Jurassic Park
an, deren dicke Wurzeln bis an den Wasserrand reichten. »Nur weil du nicht sein Liebling bist...«
Tim wandte sich ab und erwiderte nichts.
»Aber denk dir nichts, Daddy mag dich auch. Obwohl du auf Computer stehst und nicht auf Sport.«
Tim wandte sich an Grant. »Daddy ist nämlich ein totaler Sportfanatiker«, sagte er.
Grant nickte. Oben in den Bäumen hüpften knapp einen halben Meter große, hellgelbe Dinosaurier von Ast zu Ast. Sie hatten gebogene Schnauzen, die an Papageienschnäbel erinnerten. »Weißt du, wie die heißen, Lex?« fragte Tim. »Microceratopsiden«, sagte er. »Na toll.«
»Ich hab mir gedacht, das interessiert dich vielleicht.«
»Nur sehr kleine Jungs interessieren sich für Dinosaurier«, erwiderte sie.
»Wer sagt das?«
»Daddy.«
Tim fing wütend an zu schimpfen, aber Grant legte ihm die Hand auf den Arm. »Seid still, Kinder«, sagte er.
»Warum?« fragte Lex. »Ich kann tun, was ich will, und wenn ich -« Sie verstummte plötzlich, denn jetzt hörte auch sie es. Es war ein Schrei, bei dem einem das Blut in den Adern gefror. Er kam von irgendwo flußabwärts.
»Wo zum Teufel ist dieser verdammte Rex?« fragte Muldoon ins Funkgerät. »Hier sehen wir ihn nämlich nirgends.« Sie waren wieder im Sauropodenterritorium, auf der zertrampelten Wiese, wo die Hadrosaurier durchgegangen waren.
»Ich seh gleich mal nach«, antwortete Arnold und schaltete ab. »Seh gleich mal nach«, wiederholte Muldoon sarkastisch. »Warum hat er das nicht schon vorher getan? Warum hat er ihn nicht im Auge behalten?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Gennaro.
»Er zeigt sich nirgends«, sagte Arnold einen Augenblick später. »Was soll das heißen, er zeigt sich nirgends?«
„Er ist nicht auf den Monitoren. Die Bewegungsmelder finden ihn nicht.«
»Scheiße«, sagte Muldoon. »Apropos Bewegungsmelder: Haben Sie Grant und die Kinder gesehen?«
»Auch die finden die Bewegungsmelder nicht.«
»Na, und was sollen wir jetzt tun?« fragte Muldoon. »Warten«, erwiderte Arnold.
»Schaut! Schaut!«
Direkt vor ihnen erhob sich die hohe Kuppel des Aviariums. Grant hatte es bis dahin nur aus der Entfernung gesehen und erkannte erst jetzt, wie riesig es war - mindestens ein halber Kilometer im Durchmesser. Die Verstrebungen glänzten matt in dem leichten Dunst, und Grants erster Gedanke war, daß das Glas mindestens eine Tonne wiegen mußte. Doch beim Näherkommen sah er, daß es gar kein Glas gab, sondern nur die Verstrebungen. Dünne Netze hingen zwischen den einzelnen Elementen. »Es ist noch nicht fertig«, bemerkte Lex.
»Ich glaube, das soll so offen sein«, erwiderte Grant. »Dann können die Vögel ja alle heraus.«
»Nicht, wenn es sehr große Vögel sind«, sagte Grant.
Der Fluß trug sie unter dem Rand der Kuppel hindurch. Sie sahen nach oben. Jetzt waren sie im Inneren der Kuppel und trieben weiter. Nach wenigen Minuten war die Kuppel so hoch, daß sie im Dunst kaum noch zu sehen war. »Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es hier noch ein zweites Hotel«, sagte Grant. »Wollen Sie anhalten?« fragte Tim.
»Vielleicht finden wir ein Telefon. Oder einen Bewegungsmelder.« Grant steuerte zum Ufer. »Wir müssen versuchen, mit dem Kontrollraum Kontakt aufzunehmen. Sonst wird es langsam zu spät.« Auf dem schlammigen Boden immer wieder ausgleitend, kletterten sie ans Ufer, und Grant zog das Floß aus dem Wasser. Dann band er es an einem Baum fest, und sie machten sich durch einen dichten Palmenwald auf den Weg.
Aviarium
»Ich versteh das einfach nicht«, sagte John Arnold in den Hörer. »Ich seh den Rex nicht, und auch Grant und die Kinder seh ich nirgends.«
Er saß vor seiner Konsole und trank seine x-te Tasse Kaffee. Überall im Kontrollraum lagen Pappteller und halbgegessene Sandwiches verstreut. Arnold war erschöpft. Es war Samstag morgen acht Uhr. In den 13 Stunden, seit Nedry das Computerprogramm, das den DinoPark kontrollierte, zerstört hatte, hatte Arnold geduldig ein System nach dem anderen wieder aktiviert. »Alle Systeme sind aktiviert und funktionieren ordnungsgemäß. Die Telefone gehen wieder. Für Sie habe ich bereits einen Arzt gerufen.«
Malcolm am anderen Ende der Leitung hustete. Er lag in seinem Zimmer im Hotel. »Aber Sie haben Probleme mit den Bewegungsmeldern?«
»Na ja, ich finde nicht, was ich suche.«
»Den Rex zum Beispiel?«
»Von dem ist im Augenblick überhaupt nichts zu sehen. Vor ungefähr 20 Minuten ist er am Ufer der Lagune entlang nach
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