Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
den Weg trauen kann und wem nicht. Was Papa jetzt braucht, ist ein richtig feiner Gedankensprung. Und dazu muss Papa seinen Gedanken auf die Sprünge helfen, sonst wird das nichts. Und bevor du fragst: Nein, ich bin keiner von den Waschlappen, denen von ein bisschen Sprit die Äuglein zufallen, so wie bei dir. Ab drei, vier Promille dreh ich erst richtig auf.« Er setzte die Flasche an.
»Aber mir vertraust du doch?«, fragte Bruno wie eine treusorgende Frau, die wissen wollte, ob ihr Mann sie noch liebte, obwohl sie ihn gerade bei der Fleischbeschau im StellarWeb erwischt hatte.
»Klar.« Pollock rülpste und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Du hängst jetzt ja genauso in dieser Scheiße mit drin.« Zum ersten Mal, seit er im Guilty Pleasure aufgelaufen war, senkte er die Stimme. »Aber weißt du, wem ich nicht mehr vertraue? Unserer gemeinsamen Freundin mit der Tolle.«
»Miss Presley?«, zeigte sich Bruno entsetzt. »Aber wieso nicht?«
Pollock signalisierte dem Beta durch eine knappe Geste, dass dieser sich bitte noch kurz gedulden sollte, und kramte dabei sein Diktafon aus der Manteltasche. »Hi, Madonna, ich bin’s.« Er hielt sich das kleine Gerät so dicht an den Mund, als wollte er es auffressen. »Der Mann, den du nach At Lantis geschickt hast. Nur eine kleine harmlose Mission. So als guter Neustart für einen Relaunch seiner Karriere, die ein wenig ins Stocken geraten ist. Erinnerst du dich? Falls nicht, hab ich da noch einen Tipp. Das ist zufällig derselbe Mann, dem man vor ein paar Stunden gesagt hat, dass da wer in seinen grauen Zellen rumgefuhrwerkt hat. Und nicht auf die nette Weise, wie ihr durchgestyltes Partyvolk das bei euch machen lasst, so für längere Orgasmen und intensivere Rauscherlebnisse und gesteigerte Farbwahrnehmung und so einen Käse. Nein, stell dir vor, es sieht ganz danach aus, als hätte man mir unter der Hand die eine oder andere Verhaltensregel für den Notfall eingepflanzt, von der ich bisher nichts wusste. Echt unhöflich. Und jetzt kommt der Knaller: Es sieht auch noch so aus, als wärt ihr das gewesen! Was sagt man dazu? Ich sag dazu: Ich würde mich über einen Rückruf freuen. Natürlich nur, wenn du die Zeit dafür findest. Ist ja nicht dringend oder so. Ihr habt ja bestimmt dafür gesorgt, dass ich keine echten Dummheiten machen kann, hm?« Seine nächsten Worte kamen schnell und hart wie Schüsse aus einer alten .45er. »Ran ans Rohr! Meine Nummer hast du ja, du Schlampe!« Er steckte das Diktafon weg. »So, das wäre erledigt.«
»Kann es sein, dass du einen Fehler machst?«, fragte Bruno.
»Unwahrscheinlich.« Pollock schürzte die Lippen. »Aber erklär es mir spaßeshalber.«
»Wer hat die Untersuchungen durchgeführt, die diese zweite kognitive Matrix in deinem Hirn aufgedeckt hat?«
»Na, Esquirol, nehme ich mal an.« Verdammt … Pollock wollte sich im Augenwinkel kratzen und stieß gegen sein Datenmonokel. »Esquirol …«
»Dem du bei eurem letzten Treffen etwas zu nahe getreten bist, wenn ich mich recht entsinne«, sagte Bruno.
Ups. »Du meinst, diese Nullpe wollte mir eins auswischen?«
Bruno wackelte bedächtig mit dem Kopf. »Es ist doch zumindest denkbar, dass er versucht hat, dich vor Lantis bloßzustellen. Vielleicht wollte er dich als eine Art Schläferagent von Alliance diskreditieren.«
»Hm.« Denkbar ist alles … »Wenn, dann war es ein Schuss in den Ofen.« Er trank einen großzügigen Schluck Rum. »Und es beweist nur, dass ich tatsächlich niemandem hier trauen kann.«
»Doch«, sagte Bruno eindringlich. »Mir.«
»Ja, ja. Das hatten wir doch eben schon.« Pollock winkte gelangweilt ab. »Ich bin Don Quijote, und du bist mein Sancho Pansa.« Ein Hoch auf klassische Literaturverfilmungen für den Cube! »Gemeinsam hacken wir alle Windräder um, die uns in die Quere kommen.«
Auf Brunos Stirn kräuselte sich eine einzige Falte, seine Tasthaare zuckten und sein Mund zog sich über seinen Nagezähnen zu einem spitzen Rund zusammen. »Das ist nicht fair, Pollock. Ich habe dir das Leben gerettet.«
»Oh, ja.« Pollock tastete unbewusst nach seiner Schläfe. »Das. Also …« Komm schon, Ehre, wem Ehre gebührt. »Ich schulde dir was.«
»Ja, genau«, knurrte Bruno. »Dein Leben zum Beispiel. Und dafür darf ich mir anhören, dass du nur von Feinden umringt bist.«
Pollock betrachtete sein verzerrtes Gesicht in der Rundung der Rumflasche. »Wie geht’s dir damit?«
»Dass ich dir das Leben gerettet habe? Blendend.
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