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Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
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auf das runde Mädchen zu.
    Milan zögerte noch, aber es war aussichtslos. Wenn er sich länger weigerte, würde er nur verlieren. Also biss er in den sauren Apfel und ging unsicher auf das Mädchen zu. Er blieb vor ihr stehen.
    »Äh, hallo ...«, fing er zaghaft an. Das Mädchen schaute ihn mit einem Blick aus Überraschung und Schreck an. »Möchtest du mit mir tanzen?«, fragte er und wartete gespannt auf ihre Reaktion.
    Das Mädchen schaute Milan ungläubig an. Sie stammelte etwas, das Milan nicht verstehen konnte, und kicherte vor sich hin. Die älteren Damen neben ihr ermutigten sie, die Einladung anzunehmen. Schließlich stand sie auf. Milan, der eigentlich auf eine höfliche Ablehnung gehofft hatte, ging mit ihr auf die Tanzfläche. Die Männergruppe zeigte begeistert auf das neue Tanzpaar. Auch Themba, der mit seiner Braut tanzte, schaute herüber. Er lächelte erfreut und nickte Milan anerkennend zu. Sogar Zeni konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn jemand vorher daran gezweifelt hatte, ob Milan in ihre Gemeinde passen würde, mussten spätestens jetzt alle Zweifel ausgeräumt sein.
     
    Die Feier ging stundenlang weiter. Die Stimmung war heiter. Der Alkohol floss reichlich. Es wurde endlos getanzt. Auf der Tanzfläche fand sich Milan bald mit seiner Freundin Zeni wieder. Nachdem sie so viel getanzt hatten, dass sie beide schweißgebadet waren, gingen sie nach draußen an die frische Luft. Hinter der Kirche machten sie Hand in Hand einen Spaziergang.
    »Geht es dir jetzt besser?«, fragte Zeni.
    »Ja. Danke.«
    Zeni lächelte scheu. »Aber du sagst mir schon irgendwann, was dich beschäftigt, oder?«
    Milan nickte. »Das mache ich.«
    Dann blieb Zeni stehen. Milan auch. Er schaute seine Freundin lange und voller Bewunderung an. Sein Herz raste. Sie war so schön. Er hob langsam seine Hand und berührte zärtlich ihre Wange. Dann beugte er sich vor und küsste sie zum ersten Mal.
    Als später die Nacht anbrach, gingen sie in die große Halle zurück. Sie setzten sich an die Seite und schauten von dort aus den Feierlichkeiten zu. Thembas Schwester war immer noch voll in Schwung. Seit ihrem Auftritt mit Milan wollte jeder mit ihr tanzen.
    Für manche älteren Gäste wurde es Zeit. Sie verabschiedeten sich vom frisch vermählten Ehepaar und gingen nach Hause. Milan überlegte, ob er sich nicht auch auf den Heimweg machen sollte. Er war noch nie im Dunkeln in Khayelitsha unterwegs gewesen, geschweige denn an einem Samstagabend, wenn sich viele Menschen in den Shebeens aufhielten und betrunken waren. Seine Eltern hatten angeboten, Milan zur Hochzeit zu fahren und ihn auch abzuholen, aber das wollte Milan nicht. Stattdessen hatte er ihnen versprochen, nicht allzu spät nach Hause zu kommen. Als Xolani Milan fragte, wie er hergekommen sei, war er überrascht über die Antwort.
    »Mit ’nem Roller?!«, er pfiff durch die Zähne. »Aber du übernachtest hier, oder?«
    »Nein. Ich fahre nach Hause.«
    » Eish! «, staunte er. »Dann tu mir einen Gefallen: Bleib nicht an den roten Ampeln stehen.«
    Kurz bevor er sich verabschieden wollte, sah Milan vier zwielichtige Männer, die am Eingang auftauchten. Sie fielen ihm auf, weil sie offensichtlich nicht zur Hochzeitsfeier eingeladen waren. Sie trugen keine Anzüge, sondern lange Jacken, darunter karierte Hemden und Khakihosen. Ihre Hände waren mit Ringen geschmückt. Sie ließen die hinausgehenden Gäste vorbei, suchten den Raum ab und gingen auf den Tisch des Brautpaares zu. Dort saß der grauhaarige Vater von Themba Mbete ganz allein. Er schaute zu, wie seine Frau mit ihrem Sohn tanzte. Die Männer umzingelten den alten Mbete. Einer von ihnen beugte sich vor und flüsterte dem Familienvater etwas ins Ohr. Herr Mbete nickte, griff in seine innere Jackentasche und zog einen Umschlag hervor. Er überreichte das Kuvert und die Männer zogen sich zum Ausgang zurück. Themba Mbetes Vater schaute ihnen starr hinterher.
    »Was sind das für Typen?«, fragte Milan Zeni und deutete mit dem Kopf auf die vier Männer, die gerade den Saal verließen.
    Zeni verzog das Gesicht. »Das sind Tsotsis«, zischte sie. »Sie kassieren bestimmt Geld für die Eheschließung.«
    Milan runzelte perplex die Stirn. »Warum kriegen sie dafür Geld?«
    Zeni schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Sie kriegen immer Geld. Egal wofür. Sonst bezahlt man anders.«
    Milan nickte besorgt. Hoffentlich würde er ihnen nicht gleich selbst über den Weg laufen. Er beschloss, noch ein bisschen

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