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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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gibt sie uns bestimmt noch ein paar Styling-Tipps.«
    Sie zog mich in Richtung Treppe. Die anderen Mädchenlatschten hinter uns her. »Ist Owen zu Hause?«, fragte ich.
    »Ja, irgendwo treibt er sich rum«, antwortete sie. Wir gingen die Treppe hinauf. Das dunkelhaarige Mädchen lief unmittelbar neben mir her und musterte mich mit ernster Miene. Die anderen drei in meinem Rücken tuschelten und flüsterten. »Du solltest die Bilder sehen, die wir das letzte Mal bei Michelle gemacht haben«, sagte Mallory. »Absolut megagut. Das Motto von dem einen mit mir war ›europäisches Flair‹. Echt die Krönung!«
    »Europäisches Flair?«
    Mallory nickte. »Ich trug Baskenmütze, Faltenrock und hielt ein Baguette in der Hand. Ultracooles Foto, ehrlich.«
    »Ich möchte auch als ›europäisches Flair‹ posieren«, mischte sich das Mädchen in Schwarz ein. »Dieses Kleid ist voll langweilig. Und wie kommt es eigentlich, dass immer du ›elegant in den Feierabend‹ sein darfst?«
    »Ruhe jetzt!«, zischte Mallory. Wir kamen zu einer verschlossenen Tür. Sie baute sich feierlich davor auf, legte in einer dramatischen Geste beide Hände auf ihre Brust. »Okay«, sagte sie. Ihre Wimper war schon wieder verrutscht. »Bist du bereit für die ultimative Model-Erfahrung?«
    Das klang eher abtörnend als vielversprechend. Ich drehte mich um. Die anderen Mädchen starrten mich immer noch an. Ich wandte mich erneut Mallory zu. »Alles klar«, entgegnete ich zögernd.
    Sie drehte am Türknauf, stieß die Tür auf. »Da sind wir«, sagte sie. »Und? Was sagst du nun?«
    Gar nichts mehr. Mir fehlten im Prinzip die Worte. Sämtliche Wände waren vom Boden bis zur Decke mit Bildern aus Zeitschriften beklebt. Model an Model, Werbungan Werbung, Promi an Promi. Da hingen Blonde, Brünette, Rothaarige. Haute Couture, Abendgarderobe, Freizeitmode, Glamourfummel. Ein wunderschönes Gesicht mit hohen Wangenknochen neben dem nächsten. In dieser Pose, jener Pose   – jeder Pose. Es gab so viele Bilder, Magazinausschnitte und sich überlappende Ecken, dass man nicht einmal mehr die Wand darunter sehen konnte.
    »Und?«, wiederholte Mallory. »Wie findest du das?«
    Ehrlich gesagt, ich war von dem Anblick total überwältigt. Und als sie mich jetzt mit sich zog, dichter an die Wand heran, und auf ein spezielles Gesicht deutete, fühlte ich mich wie erschlagen, konnte kaum noch richtig gucken. Erst nachdem ich näher rangegangen war, erkannte ich, dass sie auf eines meiner eigenen Fotos zeigte.
    »Schau mal. Das ist aus dem Lakeview-Kalender vom letzten Jahr, als du der April warst und neben den Reifen fotografiert worden bist. Weißt du noch?«
    Ich nickte. Sie zog mich ein Stückchen weiter nach rechts, deutete auf ein anderes Bild. Mallorys Freundinnen hatten sich mittlerweile im Raum verteilt. Die beiden Rothaarigen fläzten sich auf dem Bett und blätterten Zeitschriften durch, die hier stapelweise rumlagen; die Blonde und das dunkelhaarige Mädchen kabbelten sich um den Stuhl, der vor der Frisierkommode stand.
    »Und hier   …« Mallorys Zeigefinger schwebte Millimeter über der Wand. »Deine
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. Habe ich aus dem Programmheft eines Basketballspiels an der Uni, bei dem ich letztes Jahr war. Deine Haare waren blonder als jetzt, siehst du?«
    »Stimmt«, erwiderte ich. Außerdem sah ich ziemlich orange aus, fand ich. Komisch, das Shooting hatte ich völlig vergessen. »Die
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    Wieder zog Mallory mich weiter, dieses Mal in die andere Richtung. Die Fotos verschwammen im Vorbeigehen vor meinen Augen. In der hinteren, linken Ecke des Zimmers blieb sie stehen. »Aber das hier ist mein absolutes Lieblingsbild. Deswegen hängt es gleich hier neben meinem Bett.«
    Ich beugte mich vor: eine Collage von Fotos aus dem Werbespot zum Schulanfang, den ich fürs
Kaufhaus Kopf
gedreht hatte. Ich in Cheerleader-Uniform, ich auf der Parkbank mit den anderen Mädchen im Hintergrund, ich an einem Pult, ich in den Armen des gut aussehenden Jungen im Smoking. »Woher hast du denn die Fotos?«, fragte ich.
    »Aus dem Fernsehen«, antwortete Mallory stolz. »Ich habe den Werbespot aufgenommen, auf CD gebrannt, die hochgeladen und die Bilder auf meinem Computer gespeichert. Cool, was?«
    Ich ging noch näher ran, betrachtete die Ausdrucke noch eingehender. Dabei dachte ich   – wie jedes Mal, wenn ich den eigentlichen Spot gesehen hatte   – an jenen Tag im April, an dem wir gedreht hatten. Ich war eine andere gewesen, damals.

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