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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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mögen.«
    Endlich ging Grant ein Licht auf. »Darum hat er die Delphine in die Station bringen lassen. Und Sheena!«
    »Ja, um nichtmenschliche Intelligenz zu studieren. Um uns auf die Probleme einer möglichen Kommunikation mit den Jovianern vorzubereiten.«
    »Alles das nur auf der Grundlage seines Glaubens, seiner Vermutung?«
    »Der Glaube ist eine mächtige Kraft, junger Freund. Mächtiger als Sie denken. Kopernikus glaubte, dass die Erde um die Sonne kreist. Maxwell glaubte, das Licht sei eine Form elektromagnetischer Strahlung und hatte dafür keine weiteren Hinweise als die Koinzidenz von Zahlen in seinen Gleichungen.«
    »Und die Kreationisten glauben, dass Gott uns nach seinem Ebenbild erschaffen habe. Außerirdisches Leben bedroht diesen Glauben.«
    »Und intelligentes außerirdisches Leben zerstört ihn.«
    »Aber wir wissen seit Jahrzehnten von den Marsbewohnern«, konterte Grant.
    »Sie sind längst ausgestorben«, sagte Muzorawa. »Und sie können von den Gläubigen wegerklärt werden.«
    Grant nickte. Sein eigener Vater glaubte fest daran, dass die seit Jahrmillionen verschwundenen Marsbewohner zur Erde gekommen seien, und dass der Mars der ursprüngliche Garten Eden gewesen sei. Alle archäologischen und anthropologischen Beweise und Erkenntnisse zeigten, dass solch eine Vorstellung unsinnig war, ganz und gar unmöglich, aber viele Gläubige hielten daran fest. Weil sie es glauben wollten.
    »Intelligentes außerirdisches Leben«, fuhr Muzorawa fort, »das uns in keiner Weise ähnelt, ist eine beängstigende Vorstellung für viele Menschen in vielen Religionen.«
    »Gott erschuf den Menschen nach Seinem Ebenbild«, murmelte Grant.
    »Wenn wir intelligentes Leben finden, das uns nicht ähnlich ist…«
    »Widerlegt es die Schöpfungsgeschichte der Bibel«, folgerte Grant.
    »Deshalb sind die religiösen Kreise stets gegen die Raumforschung gewesen. Darum haben sie sich gegen den Einsatz von Radioteleskopen zur Suche nach Signalen außerirdischer Zivilisationen gestellt.«
    »Und Wo dachte, ich könnte einer dieser fundamentalistischen Zeloten sein, nur weil ich religiös bin.«
    »Ich denke, er vertraut Ihnen jetzt allmählich.«
    Grant nickte ungewiss. »Vielleicht.«
    »Er hat Sie unter seine Fittiche genommen, nicht wahr? Er arbeitet mit Ihnen und fungiert als Ihr Mentor.«
    Grant nickte wieder, dachte aber, dass ein Mann wie Dr. Wo klug genug war, ihn unter die Fittiche zu nehmen, um ihn umso besser beobachten zu können. Vielleicht wusste er über Beech Bescheid. Vielleicht wusste er sogar, dass man ihn mit einem Spionageauftrag hierher geschickt hatte.
    Beech. Grant sah ihn vor sich, das ernste, angespannte Gesicht, die durchbohrenden hellbraunen Augen. Ellis Beech, ein Fanatiker? Das konnte nicht sein, dachte Grant. Ellis Beech war bloß ein Funktionär, ein Bürokrat, der den ganzen Tag hinter einem Schreibtisch saß und Papiere hin und her schob. Er konnte kein Zelot sein; das konnte er sich nicht vorstellen.
    Genau in diesem Augenblick kratzte es im Deckenlautsprecher, als die Gegensprechanlage der Station eingeschaltet wurde, und eine Stimme schnarrte: »Grant Archer, melden Sie sich unverzüglich im Büro des Direktors.«
    Großer Gott, dachte Grant erschrocken, der Mann kann Gedanken lesen!
11. COUNTDOWN
    Wenn Dr. Wo wirklich wissen konnte, was Grant dachte, gab er es nicht zu erkennen. Seine ständig finstere Miene schien ein wenig milder, als er Grant mit einer Handbewegung zum Stuhl vor seinem Schreibtisch dirigierte. Dieser war wie immer leer bis auf die Blumenvase, die diesmal mit üppigen Pfingstrosen gefüllt war und den einzigen Farbtupfer im nüchtern-funktionalen Büro darstellte. Trotz der beinahe erstickenden Wärme im Raum hatte Wo seinen Uniformrock mit dem steifen Kragen bis zur Kehle zugeknöpft.
    »Dr. Muzorawa hat Sie unterrichtet, dass die Mission in dreißig Tagen beginnen soll.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Ja, Sir«, erwiderte Grant. Wo musste jedes Labor und jeden Raum in der Station verwanzt haben. Es war kein angenehmer Gedanke.
    »Ich habe mir Ihre Arbeit über die Flüssigkeitsdynamik des Ozeans angesehen«, sagte Wo in seinem kratzigen, angestrengten Flüsterton. »Gezeitenvariationen. Sehr interessant. Das verlangt nach weiteren Studien.«
    »Ja, Sir, das denke ich auch.«
    »Und wie reagiert Sheena auf die Idee, das Kontaktnetz mit Kopfschutz zu tragen?«
    Am Vorabend hatte Grant das mit Elektroden besetzte Netz selbst auf dem Kopf getragen, um

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