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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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hörte, die Tür sich innerhalb weniger Sekunden öffnete und wieder schloss.
    Ich ging nach unten. Kirsten und mein Vater saßen am Küchentisch. Vor Kirsten stand ein Teller mit überbackenem Käse; sie hatte ihn nicht angerührt. Ich öffnete den Küchenschrank, um mir ein Glas zu nehmen. Kirsten redete derweil auf unseren Vater ein. »Sie kann einem alles immer ganz wunderbar erklären und hat Mama in null Komma nichts eine Gehirnwäsche verpasst.«
    »Aber nicht in diesem Fall. Du könntest deiner Mutter ruhig etwas mehr zutrauen.«
    Kirsten schüttelte den Kopf. »Whitney ist krank, Papa. Sie isst fast gar nichts mehr, und wenn doch, dann ist ihr Verhalten dabei trotzdem total merkwürdig. Zum Beispiel gibt es gerade mal einen viertel Apfel zum Frühstück. Oder lass es drei Salzstangen zum Mittagessen sein. Drei!
Und
sie ist ständig beim Training. Das Fitnesscenter um die Ecke hat den ganzen Tag geöffnet. Und die ganze Nacht. Manchmal wache ich auf und sie ist weg. Aber ich weiß genau, wo sie steckt!«
    »Vielleicht geht sie ja auch woandershin«, hörte ich meinen Vater sagen.
    »Ich bin ihr gefolgt. Ein paarmal. Sie trabt stundenlang auf dem Fitnessband vor sich hin. Kurz nachdem ich nach New York gezogen bin, hatte ich eine Freundin, deren Mitbewohneringenauso drauf war. Am Ende wog sie vielleicht noch vierzig Kilo. Man musste sie ins Krankenhaus bringen. Ich sage doch, es ist wirklich schlimm!«
    Mein Vater schwieg einen Moment. »Lass uns erst Whitneys Version hören«, meinte er schließlich. »Dann sehen wir weiter. Ach, und Annabel?«
    Ich fuhr zusammen. »Ja?«
    »Du musst doch sicher noch ein paar Hausaufgaben machen   …?«
    »Klar.« Ich trank mein Wasser aus, stellte mein Glas in die Spülmaschine, verschwand rasch wieder nach oben. Zwang mich dazu, die Welt der Parallelogramme zu betreten. Aus dem Nebenzimmer drang die Stimme meiner Mutter, die mit Whitney sprach. Leise, beruhigend. Ich hatte meine Aufgaben fast erledigt, als Whitneys Tür sich wieder öffnete.
    »Ich weiß   …«, sagte meine Mutter. »Vorschlag: Du stellst dich erst einmal unter die Dusche, machst anschließend ein Nickerchen und ich wecke dich zum Abendessen? Dann sieht die Welt sicher schon wieder ganz anders aus.«
    Ich hörte ein Schniefen. Whitney war anscheinend einverstanden. Erneut lief meine Mutter an meiner Tür vorbei. Doch dieses Mal kam sie herein, um nach mir zu sehen.
    »Alles in Ordnung«, verkündete sie. »Mach dir keine Sorgen.«
    Rückblickend bezweifle ich nicht, dass meine Mutter das damals wirklich glaubte. Später erfuhr ich dann, wie Whitney es geschafft hatte, ihr Misstrauen zu zerstreuen. Sie erzählte ihr, sie sei völlig überarbeitet und übermüdet. Und dass sie nur deswegen mehr trainiert und weniger gegessen habe, weil sie eben ein bisschen stämmiger sei alsdie anderen Mädchen, mit denen sie um Jobs konkurrieren müsse. Aber das sei nichts Außergewöhnliches. Whitney behauptete des Weiteren, Kirsten habe nur deswegen den Eindruck, sie esse nichts, weil sie beide einen so unterschiedlichen Rhythmus hätten: Kirsten arbeitete nachts, Whitney tagsüber. Außerdem war Whitney ohnehin der Meinung, dass bei Kirsten noch etwas anderes dahintersteckte als reine schwesterliche Besorgnis. Seit ihrer Ankunft in New York hatte Whitney eindeutig mehr Modeljobs gehabt als Kirsten insgesamt während ihrer ganzen Zeit dort. Was Kirsten möglicherweise in den falschen Hals bekommen hatte und einfach bloß eifersüchtig war.
    »Ich bin nicht eifersüchtig!« Ich hörte ihrer Stimme an, wie sauer Kirsten war. Meine Mutter hatte sich mittlerweile wieder unten in der Küche zu ihr und unserem Vater gesellt. »Merkt ihr nicht, wie sie euch austrickst? Macht endlich die Augen auf!«
    In der Art ging es wohl weiter. Ich bekam jedoch nicht alles mit. Und als ich eine Stunde später zum Essen gerufen wurde, hatte sich die ganze Diskussion in Wohlgefallen aufgelöst. Wir befanden uns wieder brav im Greene-Modus: einfach so tun, als wäre alles in bester Ordnung und nichts gewesen. Und nach außen hin sah es vermutlich auch genau so aus.
    Mein Vater hatte unser Haus   – zum damaligen Zeitpunkt das modernste in der ganzen Nachbarschaft   – selbst entworfen. Jeder nannte es »das Glashaus«, obwohl es gar nicht vollständig aus Glas bestand, sondern nur die Vorderfront. Von außen konnte man das gesamte Erdgeschoss einsehen: das Wohnzimmer mit dem gigantischen, steinernen Kamin in der Mitte, dahinter die

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