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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Alles war anders gewesen, damals.
    Mallory ließ meine Hand los und beugte sich neben mir vor, um die Computerausdrucke ebenfalls ganz genau zu betrachten. »Ich fahre total auf diese Werbung ab«, meinte sie. »Von Anfang an. Zuerst wegen des Cheerleader-Outfits, auf so was stand ich nämlich im Sommer total. Aber dann gefielen mir allmählich einfach alle Klamotten, die du anhast, und die Geschichte   ... Ich meine, die Geschichte ist einfach super.«
    »Die Geschichte.«
    »Ja.« Sie wandte sich mir zu, sah mich an. »Du weißtschon: dass du dieses Mädchen bist und nach den Sommerferien, die natürlich auch toll waren, in die Schule zurückkommst.«
    »Ach ja, klar.«
    »Es geht ganz normal los, eben mit allem, was so passiert, wenn die Schule wieder anfängt. Du gehst zu Sportveranstaltungen, jubelst deiner Mannschaft zu. Lernst für Prüfungen, hängst mit deinen Freundinnen auf dem Schulhof ab.«
    Mit meinen Freundinnen auf dem Schulhof abhängen
, dachte ich im Stillen.
Aha.
    »Aber dann hört der Spot mit dem Ball auf, bei dem du diesen scharfen Jungen abbekommst, was bedeutet, dass der Rest des Jahres noch viel besser sein wird. Ein gutes Omen eben.« Mallory seufzte. »Dein Leben ist einfach toll in der Geschichte, du kannst all diese coolen Sachen tun. Alles, was man auf der Highschool eben macht. Du bist wie   –«
    Ich betrachtete Mallory von der Seite. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem Bild entfernt, sie war vollkommen darauf fixiert. Ich dachte an die Worte des Regisseurs. »Das Mädchen, das alles hat«, sagte ich.
    Mallory hob den Kopf, um mir ins Gesicht blicken zu können, und nickte. »Genau«, bestätigte sie.
    Am liebsten hätte ich ihr gesagt, dass der Schein trog. Dass ich vollkommen anders war als das Mädchen, das alles hatte; dass ich dem Mädchen auf den Fotos nicht einmal mehr annähernd glich   – sofern das überhaupt je der Fall gewesen war. In der Realität führte doch kein Mensch ein Leben, bei dem sich die guten, großen, perfekten Momente nahtlos aneinanderreihten. Besonders ich nicht. Wenn man eine Reihe von Schnappschüssen über meinetatsächlichen Erfahrungen zu Schuljahresbeginn machen würde, sähe die ziemlich anders aus: Sophies hübscher Mund, der hässliche Worte aussprach; Will Cash, der mich angrinste; ich allein hinter dem Schulgebäude, ins Gras kotzend. So sah die Wahrheit über meine Rückkehr in die Schule nach den Sommerferien aus. Die Geschichte meines Lebens.
    Auf dem Flur waren Schritte zu hören, gefolgt von einem schweren Seufzer. »Mallory, ich habe dir doch gesagt, wenn du möchtest, dass ich Fotos mache, lass uns endlich anfangen damit. Ich muss die Sendung noch vorbereiten und habe nicht   …« Ich stand auf. Owen erschien im Türrahmen und machte große Augen, als er mich bemerkte. »...   die ganze Nacht Zeit.   – He, was machst du denn hier?«
    »Sie ist gekommen, um mich zu besuchen«, antwortete Mallory.
    Owen kniff die Augen zusammen. »
Deswegen
bist du hier?«
    »Und
du
hilfst den Mädchen bei ihrem Shooting?«, konterte ich.
    »Nein«, erwiderte er. »Ich mache bloß   –«
    »Für die Gruppenaufnahmen brauchen wir einen Fotografen«, erklärte Mallory. »Und jetzt haben wir auch noch eine Stylistin. Perfekt!« Sie klatschte in die Hände. »Okay, alle nach unten auf ihre Positionen. Wir machen erst die Gruppenfotos, danach die Individualshots. Wer hat die Liste?«
    Das dunkelhaarige Mädchen stand von dem Stuhl vor der Spiegelkommode auf und zog ein gefaltetes Stück Papier aus ihrer Tasche. »Hier.«
    »Spuck’s schon aus«, meinte Owen zu mir, während Mallorydem Mädchen den Zettel aus der Hand nahm. »Warum bist du wirklich hier?«
    »Mode ist fester Bestandteil meines Lebens, das weißt du doch.«
    Mallory räusperte sich: »Zuerst ›lässig, aber smart‹.« Sie deutete auf die beiden Rothaarigen. »Danach ›klassisch im Büro‹, ›elegant in den Feierabend‹ und am Schluss ›formelle Abendgarderobe‹.«
    »›Traumverlobung‹!« Blondie war unerbittlich.
    »Alle nach unten, macht schon!«, verkündete Mallory.
    Die Rothaarigen standen vom Bett auf und gingen Richtung Tür, das dunkelhaarige, schwarz gekleidete Mädchen im Schlepptau. Die Blonde nahm sich vergleichsweise viel Zeit und warf mir, als sie an mir vorbeikam, einen schrägen Blick von der Seite zu.
    »Hi, Owen«, zwitscherte sie. Der Saum ihres Kleides schleifte über den Teppich.
    Owen nickte ihr eher desinteressiert zu. »Hallo, Elinor.«

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