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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Wahrheit sagst.«
    »Du kannst mir ruhig glauben. Weil es stimmt.«
    Ich wandte mich ihm zu, sah ihn direkt an. »Wenn ich dich also fragen würde, ob ich in den Klamotten, die ich anhabe, fett aussehe, und du wärst wirklich dieser Meinung   – du würdest es mir sagen? Ins Gesicht?«
    »Ja«, erwiderte er.
    »Würdest du nicht.«
    »Doch. Vielleicht würde ich mich nicht so direkt ausdrücken, aber wenn ich finden würde, dass du nicht gut darin aussiehst   …«
    »Kann gar nicht sein«, warf ich trocken ein.
    »...  
und
sofern du mich gefragt hättest«, fuhr Owen fort, »würde ich es dir sagen. Ich würde es nicht von mir aus ansprechen. Ich bin nicht mit Absicht gehässig. Aber wenn du mich nach meiner Meinung fragst, antworte ich dir wahrheitsgemäß.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich glaubte ihm nach wie vor nicht.
    »Wie schon gesagt, es tut mir einfach nicht gut, wenn ich nicht ehrlich aussprechen kann, was ich denke. Also tue ich das auch nicht. Es hat übrigens gewaltige Vorteile. Denn auch wenn ich dir unter die Nase reibe, dass ich dich für fett halte, schlage ich dir doch zumindest nicht ins Gesicht.«
    »Sind das die beiden einzigen Alternativen?«, fragte ich.
    »Nicht immer. Aber manchmal. Und es ist gut, seine Alternativen zu kennen, oder?«
    Ich merkte, dass ich drauf und dran war zu lächeln, was ich aber irgendwie so daneben gefunden hätte, dass ich lieber den Kopf abwandte. Wir gelangten gerade an ein neuerliches Stoppschild. Vor uns auf unserer Seite parkte ein Wagen, und zwar halb auf der Straße. Erst im nächsten Augenblick realisierte ich, dass es meiner war.
    »Weiter geradeaus?«, fragte Owen.
    »Äh   … nein.« Ich beugte mich vor, berührte mit meiner Stirn fast die Fensterscheibe. Das war Whitney, da am Steuer, ja, ganz bestimmt. Sie hatte eine Hand aufs Gesicht gelegt, ihre Finger bedeckten die Augen.
    »Wohin dann? Rechts? Links?« Owen ließ seine Hand vom Steuer gleiten. »Stimmt etwas nicht?«
    Ich blickte erneut zu Whitney hinüber und fragte mich, was sie da trieb. Warum sie angehalten hatte, obwohl sie noch gar nicht zu Hause, unser Zuhause andererseits in unmittelbarer Nähe war. »Meine Schwester.« Ich nickte in Richtung meines Autos.
    Owen beugte sich vor und sah zu ihr hinüber. »Alles in Ordnung mit ihr?«
    »Nein.« Das mit dem Nicht-Lügen schien ansteckend zu sein, denn meine Antwort kam fast automatisch. Bevor ich überhaupt damit anfangen konnte, irgendwelche anderen Worte zu suchen, um die Situation zu erklären. »Nein, ist es nicht.«
    »Mm.« Owen schwieg eine Sekunde lang. »Möchtest du vielleicht   –«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Fahr da vorne bitte rechts.«
    Er tat es. Ich glitt auf meinem Sitz langsam nach unten. Als wir direkt an Whitney vorbeifuhren, war nicht mehr zu übersehen, dass sie weinte. Ihre mageren Schultern zuckten, die Hand hielt sie immer noch vors Gesicht gepresst. Ich fühlte ebenfalls einen Kloß im Hals   – doch da waren wir auch schon vorbei, ließen sie hinter uns zurück.
    Ich spürte Owens Blick auf mir, als wir das nächste Stoppschild erreichten. »Sie ist krank. Schon eine ganze Zeit lang.«
    »Tut mir leid.«
    Was man eben auf so eine Bemerkung sagt. Sagen sollte. Was jeder darauf gesagt hätte. Nur, das Seltsame daran war: Nach allem, was Owen mir erzählt hatte, war ich mir sicher, dass er es auch so meinte. Richtig ehrlich
meinte
.
    »In welchem Haus wohnst du?«, fragte er mich, als wir in unsere Straße einbogen.
    »Das gläserne da vorne.«
    »Das gläserne   –«, setzte er an, unterbrach sich jedoch, als es in Sicht kam. »Alles klar.«
    Zu dieser Tageszeit brach sich das Sonnenlicht so in den Fensterscheiben, dass sich der Golfplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite eins zu eins im ersten Stock spiegelte. Meine Mutter befand sich im Erdgeschoss; sie stand an der Küchentheke, eilte, als wir in die Auffahrt einbogen, Richtung Haustür, blieb allerdings wieder stehen, als ihr klar wurde, dass ich es war und nicht Whitney. Ich dachte an meine Schwester, die zwei Straßen weiter in meinem Auto hockte, dachte daran, wie sich meine Mutter hier zu Hause Sorgen um sie machte. Da war er wieder, der vertraute, stechende Schlag in die Magengrube. Eine Mischung aus Trauer und Schuldgefühlen.
    »Mannomann«, entfuhr es Owen. »Das ist ja ein Ding.«
    »Menschen, die im Glashaus sitzen.« Ich blickte wieder zu meiner Mutter, die zur Küchentheke zurückgekehrt war und uns beobachtete. Fragte mich,

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