Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
Brasilia. Ich treffe mich da mit jemandem, der mir erstens was darüber erzählen kann, wieso meine Ermittlungen damals auf Gambela so krachend in die Hosen gegangen sind. Und bevor du dich jetzt aufregst: Zweitens verspreche ich mir von meinem Ausflug sensationelle Erkenntnisse für den aktuellen Fall. Du hattest nämlich Recht. Es gibt da offensichtlich eine Verbindung.« Und es kann sehr gut sein, dass ich gerade in eine richtig simpel gestrickte Falle hineintappe, aber es wäre nicht die erste in meinem langen Leben. Er senkte die Stimme von einem Murmeln zu einem Flüstern. »Und wenn ich rauskriege, dass das nicht nur eine unschuldige Vermutung war, mit der du zufällig ins Schwarze getroffen hast, versohle ich dir ordentlich den Hintern. Bis dahin.«
Er steckte das Diktafon weg und schaute zu Mindy, die eine professionell unbeteiligte Miene aufgesetzt hatte. Okay, Junge. Du bist nicht im Vollbesitz deiner Flirtkräfte, aber sag trotzdem was. Alles ist besser, als darüber nachzudenken, ob morgen um diese Zeit jemand deine Organe als Sonderangebot auf dem Schwarzmarkt verschleudert. Das Piepen seine Multibox bewahrte ihn vor einer Blamage. Na also, Madonna, geht doch! Er nahm den Anruf an, ohne hinzusehen. »Befürchtet da etwa wer, sein Stern könnte in meiner Gunst sinken?«
»Was? Pollock? Bist du dran?«
Das ist nicht Madonnas Stimme! »Cleo?«
»Ja. Was hast du denn gedacht?« Das kleine Display der Multibox reichte völlig aus, um die Ungehaltenheit der Betarechtlerin zu transportieren. »Was machst du in einem Gleiter nach Brasilia?«
»Woher weißt du, wo ich hinwill?«
»Dein Partner macht sich Sorgen«, sagte Cleo, die soweit man dem Bildausschnitt trauen konnte, nichts weiter als ihren roten Morgenmantel am Leib hatte. »Völlig zu Recht.«
»Bruno hat bei dir angerufen?«
»Nein, ich bei ihm.«
»Oh.« Glück für ihn!
»Kehr um, Pollock. Sofort.« Cleo senkte den Blick. »Bitte. Mir zuliebe.«
»Wieso sollte ich das tun?«
»Was, wenn es eine Falle ist?«
»Für wie doof hältst du mich, dass ich darauf noch nicht selbst gekommen bin?« Er lachte auf. Moment … »Oder willst du mir gerade sagen, du weißt , dass es eine Falle ist?«
»Pollock … ich …«
»Hat einer von deinen Terrorkontakten dir was in dieser Richtung gesagt? Ist es Pride Fur?«
Cleo suchte seinen Blick. »Ich kann dir nur sagen, dass ich den toten Bullen nicht für einen Mörder halte.«
»Das reicht mir nicht.« Verarschen kann ich mich allein. »Vielleicht hast du ja auch selbst ein paar gute, ganz persönliche Gründe, dass ich nicht in Brasilia aufkreuze. Ich lass mich da wohl am besten überraschen.«
»Halt, Pollock, ich …«
Den Rest hörte er schon nicht mehr, weil er die Verbindung unterbrochen hatte. Er schüttelte den Kopf. »Unglaublich. Was für eine Schl…« Gerade noch rechtzeitig fiel ihm auf, dass er laut dachte. Er klappte den Mund zu und lugte zu Mindy.
Die Stewardess, die während Pollocks Auseinandersetzung mit Cleo dezent aus dem Fenster geschaut hatte, hatte ganz offenbar feinste Antennen und ein zielsicheres Gespür, was die Bewegungen ihrer Gäste anbelangte: Sie blickte ihn an und schenkte ihm ein Lächeln, wie es neutraler nicht hätte sein können.
»Ich bin nicht immer so«, sagte Pollock. »Ich habe größten Respekt vor Frauen.«
»Natürlich, Sir«, antwortete Mindy. »Noch einen Kaffee?«
53
02.10.3042 A.D., 04:57
System: Sol
Planet: Erde
Ort: Lantis Island, ehemalige Residenz von Colt Nadar
»Du hast echt Nerven, dich bei mir zu melden.«
An der Stellung der Tasthaare und dem Muster der Falten auf der Stirn seines Artgenossen war für Bruno leicht zu ersehen, dass sich Roderick tatsächlich nicht übermäßig freute, sein Tankgeschwister wiederzusehen. Wären sie im selben Raum und nicht ein paar Tausend Kilometer voneinander entfernt gewesen, hätte Bruno Rodericks Verärgerung sogar riechen können. Da Verärgerung das satte Aroma eines Haufen Dung besaß, wertete Bruno es nicht als Verlust, nur per Multibox mit Roderick zu sprechen.
»Babette meinte, du könntest mir weiterhelfen«, rechtfertigte er sich schwach. »Sonst würde ich dich gar nicht belästigen.«
Roderick, der für einen Nacktmullbeta ein beachtliches Gewicht auf die Waage brachte, blies ächzend die Backen auf. »Sei froh, dass ich im Gegensatz zu dir weiß, was sich für unsereins gehört. Ich halte mich an die Tradition.«
»Unsereins« waren in diesem Fall sämtliche Nacktmullbetas, die
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