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Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
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haben uns lange nicht gesehen.«
    Milan blickte erstaunt von Herrn Stein zu seinem Großvater, der hinter ihm das Zimmer betrat.
    »Wie? Ihr kennt euch?«, fragte er fassungslos. Weder Stein noch sein Großvater hatten je erwähnt, dass sie sich kannten.
    »Klar kennen wir uns«, bestätigte Werner. Er nahm eine offene Zigarettenschachtel von der Anrichte und setzte sich auf das Sofa. Er zog eine Zigarette heraus und zündete sie an. Er inhalierte tief. »Früher kannte sich jeder hier in der deutschen Gemeinde.«
    Milan schlug das Herz bis zum Hals. »Warum hast du mir das nie gesagt?«
    Werner blies kräftig den Rauch aus seiner Lunge und winkte genervt ab. »Wieso soll ich mich an irgendeinen verdammten Herrn Stein erinnern? Es ist über dreißig Jahre her! Ich bitte dich. Wie sollte ich wissen, dass du ihn meintest?« Werner zeigte auf den Mann, der ihm gegenüberstand. »Stein ist nicht gerade ein ungewöhnlicher Name.«
    Milan wendete sich jetzt seinem Lehrer zu. »Und Sie? Warum haben Sie mir nichts davon erzählt?«
    »Ich habe deinen Großvater damals nur mit Vornamen gekannt. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ihr verwandt seid. Dann hast du heute Vormittag zum ersten Mal seinen Namen genannt. Als du vom Umzug gesprochen hast. Opa Werner hast du gesagt. Also habe ich gedacht, vielleicht ist er tatsächlich der Werner, den ich von damals kannte.«
    Milan musterte Steins Gesicht aufmerksam. Keinerlei Anzeichen einer Lüge. Wie immer strahlte er eine stille Autorität aus.
    »Und deswegen sind Sie jetzt hier?«, fragte Milan skeptisch.
    »Ja. Es fiel mir erst viel später ein. Da warst du schon in Khayelitsha. Ich habe gedacht, ich schaue mal vorbei.«
    »Einfach so?«
    Stein wirkte überrascht. »Ja. Einfach so. Du hattest mir doch gesagt, wo Werner jetzt wohnt.«
    Milan schaute weg. Wenn alles wirklich so war, warum hatte sein Großvater ihn nicht in die Wohnung lassen wollen? Außerdem wirkte Milans Großvater ziemlich nervös. Er rauchte und schaute starr auf den vollen Aschenbecher vor sich. Eine Flasche Whisky und zwei Gläser standen ebenfalls auf dem Couchtisch. Ein Glas war noch halb voll mit dem braunen Getränk. Neben der Flasche lag die afrikaanssprachige Zeitschrift Die Spieël , ein Stift und ein Block mit gelben Klebezetteln.
    Milan musterte seinen Großvater. »Stimmt das, Opa?«, hakte er unzufrieden nach. »Ihr kanntet euch wirklich?«
    »Klar stimmt das«, erwiderte Werner mürrisch und nahm das halb volle Glas Whisky in die Hand. Er kippte das Getränk in einem Zug hinunter. »Vor dreißig Jahren war die deutsche Gemeinde viel kleiner und enger verbunden als heute. Ich habe Kurt bestimmt drei-, viermal im Jahr getroffen, ich bin regelmäßig zu den Treffen nach Kapstadt gefahren. Oder in die Sankt Martini Kirche an Weihnachten. Irgendwann haben wir uns allerdings aus den Augen verloren.«
    Milan nickte und dachte nach. Auch Werners Darstellung hörte sich plausibel an. Er wollte seinen Großvater gerade fragen, warum er ihn denn nicht reinlassen wollte, als Herr Stein einen Blick auf seine Uhr warf. »Es ist ziemlich spät. Ich muss jetzt gehen.«
    Schweigend schaute Milan zu, wie der Lehrer sein Stoffsakko mit dem vertrauten Fischgrätmuster vom Sessel aufhob und es anzog. Werner drückte seine Zigarette aus und stand vom Sofa auf.
    »Es war sehr schön, dich wiederzusehen, Werner«, sagte Stein herzlich und gab Milans Opa die Hand.
    »Dich auch, Kurt. Dich auch.«
    »Vielen Dank für den Drink«, fügte Stein hinzu und deutete mit dem Kopf auf die Whiskyflasche. »Trink die bloß heute nicht aus!«
    »Keine Sorge«, murmelte Werner. »Ich bin zu alt für so was.«
    Werner ging zur Wohnzimmertür. Stein wandte sich an Milan. »Auf Wiedersehen, Milan. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Wir sehen uns am Montag in der Schule.«
    Herr Stein gab Milan die Hand. Sein Griff war fest, seine Handfläche zäh und feuchtkalt. Er klopfte seinem Schüler auf die Schulter, als wollte er ihn trösten, und folgte Werner Julitz aus dem Raum. Kurz darauf hörte Milan, wie Werner die Wohnungstür hinter sich schloss. Als sein Großvater das Zimmer wieder betrat, ließ sich Milan niedergeschlagen auf das Sofa fallen.
    »Und, mein Junge?«, sagte Werner. »Kann ich dir auch etwas anbieten?«
    »Gerade nicht, danke«, sagte Milan mit Blick auf die Whiskyflasche auf dem Couchtisch. Erst dann fiel ihm auf, dass aus nur einem der beiden Whiskygläser getrunken wurde. Das zweite Glas war vollkommen

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