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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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von seiner Pracht loszureißen. Die Forschungsstation war noch nicht in Sicht; oder wenn sie es war, befand sie sich außerhalb seines Blickwinkels. Widerwillig wandte er sich um, zog den Kopf ein, schlüpfte durch die Luke und in den Gang, der zum Aufenthaltsraum führte.
    Tavalera saß im Gemeinschaftsraum am Tisch, einen dampfenden Kaffee vor sich und einen verlegenen Ausdruck in seinem Pferdegesicht. Er wischte sich das Kinn mit einer wiederverwendbaren Serviette. Grant sah, dass sein Overall auf der Brust befleckt und nass war.
    »Geben Sie Acht beim Trinken«, warnte Tavalera. »Bei voller Schwerkraft fließt das Zeug viel schneller.«
    Grant dachte, dass er die Warnung nicht nötig habe. Seine schmerzenden Beine sagten ihm alles, was er über die Schwerkraft wissen musste. Schwer ließ er sich gegenüber von Tavalera auf den anderen Stuhl fallen.
    »Dies wird unser letzter Tag zusammen sein, nehme ich an«, sagte der junge Ingenieur.
    Grant nickte schweigend.
    »Hab heute Morgen meine Dienstanweisung bekommen«, sagte Tavalera mit einem Gesichtsausdruck zwischen Besorgnis und Hoffnung. »Bordingenieur auf einem Sammlerschiff: der Glen P. Wilson. «
    Grant sagte noch immer nichts. In der täglichen Bekanntmachung eingegangener Nachrichten war keine ihn betreffende Anweisung gewesen. So viel er wusste, sollte er sich an Bord der Forschungsstation melden und dort sein Aufgabengebiet erfahren.
    »Ein altes Schiff, hörte ich, knarrt und quietscht und hat seine Mucken, aber zuverlässig. Hohe Leistungseinstufung.«
    Es hörte sich an, als suchte er sich selbst von etwas zu überzeugen, an das er nicht wirklich glaubte.
    »Zwei Jahre«, fuhr Tavalera fort, »dann gehe ich nach Haus, frei und ungebunden.«
    »Das ist gut.«
    »Sie werden vier Jahre hier draußen sein, oder?«
    »Das ist richtig.«
    Tavalera schüttelte den Kopf wie ein Mann, der sich im Besitz überlegenen Wissens weiß. »Die haben Sie sauber hereingelegt, was? Vier Jahre!«
    »Dann werde ich die anderen zwei nicht ableisten müssen, wenn ich fünfzig bin«, erwiderte Grant. Dann fügte er ein wenig boshaft hinzu: »Aber Sie müssen.«
    Wenn Tavalera Grants Irritation spürte, ließ er es sich nicht anmerken. Er wedelte nur mit einem langen Zeigefinger in der Luft und sagte: »Vielleicht muss ich, vielleicht nicht. Bis ich fünfzig bin, könnte ich so wichtig sein, dass die Neue Ethik sich nicht an mich herantraut.«
    Wieder überlegte Grant, ob Tavalera seine Loyalität auf die Probe stellen wollte. Und er fragte sich, ob das Gespräch abgehört wurde.
    Mit leicht erhobener Stimme entgegnete er: »Ich bin immer der Überzeugung gewesen, dass man den Dienst am Gemeinwohl mit Freuden tun sollte. Man gibt der Gemeinschaft etwas zurück. Das ist wichtig, meinen Sie nicht? Man muss etwas gegen das Anspruchsdenken tun.«
    Tavalera lehnte sich auf dem Stuhl zurück und warf Grant einen schlauen Blick zu. »Ja, sicher. Aber es gibt wichtige und es gibt wirklich wichtige Dinge. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Das Schiff erzitterte. Es war nur ein leises Vibrieren, aber so ungewöhnlich, dass Grant und Tavalera beide sofort aufblickten. Grant gab es einen Stich durch die Eingeweide. Tavalera sperrte einen Moment die Augen weit auf.
    »Andockmanöver«, sagte Tavalera nach dem ersten Schreck.
    »Ja, natürlich«, sagte Grant, bemüht, einen unbekümmerten Ton anzuschlagen.
    Tavalera stemmte sich mithilfe der Tischplatte von seinem Stuhl hoch und sagte: »Kommen Sie, gehen wir hinunter zur Beobachtungskuppel. Es gibt was zu sehen.«
    »Aber der Kapitän sagte…«
    Tavalera ging lachend zur Tür. »Na los, Sie brauchen doch nicht jede Sekunde von jedem Tag in Ihrem Käfig zu bleiben. Was kann er uns schon anhaben, wenn er uns erwischt? Uns über Bord werfen?«
    Am Bildschirm ertönte das Kommunikationssignal. »Eingehende Botschaft für Grant Archer«, verkündete die synthetische Stimme der Kommunikationsanlage.
    Dankbar für die Unterbrechung, sagte Grant: »Bitte auf den Bildschirm legen.«
    Der Bildschirm blieb leer. »Es ist eine private Botschaft«, sagte der Computer.
    Nachricht von Marjorie, dachte Grant. Tavalera wird gehen, damit ich sie allein empfangen kann; tut er es nicht, kann ich ihn dazu auffordern.
    »Auf den Bildschirm, bitte«, wiederholte er.
    Zu seiner Überraschung erschien das Doppelsiegel der Internationalen Astronautischen Behörde und der Zensurbehörde der Neuen Ethik. Bevor Grant reagieren konnte, verschwand die Darstellung und

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