrte ihr den Rücken zu. Er saß vor dem Computer, Olivia kannte die Haltung, er war nur auf die Arbeit konzentriert und vielleicht auch sauer.
    »Tja«, sagte Olivia. »Wie kommst du voran?«
    Nick drehte sich um und sah sie zum ersten Mal an, seit sie die Treppe hoch und in sein Zimmer gekommen

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