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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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Sinn: als seine Eltern mit ihm in San Francisco gewesen waren und sich in einem schäbigen, gefährlichen Teil der Stadt nahe den enormen, schmutzverkrusteten Pfeilern der Bay-Brücke verfahren hatten. Einen Augenblick war Grant wie betäubt gewesen, als er sich vorgestellt hatte, das ganze Gewicht dieser immensen Brücke würde auf ihn niederkrachen, ihn und seine Eltern in ihrem leichten offenen Wagen unter einem polternden Durcheinander von Stahlträgern und gewaltigen Brocken aus Mauerwerk und Beton zermalmen.
    Als er jetzt durch die leicht biegsame Verbindungsröhre ging, hatte er plötzlich das gleiche Gefühl: Dieser gigantische, massige Körper der Station würde jeden Augenblick auf ihn niederstürzen. Wieder stockte ihm der Atem, und einen Augenblick lang fühlte er sich sehr klein, sehr verwundbar, dem Tode nahe.
    Der Augenblick ging vorüber. Grant beendete sein Gebet und schritt allein weiter durch die Röhre. Er war die einzige Person, die vom Frachter zur Forschungsstation gebracht wurde. Der Boden war weich und elastisch unter seinen Stiefeln, eine willkommene Abwechslung nach vielen Monaten auf den Stahldecks des Frachters. Alles in Ordnung, sagte er sich. In dem Augenblick, da er am anderen Ende der Verbindungsröhre durch die Luke trat, begann offiziell seine Dienstzeit. Von da an wurde jede Sekunde auf seine vierjährige Verpflichtung angerechnet, und jede Sekunde würde ihn Marjorie, der Heimat und dem Leben, das er sich wünschte, näher bringen.
    Aber dieser flüchtige Blick auf die Station hatte ihm etwas gezeigt, was nicht hätte dort sein sollen. Grant hatte sich Grundriss, Aufbau und Funktionen der Station in den Monaten seiner langen Reise zum Jupiter eingeprägt. Die Forschungsstation Gold glich einem dicken Krapfen von mehr als fünf Kilometern Durchmesser. Sie rotierte alle zwei Minuten einmal um ihre Achse und erzeugte durch die Fliehkraft eine künstliche Schwere, die beinahe genau jener auf der Erdoberfläche entsprach. Den Wissenschaftlern, die in den meisten Fällen jahrelang in der Station ausharren mussten, waren dadurch günstige Lebens-und Arbeitsbedingungen geboten, die keine lästigen und erschwerenden Umstellungen notwendig machten.
    Grant hatte eine zusätzliche Struktur aus der Krapfenform ragen sehen, ein metallisches, linsenförmiges Objekt, rund und abgeflacht wie ein Diskus und durch eine einzige schlanke Röhre mit der Station verbunden. Nach allem, was Grant über die Station Gold wusste – und er kannte sie seit Monaten in-und auswendig – hätte das Gebilde nicht dort sein sollen. Es würde die Rotation der Station aus dem Gleichgewicht bringen und sie so sehr destabilisieren, dass schließlich das gesamte Gerüst der Station auseinander brechen musste.
    Es konnte nicht da sein, dennoch hatte er es gesehen. Dessen war er sicher.
    Er war ratlos, beinahe besorgt, als er die wenigen Schritte zum Ende des Verbindungstunnels hinter sich brachte. Er musste den Kopf einziehen, um durch die Luke in die Station zu gelangen. Als er sie durchstiegen hatte, sah er sich in einer kleinen leeren Kammer. Die metallischen Wände waren zerkratzt und glanzlos, der Boden bestand aus Metallgitter. Früher einmal waren die Wände gestrichen gewesen, wie es schien, doch von der Farbe waren nur noch ein paar graue, ebenfalls abblätternde Reststellen übrig.
    Ein hoch gewachsener schlanker Mann in hellgrauer Hose und einem blauen Samthemd stand in der Kammer und erwartete ihn mit einem lustlosen, gelangweilten Ausdruck im kantigen, asketischen Gesicht. Grant hatte noch nie eine so blasse Hautfarbe gesehen; der Mann sah beinahe geisterhaft aus. Sein Haar war sehr hell, beinahe weiß, und hing ihm in glatten Strähnen auf die Schultern. Bei alledem schien der Mann nur wenig älter als er selbst zu sein.
    »Grant Archer?«, fragte der Mann unnötigerweise und streckte ihm die Rechte hin.
    Grant nickte, nahm die Reisetasche in die Linke und ergriff die dargebotene Hand.
    »Ich bin Egon Karlstad«, sagte der Mann. Sein Händedruck war angemessen, nicht zu kräftig, nicht zu schwach.
    »Sehr angenehm«, sagte Grant. Er hörte, wie die Luke sich hinter ihm schloss, dann folgte eine Serie metallischer und dumpfer Geräusche, als die Verbindungsröhre abgetrennt wurde.
    Karlstad lächelte ironisch.
    »Willkommen in der Forschungsstation Gold « , sagte er. »Willkommen im Gulag.«
    Grant blickte erstaunt auf. »Was ist ein Gulag?«
    »Sie werden es schon merken«, sagte Karlstad in resigniertem

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