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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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als Speisezimmer für uns hergerichtet.«
    »Dann werde ich Sie überhaupt nicht zu sehen bekommen«, sagte Grant.
    Muzorawa schenkte ihm sein warmes Lächeln. »Ich werde hin und wieder hereinschauen, aber nicht viel mit Ihnen arbeiten können.«
    »Ich weiß.«
    »Diese kartographische Arbeit, die Sie geleistet haben, wird uns eine große Hilfe sein. Eine sehr große Hilfe.«
    »Ich hoffe es.«
    Grant saß am Computertisch, den die Techniker mit einem holographischen Projektionsraum ausgestattet hatten, sodass er die ozeanischen Strömungen in drei Dimensionen betrachten konnte. Die Darstellung war in grellen Falschfarben, Stahlblau und Signalrot, um die wirbelnden, turbulenten Strömungen im Ozean deutlicher sichtbar zu machen. Trotzdem musste Grant genau an der richtigen Stelle sitzen und seinen Kopf im richtigen Winkel halten, um den dreidimensionalen Effekt zu erzielen.
    Vom benachbarten Platz fragte Muzorawa: »Nun, haben Sie mir etwas Neues zu zeigen?«
    »Vielleicht, denke ich.« Grant nahm den Kopfhörer auf, den er auf dem Schreibtisch abgelegt hatte, und rief seine letzte graphische Darstellung ab. Die Holographie erlosch und wurde von einem flachen Diagramm wellenförmiger Linien ersetzt, die mit roten Datenpunkten gesprenkelt waren.
    »Schrotschussmuster«, murmelte Muzorawa.
    »Nicht genau«, widersprach Grant. Er fuhr mit ausgestrecktem Finger eine der Linien nach und erklärte: »Wenn Sie alle Datenpunkte zeitlich integrieren, bekommen Sie etwas, das wie eine Periodizität aussieht.«
    Muzorawa richtete sich auf. »Periodizität?«
    »Die Gewitterstürme tragen Energie von unten in die obere Atmosphäre, nicht wahr?«
    »Richtig«, sagte Muzorawa in vorsichtigem Ton.
    Grant zeigte auf den Bildschirm und sagte: »Die Gewitterstürme kommen in Zyklen. Sowohl ihre Frequenz wie auch ihre Intensität verändern sich alle paar Tage. Das heißt alle paar Erdentage.«
    »Wie wäre das zu erklären?«
    Grant lächelte. »Ich halte es für eine Gezeitenwirkung. Es scheint ein Zusammenhang mit den Positionen der vier großen Monde zu bestehen. Sehen Sie…« – wieder zeigte er auf die Linien –»wenn alle vier auf derselben Seite des Planeten sind, entfalten die Stürme ihre größte Aktivität – auf eben dieser Seite des Planeten.«
    Lange starrte Muzorawa schweigend auf die Darstellung. Schließlich fragte er: »Wie verlässlich sind diese Daten?«
    »Einige gehen ein Vierteljahrhundert zurück«,räumte Grant ein. »Ich habe sogar Datenpunkte von den frühesten Missionen, bevor diese Station gebaut wurde.«
    »Gezeitenwirkungen.« Muzorawa schüttelte den Kopf. »Schwer zu glauben.«
    »Aber sie sind da«, beharrte Grant. »Klein aber eindeutig vorhanden.«
    »Wie im Namen des Propheten könnten Gezeitenwirkungen die Gewitterstürme beeinflussen?«
    Mit einer kleinen wedelnden Handbewegung antwortete Grant: »Es könnten elektromagnetische Kräfte daran beteiligt sein, ebenso wie die Gravitation.«
    »Elektromagnetisch?« Muzorawa beäugte ihn ungläubig.
    »Io und die anderen Galileischen Monde schneiden die Linien von Jupiters Magnetfeld, nicht wahr?«
    Muzorawa ließ sich in den Stuhl zurücksinken und dachte nach. Ohne bewusst zu überlegen, rief Grant eine Echtzeitansicht von Jupiter für den großen Wandbildschirm ab. Der Planet dräute über ihnen, gewaltig und Furcht einflößend. Wolken bildeten Streifen und Wirbel, Blitzentladungen zuckten hier und dort entlang des Terminafors und in der Nachtseite des Planeten. Glühwürmchen?, dachte Grant. Eher wie Wasserstoffbomben; jede Blitzentladung setzte Megatonnen von Energie frei.
    Mit wachsender Lebhaftigkeit sagte Muzorawa: »Das ist sehr interessant, Grant. Äußerst interessant. Ich werde die Aufzeichnungen überprüfen müssen, so weit wir zurückgehen können… bis zur Sonde Galileo, wenn nötig.«
    »Das kann ich machen«, sagte Grant. »Sie werden in den nächsten paar Wochen genug zu tun haben.«
    Muzorawa stimmte mit einem widerwilligen Nicken zu. Dann fragte er: »Haben Sie irgendwelche Gezeitenwirkungen im Roten Fleck beobachtet?«
    Die Frage überraschte Grant. »Sie haben doch nicht vor, in den Fleck zu gehen, wie?«
    »Gott behüte!« Muzorawa hob beide Hände. »Ich frage mich bloß, ob der Fleck sich in einer vorhersehbaren Weise verändert.«
    »Es gibt nicht genug Daten aus dem Innern des Roten Flecks«, sagte Grant. »Ich habe vereinzelte Daten aus der Zeit vor fünf Jahren und mehr, aber auch damals überlebten die Sonden nicht

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