Jurassic Park
aufstand und auf ihn zuging.
»Eine schöne Reise«, sagte Ross. »Doch über eins müssen wir uns ganz klar sein. Ich weiß nicht, wie schlimm die Sache wirklich ist, Donald. Aber wenn es auf dieser Insel Probleme gibt, will ich, daß Sie dort reinen Tisch machen.«
»Mein Gott, Dan... wir reden von einer großen Investition.« »Keine halben Sachen. Denken Sie gar nicht lange darüber nach. Tun Sie's einfach. Verstanden?«
Gennaro nickte. »Verstanden«, sagte er. »Aber Hammond -«
»Vergessen Sie Hammond«, entgegnete Ross.
»Mein Junge, mein Junge«, sagte die vertraute heisere Stimme. »Wie geht es Ihnen, mein Junge?«
»Sehr gut, Sir«, erwiderte Gennaro. Er lehnte sich in dem gepolsterten Ledersessel der Gulfstream II zurück, während die Maschine nach Osten auf die Rocky Mountains zuflog.
»Sie rufen mich ja nie mehr an«, sagte Hammond vorwurfsvoll. »Sie haben mir gefehlt, Donald. Wie geht es Ihrer wunderbaren Frau?«
»Gut. Elizabeth geht es gut. Wir haben jetzt eine kleine Tochter.«
»Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet. Kinder sind ja eine solche Freude. Sie wäre bestimmt ganz begeistert von unserem neuen Park in Costa Rica.«
Gennaro hatte ganz vergessen, wie klein Hammond war. So wie er jetzt in dem Sessel saß, berührten seine Füße nicht den Boden; er baumelte beim Sprechen mit den Beinen. Der Mann hatte eine verblüffend kindliche Ausstrahlung, trotz seiner inzwischen bestimmt schon... na? ...75 ...76 Jahre. Etwas in dieser Richtung. Er sah älter aus, als Gennaro ihn in Erinnerung hatte, aber schließlich hatte er ihn seit fast fünf Jahren nicht mehr gesehen. Hammond war eine schillernde Persönlichkeit, ein geborener Schauspieler, und damals, 1982, hatte er einen Elefanten gehabt, den er in einem kleinen Käfig überallhin mitnahm. Der Elefant war nur gute zwanzig Zentimeter hoch und dreißig lang, aber vollkommen entwickelt, wenn man von den verkümmerten Stoßzähnen einmal absah. Zu Gesprächen mit potentiellen Investoren nahm Hammond das Tier immer mit; normalerweise trug Gennaro dann den mit einem Tuch bedeckten Käfig in den Raum, und Hammond hielt seine gewohnte Rede über die Chancen der Entwicklung von Consumer Biologicals, wie er sie nannte, also von biotechnisch hergestellten Gebrauchsgütern. Im spannendsten Moment riß Hammond dann das Tuch weg und präsentierte den Elefanten. Und bat um Geld.
Der Elefant war immer ein überwältigender Erfolg; sein kleiner Körper, kaum größer als der einer Katze, versprach unvorstellbare Wunder, die alle aus dem Labor des Stanford-Genetikers Norman Atherton kommen sollten, Hammonds Partner bei dem neuen Unternehmen.
Doch wenn Hammond den Elefanten präsentierte, ließ er vieles ungesagt. So wollte Hammond zum Beispiel tatsächlich eine Gentechnikfirma aufmachen, doch ausgerechnet der winzige Elefant war nicht das Resultat eines gentechnischen Verfahrens; Atherton hatte einfach das Embryo eines Zwergelefanten genommen und es in einer künstlichen Gebärmutter mit hormonellen Modifikationen sich entwickeln lassen. Das war natürlich an sich schon eine Leistung, aber alles andere als das, was Hammond andeutete. Außerdem war es Atherton nicht gelungen, den Minielefanten zu reproduzieren, obwohl er es versucht hatte, denn jeder, der ihn sah, wollte auch einen haben. Außerdem war der Elefant sehr erkältungsanfällig, vor allem im Winter. Wenn Hammond ihn dann durch seinen kleinen Rüssel niesen hörte, wurde ihm angst und bange. Manchmal klemmte sich der kleine Elefant auch seine Stoßzähne zwischen den Käfigstäben ein, schnaubte verärgert und versuchte sich loszureißen; zuweilen entzündete sich auch das Fleisch um die Stoßzähne. Hammond lebte in der beständigen Angst, sein Elefant könne sterben, bevor Atherton einen Ersatz produziert hatte.
Darüber hinaus verheimlichte Hammond den potentiellen Investoren, daß sich das Verhalten des Elefanten während des Heranwachsens grundlegend verändert hatte. Das kleine Wesen sah zwar aus wie ein Elefant, verhielt sich aber wie ein hinterhältiges Nagetier, war reaktionsschnell und übellaunig. Hammond riet den Leuten, ihn nicht zu streicheln, damit er ihnen nicht in den Finger biß.
Und obwohl Hammond voller Zuversicht von sieben Milliarden Dollar jährlichem Profit ab 1993 sprach, war sein Projekt höchst spekulativ. Hammond zeigte Weitblick und Enthusiasmus, aber es gab keine Garantie, daß sein Plan auch funktionieren würde. Vor allem da Norman Atherton, der Kopf des
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